Sebastian Vettel und Red Bull: dieses Duo stand in der Formel 1 jahrelang für unglaublichen Erfolg. In den Jahren 2010, 2011, 2012 und 2013 wurde der heute 35-Jährige viermal nacheinander Weltmeister mit dem Team. Zudem gewann das Team in den Jahren den Konstrukteurstitel.
Dabei immer an seiner Seite: Christian Horner. Der Teamchef ist seit 2005 bei Red Bull und holte Vettel 2009 vom Schwesterteam Toro Rosso. Er war ein wichtiger Faktor für die vier WM-Titel.
Nun hat der Teamchef im "Talking Bull Podcast" über die Zusammenarbeit mit dem Deutschen gesprochen.
Vettel, der am Anfang nicht der große Publikumsliebling wie zum Ende seiner Karriere war, hätte es zunächst bei den Fans schwer gehabt, erinnert sich Horner. "Das musste sich bei ihm alles erst mit der Zeit entwickeln."
Denn das große Problem war sein Verhalten nach Rennsiegen. "Sebastian hat immer gewonnen, ist aus dem Auto gestiegen und hat dir seinen Finger ins Gesicht gedrückt, er hatte diese wirklich lästige Angewohnheit, immer diesen einen Finger zu zeigen", erklärt Horner.
Und diesen Moment gab es wirklich häufig. In 299 Formel-1-Rennen stand Vettel 53-mal auf dem ersten Platz. "Als Seriensieger verliert man ohnehin leicht die Popularität", schlussfolgert Horner.
Doch auch in der täglichen Zusammenarbeit sei Vettel ein "sehr privater Mensch" gewesen, erzählt Horner. "Er gab nichts von sich persönlich preis, was seine Gefühle betraf, und ließ die Leute nie sehen, wer er wirklich war."
Während seiner insgesamt 16 Jahre in der Königsklasse des Motorsports hätte sich auch Vettel weiterentwickelt und sich dahingehend geöffnet zu sagen, was er denkt.
Viele Fans beeindruckte in den vergangenen Jahren vor allem sein Engagement für den Klima- und Umweltschutz. So sammelte er vor zwei Jahren nach dem Rennen in Silverstone auf den Rängen Müll ein, hatte immer wieder T-Shirts, die auf Umweltprobleme im jeweiligen Land aufmerksam machten und stellte sich auch an die Seite von Lewis Hamilton im Rahmen der Black-Lives-Matter-Bewegung.
In den vergangenen Jahren hinterfragte er auch immer wieder seine Rolle als Rennfahrer und wie sich diese mit dem Umweltschutz vereinen lasse. "Wenn ich aus dem Auto aussteige, denke ich natürlich auch: Ist das etwas, was wir machen sollten – um die Welt reisen und Ressourcen verschwenden?", sagte er im Mai in einem Interview mit der "BBC".
Dass er sich so offen und direkt äußerte, hätte laut Horner enorm zu seiner Popularität beigetragen.
"Die Leute sahen seinen Charakter und seine Werte, und das gefiel ihnen, so dass er am Ende seiner Karriere sehr beliebt wurde."