
Lewis Hamilton (im schwarzen Anzug) lässt sich feiern.Bild: AP / Kenan Asyali
Formel 1
Lewis Hamilton ist erneut Formel-1-Weltmeister. In der Türkei fährt der Brite im Mercedes schon wieder zum Sieg. Nun steht er sportlich auf einer Stufe mit Michael Schumacher.
16.11.2020, 08:3516.11.2020, 08:35
Lewis Hamilton kamen schon im Cockpit die Tränen.
"Für alle Kinder da draußen, die vom Unmöglichen träumen – ihr könnt
es schaffen!", sagte der alte und neue Formel-1-Weltmeister am
Boxenfunk. Mit seinem siebten WM-Titel hat der Brite die bedeutendste
Bestmarke von Michael Schumacher eingestellt.
Als erster kniete sich der Überraschungsdritte Sebastian Vettel neben
den schwarz lackierten Silberpfeil und gratulierte dem in sich
versunkenen Hamilton. Er brauchte ein paar Minuten, ehe die Freude
über die famose Fahrt zum Titelrekord von Schumacher aus ihm
heraussprudelte. Er nahm den Helm vom Kopf, stieg aus seinem Wagen
und rannte in die Arme seiner überglücklichen Mercedes-Crew.

Sektdusche für den Gewinner. Bild: AP / Kenan Asyali
Im Rutsch- und Regenchaos von Istanbul schaffte Hamilton am Sonntag
seinen zehnten Saisonsieg und raste unter schwersten Bedingungen zum
nächsten Meilenstein seiner Karriere. Der 35-Jährige verdrängte den
Mexikaner Sergio Perez im Racing Point und Ex-Champion Vettel im
Ferrari nach einer Aufholjagd auf die Plätze zwei und drei. "Ich
hätte es nicht besser machen können", funkte Mercedes-Motorsportchef
Toto Wolff an seinen Star-Piloten.
Hamilton vorzeitig Weltmeister
Nach dem viertletzten Saisonrennen ist Hamilton nicht mehr von der
Spitze zu verdrängen. Er hat 307 WM-Punkte und liegt uneinholbar vor
seinem Stallrivalen Valtteri Bottas. Der Finne hatte als 14. nichts
mit dem Kampf um die Spitze zu tun und wurde sogar überrundet. Die
Autos von Konstrukteurs-Weltmeister Mercedes kamen auf dem neuen
Asphalt lange nicht zurecht. Hamilton war nur von Rang sechs
gestartet, zeigte auf der besonders rutschigen und zudem noch
regennassen Strecke aber einmal mehr seine ganze Klasse.

Lewis Hamilton und Toto Wolff feiern den Weltmeistertitel. Bild: POOL Getty / Clive Mason
Hamilton wurde im Kampf um den vierten Platz lange von Sebastian
Vettel im Ferrari aufgehalten, übernahm in der 38. Runde aber
erstmals die Führung und konnte diese verteidigen. Vettel konnte nach
einem starken Start ebenfalls überzeugen und belohnte sich mit dem
ersten Podestplatz dieser Saison. Erst zwei Kurven vor Rennende
nutzte er einen Fehler von Teamkollege Charles Leclerc und feierte
sein mit Abstand bestes Resultat des Jahres.
"Wir wollen ihn im Auto und er will den Mercedes"
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff über Lewis Hamilton
Sportlich ist Hamilton spätestens jetzt ganz oben angekommen und
steht statistisch auf einer Stufe mit dem bislang größten Rennfahrer
der Geschichte. Es gibt keinen Zweifel daran, dass er Schumacher noch
überholen kann, wenn er seine Karriere wie erwartet fortsetzt. Die
Verhandlungen sollen nach dem Titelgewinn Fahrt aufnehmen, sagte
Wolff vor dem Wochenende. "Wir wollen ihn im Auto und er will den
Mercedes", betonte der Österreicher. Titel Nummer acht und vielleicht
noch mehr sind möglich.
Nicht nur sportlich will Hamilton was erreichen – Privatjet abgegeben
Hamilton geht es aber längst um andere Dinge als nur ein schnelles
Auto. Nicht erst seit dem Ausbruch der Corona-Krise geht sein Blick
weiter. Er will das Leben der Menschen positiv beeinflussen, bringt
sich aktiv im Kampf gegen Rassismus und für mehr Diversität in der
Gesellschaft ein, auch der Klima- und Umweltschutz beschäftigt ihn.
"Der Fahrertitel hat nicht unbedingt Auswirkungen auf das Leben der
Menschen. Der Versuch, die Bedingungen für Menschen auf der ganzen
Welt zu verbessern – gleiche Menschenrechte zu schaffen – ist für
mich das Wichtigste", sagte Hamilton zuletzt. Bemerkenswerte Worte
des überzeugten Veganers, der sich in den vergangenen Jahren
drastisch gewandelt hat. "Er hat sich sehr entwickelt. Als Fahrer und
auch als Mensch außerhalb des Autos", sagte sein Boss Wolff.

Hamilton überquert die Ziellinie – das Team jubelt.Bild: POOL EPA / Tolga Bozoglu
Vorbei sind die Zeiten der öffentlichen Liebeleien mit Pop-Sternchen
Nicole Scherzinger, auch seinen Privatjet hat er abgegeben und nutzt
seine Social-Media-Kanäle mit alleine mehr als 20,5 Millionen
Followern auf Instagram nun lieber vorrangig, um auf Missstände
aufmerksam zu machen, eine von ihm entworfene Mode-Kollektion oder
selbst komponierte Musik zu präsentieren. Oder einfach für ein paar
Videos mit seinem Hund Roscoe.
Sportlich ist Hamilton seit langem der Maßstab. Er hält die Rekorde
für die meisten Pole Positionen (97) und auch die meisten
Grand-Prix-Siege (94). Er gewann 2008 im McLaren seinen ersten
WM-Titel, 2014, 2015, 2017, 2018, 2019 und nun 2020 folgten sechs
weitere im Mercedes. Die einzige Niederlage im Silberpfeil kassierte
er 2016, als Nico Rosberg Champion wurde und danach seine Laufbahn
beendete.
Hamiltons Vater hatte früher vier Jobs gleichzeitig, damit der kleine
Lewis dem Motorsport nachgehen konnte. Ausgelacht habe man sie dafür,
dass sie ihren Traum von der Formel 1 umsetzen wollten. "Aber wir
haben es als Familie geschafft und einfach niemals aufgegeben",
schrieb Hamilton kürzlich bei Instagram.
(lau/dpa)
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