Lena Oberdorf ist zurück im Kreise der deutschen Nationalmannschaft. Am Dienstag verkündete das DFB-Team den Kader für die beiden anstehenden Spiele in der Nations League gegen die Niederlande und in Österreich. Bundestrainer Christian Wück hat dabei auch die Mittelfeldspielerin nominiert.
Die 23-Jährige hatte sich am 16. Juli des vergangenen Jahres das Kreuzband gerissen, konnte seither weder für den FC Bayern noch für die DFB-Frauen ein Pflichtspiel absolvieren. Sie selbst, aber auch Wück hatten trotzdem stets betont, weiter fest an eine EM-Teilnahme in diesem Sommer zu glauben.
Gänzlich sicher ist diese nun noch nicht, die Rückkehr in den Kader zu den Spielen in der Nations League aber ist ein großer Schritt. "Wir wollen ihr die Möglichkeit geben, sich auf ihrem Niveau zu präsentieren. Wir wollen ihre Trainingsleistung mit eigenen Augen beurteilen, sie ist zu 100 Prozent einsatzfähig", sagte der Bundestrainer bei einer Medienrunde am Dienstag.
Der Austausch mit dem FC Bayern sei eng, es solle nun Schritt für Schritt vorangehen. Aber, das ist auch klar: "Sie wäre nicht hier, wenn ich ihr nicht eine wichtige Rolle zuweisen würde." Es gehe darum, "das beste Team für eine EM zusammenzustellen – auch über die erste Elf hinaus". Alles natürlich unter der Prämisse, dass sich Oberdorf bei der kommenden Maßnahme fit genug präsentiert.
Daran könnte es nach fast einjähriger Pause durchaus Bedenken geben, zumal die Europameisterschaft auch kaum Zeit für Verbesserungen liefert. Almuth Schult aber kann das Vorgehen des Bundestrainers "gut nachvollziehen", wie sie im watson-Gespräch erklärt. Dabei verweist die langjährige Nationaltorhüterin und heutige ARD-Expertin auf ein gutes Beispiel aus der deutschen Vergangenheit:
Der Mittelfeldmann hatte sich 2013 ebenfalls das Kreuzband gerissen, war aber nur ein halbes Jahr ausgefallen und hatte im Saisonfinale mit Real Madrid auch noch drei Spiele absolviert. Was er hingegen mit Lena Oberdorf gemein hat(te), ist die Bedeutung für die Mannschaft.
"Lena Oberdorf hat eine außergewöhnliche Qualität und mehrere Turniere mitgemacht", betont Schult. Gerade Turniererfahrung sei ein wichtiger Faktor. Überdecken könne diese Erfahrung aber auch nicht alles. Die Nationalspielerin müsse "wirklich fit sein", nicht nur im Interesse der Mannschaft:
Vor dem Hintergrund könnte die Einordnung von Wück, eine erstklassige Mannschaft zusammenstellen zu wollen, die auch auf der Bank hervorragend besetzt ist, etwas den Druck von Oberdorf nehmen. Der Bundestrainer machte deutlich, dass die 23-Jährige nicht direkt Stammspielerin sein muss. "Ich bin auch nicht so blauäugig, eine Lena Oberdorf als Stammspielerin einzuplanen."
Auch Schult will ein Szenario mit Lena Oberdorf auf der Bank nicht ausschließen. "Man kann während eines Turniers die Spielpraxis sammeln und dann ein Halbfinale entscheiden", sagt sie.
Bis dahin ist es für Lena Oberdorf noch ein weiter Weg. Erst einmal muss sie den ersten Schritt gehen und sich im Training bei den DFB-Frauen empfehlen. Das Comeback bei einem Pflichtspiel im Rahmen der Nations League gegen die Niederlande (30. Mai) oder in Österreich (3. Juni), ist dann der nächste Schritt.