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DFB-Frauen: Nicole Anyomi appelliert an Bundestrainer Christian Wück

Nicole ANYOMI GER Gestik, Geste, Fussball Laenderspiel der Frauen, Deutschland GER - Australien AUS 1:2, am 28.10.2024 in Duisburg/Deutschland.
Nicole Anyomi hat bisher 27 A-Länderspiele für das DFB-Team absolviert. Bild: IMAGO images / Sven Simon
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DFB-Frauen: Anyomi bietet sich bei Wück für weitere Positionen an – "bin flexibel"

Keine Spielerin war in der abgelaufenen Bundesliga-Saison an mehr Toren direkt beteiligt als Eintracht Frankfurts Nicole Anyomi. Für das DFB-Team ist sie dennoch zuletzt im Oktober 2024 aufgelaufen. Mit watson hat die Stürmerin über ihren Austausch mit dem Bundestrainer gesprochen, mit einem Vorurteil ausgeräumt und einen legendären Spitznamen verraten.
13.05.2025, 07:5813.05.2025, 07:58
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Watson: Nicole, glaubst du noch an deine EM-Chance?

Nicole Anyomi: Ja. Ich wäre keine gute Sportlerin, wenn ich nicht an meine Träume und Ziele glauben würde. Es kann immer so schnell so viel passieren.

Mit 23 Torbeteiligungen bist du Topscorerin der Frauen-Bundesliga, im DFB-Team aktuell aber außen vor. Frustriert das?

Nicole Anyomi: Natürlich wäre ich gerne bei jedem Nationalmannschaftslehrgang dabei, das ist klar. Ich versuche weiterhin, konstant meine Leistungen bei der Eintracht abzurufen und mich hier weiterzuentwickeln. Manchmal benötigt es Geduld. Ich sehe das als Herausforderung.

Im Februar hat Christian Wück dir öffentlich die Tür offengehalten, für den April dann aber wieder andere nominiert. Wie ist euer Austausch aktuell?

Es hat zuletzt kein konkreter und direkter Austausch stattgefunden. Im Mai steht noch ein Lehrgang an, ich hoffe, dann dabei zu sein.

"Am Ende geht es darum, dass man mich als Spielerinnentyp kennt und schätzt."

Fans und Expert:innen haben die unterschiedlichen Formationen als Problem ausgemacht: In Frankfurt spielt ihr mit einer Doppelspitze, beim DFB-Team nur mit einer Mittelstürmerin. Liegt dir die Rolle als alleinige Neun?

Natürlich, ich bin Stürmerin und kann auch allein im Sturmzentrum auflaufen. Ich mag es auch mit einer Mitspielerin an meiner Seite, ich bin da flexibel.

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Bundestrainer Christian Wück und Nicole Anyomi im direkten Austausch.Bild: IMAGO images / Eibner

Medial wird dir auch ein wenig vorgeworfen, anders als Selina Cerci zu sehr auf eine Position versiert zu sein.

Ich kann auch auf der Außenbahn spielen. Am Ende geht es darum, dass man mich als Spielerinnentyp kennt und schätzt.

Wie siehst du grundsätzlich die deutschen Chancen bei der EM?

Wir haben eine gute Mischung aus Jung und Alt, haben trotz des Umbruchs gute Spiele gezeigt. Wir haben viel Qualität, die nur gezeigt werden muss. Dann haben wir auch die Chance, um den Titel mitzuspielen.

"Wir haben uns als Mannschaft enorm entwickelt und immer wieder gezeigt, dass wir ein Topteam sind."

Um den Titel hast du diese Saison in der Bundesliga lange auch mit Eintracht Frankfurt mitgespielt. Warum war der Abstand nach oben am Ende doch so groß?

In der Hinrunde haben wir richtig gute Spiele gezeigt, waren Herbstmeister. Ich finde schon, dass die Topteams enger zusammengerutscht sind, es war ja lange ein Vierkampf mit Leverkusen um die internationalen Plätze. Die Liga entwickelt sich weiter, besonders der FC Bayern ist aber noch ein Stück voraus.

Ist das nach dem Saisonverlauf enttäuschend?

Es war eine Saison mit Höhen und Tiefen. Das Scheitern in der Champions-League-Qualifikation zu Saisonbeginn mussten wir erst einmal verdauen, jetzt landen wir aber wieder unter den ersten drei Teams. Wir haben uns als Mannschaft enorm entwickelt und immer wieder gezeigt, dass wir ein Topteam sind.

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Vertrautes Bild: Nicole Anyomi jubelt im Trikot von Eintracht Frankfurt.Bild: IMAGO images / HMB-Media

Die Bayern gewinnen ihre dritte Meisterschaft in Folge, aber lange war es eng. Wie bewertest du die Entwicklung in der Spitzengruppe der Liga?

Die Liga entwickelt sich weiter, viele investieren. Die Liga wird daher zunehmend unberechenbar. Man darf niemanden unterschätzen. Das wird auch in Zukunft spannend sein.

Auf dem Transfermarkt scheinen die Machtverhältnisse noch zementiert zu sein. Im Sommer verlassen euch Stina Johannes nach Wolfsburg und Barbara Dunst nach München. Wie sehr schmerzen solche Abgänge?

Solche Abgänge schmerzen natürlich – das sind Topspielerinnen, die viel für den Verein geleistet haben, und darüber hinaus auch tolle Charaktere. Wir werden das aber kompensieren, noch enger zusammenrücken und auch in der kommenden Saison eine starke Mannschaft haben.

Alex Popp hat kürzlich gesagt, dass die junge Generation an Spielerinnen bei ihren Wechseln mehr Wert darauflegt, in welcher Stadt sie spielt. Kannst du diesen Eindruck bestätigen?

Für die eine oder andere mag das sein. Ich persönlich wusste, dass Frankfurt eine coole Stadt mit vielen Menschen und Kulturen ist. Das stand für mich aber nicht an erster Stelle. Wichtiger war für mich, sportlich den nächsten Schritt zu machen.

"Nicole Anyomi, die Fußballspielerin. Aber in mir steckt noch mehr, dafür steht Etonam."

In Frankfurt hast du dich auch abseits des Platzes entwickelt, deine eigene Bekleidungsmarke gegründet. Welches Ziel verfolgst du mit der Brand?

Ich möchte die Person zeigen, die ich eigentlich bin. Eine eigene Marke war schon immer mein Ziel, Mode begeistert mich. Aktuell studiere ich Modemanagement, zusätzlich wollte ich unbedingt diesen praktischen Teil. Das reizt mich auch perspektivisch.

Die Marke heißt Etonam, das ist der öffentlich weniger bekannte zweite Vorname von dir. Was bedeutet dir der Name?

Nicole ist der Name, den jeder kennt. Nicole Anyomi, die Fußballspielerin. Aber in mir steckt noch mehr, dafür steht Etonam, was übersetzt "Gott hat mir geantwortet" bedeutet. Deshalb habe ich den Namen für meine Bekleidungsmarke gewählt.

Gibt es Leute, die dich Etonam nennen?

Manchmal nennen mich einige Mitspielerinnen oder meine Mutter Etonam.

Gibt es bei deiner Mutter bestimmte Momente dafür?

Wenn ich zum Beispiel ein Tor geschossen habe.

Und deine Mitspielerinnen?

Eher im Kontext eines Spitznamens – Sophie Nachtigall hat ihn in Anlehnung an die kamerunische Stürmerlegende zu Eto‘o abgekürzt.

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