Wenn die deutsche Handball-Nationalmannschaft am Mittwochabend in Düsseldorf gegen die Schweiz in die Heim-EM startet, wird es direkt einen Weltrekord geben. Knapp 53.000 Zuschauer:innen werden in der Merkur Spiel-Arena erwartet – so viele wie nie zuvor beim Hallenhandball.
Möglich wird dies, weil das Stadion von Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf in den vergangenen Tagen extra für die Handballer umgebaut wurde. Bis zu 400 Personen haben daran gewerkelt, 9000 zusätzliche Plätze wurden mittels Tribünen aufgestellt.
Der aktuelle Weltrekord wird damit in Düsseldorf regelrecht pulverisiert. Dieser wurde vor fast zehn Jahren ebenfalls in einem deutschen Fußballstadion aufgestellt. 44.189 Fans sahen am 6. September 2014 das Bundesliga-Spiel zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem HSV Hamburg.
Ob am Mittwochabend aber tatsächlich alle Fans im Stadion sind, die ein Ticket ergattert haben, bleibt abzuwarten. Denn der erneut angekündigte Bahnstreik könnte vielen Handballbegeisterten bei der Anreise einen Strich durch die Rechnung machen. Die Lokführer-Gewerkschaft will ihren Betrieb vom 10. Januar um 2 Uhr bis zum 12. Januar um 18 Uhr einstellen.
Die Deutsche Bahn ist offizieller Mobilitätspartner der Europameisterschaft und hat für Zuschauende gesonderte Fan-Tickets verkauft, damit diese vergünstigt und umweltfreundlich zu den Spielorten reisen können.
Laut "WDR" sorge der Streik beim Stadionbetreiber in Düsseldorf aber nicht für große Kopfschmerzen. Die Düsseldorfer Rheinbahn ist nicht betroffen, sodass die Anreise aus dem nahen Umland allen Fans möglich sein sollte. Da die Partie unter der Woche und am Abend steigt, werden zudem viele Autofahrer erwartet.
Als offizieller Partner des Turniers bietet die Deutsche Bahn indes nicht nur Fans vergünstigte Tickets an, sie ist auch für den Transport der Nationalmannschaften zuständig. So müssen die Mannschaften der deutschen Gruppe – neben dem DHB-Team sind dies Frankreich, die Schweiz und Nordmazedonien – etwa von Düsseldorf nach Berlin reisen, wo die Spieltage zwei und drei ausgetragen werden.
Ein Sprecher der Schweizer Nationalmannschaft äußerte sich am Montag gegenüber watson zur momentanen Lage: "Stand jetzt gehen wir davon aus, dass wir wie ursprünglich geplant am Donnerstag mit der Bahn von Düsseldorf nach Berlin reisen."
Dabei führte er aus, dass "der Location-Wechsel vom Gastgeber DHB in Absprache mit der EHF organisiert wird. Wir sind mit diesen beiden Parteien bezüglich eines möglichen Bahnstreiks in stetem Austausch". Demnach sollen sämtliche Location-Wechsel aller Teams wie geplant mit der Bahn durchgeführt werden – Stand jetzt.
Der DHB verkündete indes am Montagnachmittag, dass die Deutsche Bahn "einen Sonderfahrplan mit extra langen Zügen eingerichtet" habe, um am 11. Januar möglichst viele Menschen von Düsseldorf nach Berlin befördern zu können. "Dies gilt auch für Mannschaften, Offizielle und weitere mit dem Turnier unmittelbar verbundene Personenkreise", heißt es im DHB-Statement.
Demnach werden am Donnerstag etwa 20 Prozent der üblichen Verbindungen zur Verfügung stehen. Für Fans ist dabei besonders wichtig, dass die Zugbindung der Fan-Tickets aufgehoben wird. Zuschauende sollen dennoch mehr Zeit für die An- und Abreise einplanen – oder Fahrgemeinschaften bilden.
"DHB und EHF bitten darum, als Handball-Familie in zusammenzurücken", appellieren die Verbände abschließend an die Fans.