Am Freitagabend war man eigentlich noch davon ausgegangenen, dass die Mannschaft, die Bundestrainer Julian Nagelsmann in das finale Testspiel gegen Griechenland schickt, auch jene ist, die als Startelf in die Europameisterschaft starten wird. Antonio Rüdiger und Toni Kroos sind nach dem Champions-League-Erfolg von Real Madrid zum DFB-Team gestoßen und komplettierten die nominell beste Mannschaft. Oder?
Nach dem knappen 2:1-Sieg bestätigte Nagelsmann zwar, dass die erste Elf "ungefähr so aussehen" werde, sie sei aber keineswegs "in Stein gemeißelt". Und weiter: "Wir haben 13 Spieler, die für die Startelf infrage kommen."
Einer der Spieler, die zur Disposition stehen könnten, ist Maximilian Mittelstädt. Darüber hinaus scheinen nur Kai Havertz und Robert Andrich als austauschbar zu gelten. Im März wurde Mittelstädt erstmals in den Kader der deutschen Nationalmannschaft berufen, seitdem hat er allerdings alle vier Spiele von Anfang an bestritten.
Weil er aber erst verhältnismäßig neu dabei sei, wolle er sich "noch nicht als absoluten Stammspieler" bezeichnen, sagte Mittelstädt im Gespräch mit dem "Kicker". Das jüngste Vertrauen gebe ihm dennoch "das Gefühl, dass ich der Mannschaft als Teil der Startelf helfen kann".
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Anlässlich seiner erstmaligen Berufung in die Nationalmannschaft hatte Julian Nagelsmann Mittelstädt mit Lob überhäuft.
Er sei "aktuell der stabilste Linksverteidiger der Bundesliga: offensiv extrem gut, defensiv hat er sich unglaublich gesteigert", sagte der Bundestrainer im März. "Er ist auch statistisch gesehen der mit Abstand beste Linksverteidiger in der Bundesliga und einer der Top-4-Linksverteidiger der Welt. Sprich: Das ist nicht nur ein subjektiver Eindruck, sondern auch belegbar mit Daten."
Gegenüber dem "Kicker" sagte Mittelstädt nun, dass er die Statistik nicht gekannt habe, "aber als ich den Satz auf der Pressekonferenz gehört habe, war ich schockiert". Druck würde er bei solchen Aussagen jedoch nicht verspüren: "Diese Dinge geben mir ein gutes Gefühl und noch mehr Selbstvertrauen."
Dass Mittelstädt nun als aussichtsreicher Kandidat für die Startelf in die EM geht, ist umso erstaunlicher, wenn man beachtet, dass der gebürtige Berliner noch vor knapp einem Jahr mit Hertha BSC als Reservespieler abgestiegen ist. Er habe "alles bei Hertha geliebt", sagte Mittelstädt nun, der Wechsel nach Stuttgart sei dennoch der richtige Schritt gewesen.
"Im rein sportlichen Bereich hatten wir beim VfB die ganze Saison über totale Ruhe", sagte Mittelstädt. Das sei in Berlin anders gewesen:
Hinzukomme, sagte Mittelstädt, "dass der Lehrling im eigenen Haus immer der Lehrling bleibt". Es sei für ihn an der Zeit gewesen, "und die beste Entscheidung".