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Antonio Rüdiger: Ex-Schiri schlägt weitere Strafe für DFB-Star vor

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Seit Tagen im öffentlichen Fokus: Antonio Rüdiger.Bild: IMAGO images / Pressinphoto
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Antonio Rüdiger: Ex-Bundesliga-Schiri schlägt weitere kreative Strafe vor

Im Pokalfinale setzte sich der FC Barcelona am Wochenende mit 3:2 gegen Real Madrid durch. Seither wird vor allem über Antonio Rüdigers Ausraster am Spielende diskutiert. Was sagt Ex-Bundesliga-Schiri Rafati dazu?
30.04.2025, 09:4130.04.2025, 09:41
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Es war der unwürdige Schlussakt eines denkwürdigen Fußballabends: Bei den Stars von Real Madrid entlud sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag der Frust, denn das Pokalfinale gegen den Erzrivalen FC Barcelona ging in der Verlängerung mit 2:3 verloren.

Gleich drei Madrilenen holten sich praktisch mit dem Schlusspfiff eine Rote Karte ab: Lucas Vázquez, Jude Bellingham und Antonio Rüdiger hatten ihre Emotionen allesamt nicht mehr unter Kontrolle. Aus dem Spielbericht von Schiedsrichter Ricardo de Burgos Bengoetxea geht hervor, dass die Profis aggressives Verhalten ihm gegenüber gezeigt und gestenreich gegen seine Entscheidungen protestiert hätten.

Antonio Rüdiger wird in Spanien für sechs Spiele gesperrt

Für alle ersichtlich war indes, warum genau Antonio Rüdiger des Feldes verwiesen wurde. Der DFB-Profi schmiss nicht nur mit deutschen Schimpfworten um sich, sondern warf auch mit einem Gegenstand nach dem Unparteiischen. Glücklicherweise verfehlte er Ricardo de Burgos Bengoetxea, der Aufschrei in der Folge aber war groß.

Das spanische Regelwerk sieht in solch einem gravierenden Fall eine Sperre von vier bis zwölf Partien vor. Am Dienstag sprach der Verband eine Sperre von sechs Spielen aus. Diese Saison umfasst noch fünf Ligaspiele, Antonio Rüdiger wird also auch im ersten Spiel der kommenden Saison fehlen.

Öffentlich diskutiert wurde in den vergangenen Tagen darüber hinaus auch, ob der Verteidiger nicht auch aus dem DFB-Team ausgeschlossen werden sollte. Das fordern etwa Didi Hamann und Lothar Matthäus.

Babak Rafati wünscht sich Schiedsrichterschein für Rüdiger

"Dieses Verhalten kann man kaum in Worte fassen, Skandal wäre immer noch zu wenig", ordnete der langjährige Bundesliga-Schiedsrichter Babak Rafati die Szene im Gespräch mit watson nun ein. "Man kann mal einen verbalen Ausrutscher haben, aber vor Millionen von Fans einen Gegenstand auf den Schiedsrichter zu werfen – da ist nicht nur eine Grenze überschritten, da ist Ende im Gelände."

ARCHIV - 22.01.2024, Nordrhein-Westfalen, K
Babak Rafati hat als Schiedsrichter 84 Bundesliga-Spiele geleitet.Bild: dpa / Rolf Vennenbernd

Als Nationalspieler habe Antonio Rüdiger eine besondere Vorbildfunktion. Deutschlandweit würden Kinder die Bilder sehen und dies als cool einordnen, weil ihr Vorbild dies gemacht hat. Dementsprechend müsse nun eine Strafe ausgesprochen werden, die nicht nur den Profi selbst "persönlich richtig bewegt", sondern darüber hinaus auch "eine Signalwirkung in die Gesellschaft" besitzt.

Babak Rafati wünscht sich dabei aber keine drakonische Strafe um der reinen Bestrafung wegen. Vielmehr müsse sie auch den Hinweis enthalten, "dass jeder Mensch mal einen Fehler begeht". Es müsse daher eine gewisse Balance herrschen. Der langjährige Bundesliga-Schiedsrichter schlägt ein Paket vor:

"Er könnte beispielsweise sechs Wochen Pause verordnet bekommen, einen Schiedsrichterschein ablegen und einen ganzen Tag bei Waisenkindern verbringen. Er muss sich der Werte wieder bewusst werden. Und in der Republik muss das richtig die Runde machen, die Kinder zuhause müssen die Konsequenzen gespiegelt bekommen. Und dann muss er auch ein halbes Jahr aus der Nationalmannschaft raus sein."

Ein ebenfalls gängiges Mittel in derartigen Fällen sind Geldstrafen. Davon aber hält der 54-Jährige nichts. "Über 50.000 Euro lacht sich Antonio Rüdiger tot", verweist der Unparteiische auf das Millionengehalt des Madrilenen. Angebracht sei eine Geldspende für einen karitativen Zweck und das Investieren von Zeit. "Der Stachel muss stundenmäßig tief sitzen", betont Babak Rafati. "Das kennen die Fußballprofis mit ihren anderthalb Stunden Training am Tag gar nicht."

Babak Rafati appelliert für anderen Umgang mit Respekt

So unschön der Vorfall auch ist, so lehrreich könne er für das komplette Schiedsrichterwesen, womöglich gar darüber hinaus sein. "Akzeptanz und Respekt werden in der Gesellschaft falsch gelebt und ausgelebt", sieht der frühere Bundesliga-Schiedsrichter ein grundsätzliches Problem. "Wenn du anfängst, bei anderen etwas einzufordern, kannst du nie das Ziel erreichen."

Der Blick müsse auf sich selbst und nicht auf seine Gegenüber gerichtet sein: "Wichtig ist, dass du mit dir in Balance bist und dich selbst akzeptierst. Die Menschen, die dich nicht akzeptieren, akzeptierten sich selbst nicht."

Ein Fehlverhalten, wie Antonio Rüdiger es im Pokalfinale an den Tag gelegt hat, sei in erster Linie gar nicht gegen den Schiedsrichter gerichtet. "Der schlägt erst in sich selbst hinein, bevor er nach außen schlägt", erklärt Babak Rafati. "Wenn du diesen Ansatz verstanden hast, hast du eine Haltung dazu und forderst von keinem Menschen ein, dass er dich respektiert oder akzeptiert, weil du dich selbst akzeptierst."

Rafati: Schiedsrichter müssen "Kampagne einfach aushalten"

Der 54-Jährige räumt aber auch ein, dass diese Sichtweise nur wenige teilen. "Viele sind einfach in ihrer Eitelkeit gekränkt. Mir ging es früher nicht anders, bevor ich das alles reflektiert habe."

Dass Real Madrid indes schon vor dem Pokalfinale über den eigenen TV-Kanal die Stimmung mit Kritik an Finalschiedsrichter Ricardo de Burgos Bengoetxea angeheizt hatte, gehört für Babak Rafati mehr oder weniger auch dazu. "Das ist ein indirektes Manipulieren, damit der Schiedsrichter im Zweifel für Madrid pfeift", erklärt er.

Als Schiedsrichter müsse man das einordnen können. "Wenn du das kannst, lächelst du darüber müde, lässt die erzählen und kommentierst das nicht. Diese Kampagne muss man auch als Schiedsrichter einfach aushalten."

Ricardo de Burgos Bengoetxea entschied sich für einen anderen Weg. Auf einer Pressekonferenz erklärte er emotional, welche Auswirkungen die Real-Berichte auf seine Familie hatten. Babak Rafati wiederum kann seinem spanischen Kollegen deshalb keinen Vorwurf machen.

Er selbst habe solche Kampagnen früher nicht ausgehalten. "Damals konnte ich kein Stressmanagement. Heute weiß ich es einzuordnen." Gemeinsam mit seiner Frau versucht er diese Erfahrungen daher mittlerweile als Mentalcoach und Redner weiterzugeben.

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