Anderthalb Jahre lang hatte Mick Schumacher auf seine ersten WM-Punkte warten müssen. Am Sonntag in Silverstone war es dann endlich so weit: Beim Großen Preis von Großbritannien kam Mick als Achter ins Ziel und sammelte so seine ersten vier Zähler als Formel-1-Pilot. Ausgerechnet auf der Strecke, auf der sich Papa Michael 1999 schwer verletzte.
Gestartet war Mick Schumacher nach einem missunglückten Qualifying als Vorletzter, im Laufe des Rennens arbeitete er sich bis auf Platz Acht vor. Dort endete die Aufholjagd hinter Weltmeister Max Verstappen. Mit dem 24-Jährigen lieferte sich der Deutsche einen erbitterten Kampf bis in die letzte Kurve. Am Ende konnte Schumachers Haas-Auto dem Red Bull von Verstappen nicht das Wasser reichen, der WM-Führende sicherte sich Platz sieben.
Trotzdem gab es endlich den lang ersehnten Erfolgsmoment für Schumacher und sein Team. "Mick, fantastischer Job. Dankeschön. Jetzt geht es wieder aufwärts", freute sich Haas-Teamchef Günther Steiner via Funk im Moment der Zieleinfahrt. Danach gab er das Funkgerät an Mutter Corinna weiter: "Micki, ich bin mega stolz auf dich. Mega gemacht, Schatz!"
In der Haas-Besucherlounge angekommen, gab es von Schwester Gina die erste Champagner-Dusche. Nicht die letzte an diesem Abend: Auch Schumacher selbst ließ reichlich Champus spritzen, am Streckenrand begoß er nicht nur die Punkte mit Ex-Formel-1-Fahrer Timo Glock, sondern auch den einstigen Rennfahrer.
"Es war eine 9,5 von 10", bewertete Glock gegenüber Sky die Leistung seines Landsmanns. "Ganz am Ende ist mir fast das Herz stehen geblieben, als er Max überholen wollte. Ich dachte: Lass es, hol die Punkte nach Hause."
Das Duell mit Verstappen war es auch, was Teamchef Steiner beeindruckte: "Mick hat einen tollen Job gemacht, auch im Kampf mit Verstappen. Ich meine, der ist nicht schlecht. Der ist immerhin Weltmeister. Der kann kämpfen und für Mick war das gut um zu lernen."
In den letzten Monaten hatte der 23-Jährige immer mehr Kritik einstecken müssen. Gerade Steiner hatte durch öffentliche Bekundungen seiner Unzufriedenheit Druck aufgebaut. Vor einem Monat in Aserbaidschan wollte er seinen Piloten angeblich schon aus dem Team werfen.
Spekulationen zufolge ist Schumacher ein Kandidat auf ein Cockpit im Aston Martin 2023, falls der Vertrag von Sebastian Vettel Ende des Jahres nicht verlängert wird. Der 35-Jährige fuhr am Sonntag direkt hinter Schumacher als Neunter ins Ziel, konnte also selbst noch zwei Zähler mitnehmen. "Es freut mich für ihn. Ich habe ihm ja noch einen Platz gegeben", scherzte er gegenüber "Bild". "Nein, wir waren einfach nicht so schnell", schob er schnell hinterher.
Tatsächlich verlor Aston Martin in Silverstone nicht nur im Duell Vettel versus Schumacher: Auch Schumacher-Teamkollege Kevin Magnussen konnte als Zehnter noch einen WM-Punkt einstreichen und Vettels Teamkollegen Lance Stroll auf Platz elf verweisen und damit aus den Punkten drängen. Damit ist der James-Bond-Rennstall nun Vorletzter in der Konstrukteurswertung, zwei Punkte hinter Haas.
(kpk)