Das einstige Erfolgsteam Mercedes ist in der Formel 1 in den vergangenen drei Jahren klar ins Hintertreffen geraten. Dominierten die Silberpfeile die Rennserie von 2014 bis 2020 noch nach Belieben, sehen sie seitdem keinen Stich mehr gegen Red Bull und Max Verstappen.
Auch in der Saison 2024 droht sich der sportliche Abstieg fortzusetzen: Nach den ersten drei Rennen steht Mercedes bei gerade mal 26 Punkten und damit auf einem enttäuschenden vierten Platz in der Konstrukteurswertung. Das Team ist erneut nicht siegfähig und nicht nur Red Bull, sondern auch Ferrari und McLaren stehen inzwischen besser da.
Sogar Star-Pilot Lewis Hamilton scheint das Vertrauen in sein langjähriges Team verloren zu haben: Nach der Saison wird der siebenfache Weltmeister für Konkurrent Ferrari ins Auto steigen. Auch ein Abgang von Teamchef Toto Wolff, der neben Hamilton das Gesicht der vergangenen Mercedes-Erfolge ist, könnte womöglich bald Realität werden.
Dass selbst Wolff nicht vor den Folgen des ausbleibenden Erfolgs gefeit ist, zeigen jüngste Aussagen des Mercedes-Bosses. Er selbst stellte nach dem Rennen in Melbourne die Zukunftsfrage.
Fragen zu seiner beruflichen Zukunft bei Mercedes bezeichnete Wolff nach dem Grand Prix von Australien als "berechtigt". Der 52-Jährige wird von der englischen Zeitung "Independent" wie folgt zitiert: "Als Teil dieses Unternehmens muss ich sicherstellen, dass mein Beitrag positiv und kreativ ist, also wäre ich der Erste, der sagt: Wenn jemand eine bessere Idee hat, soll er es mir sagen, denn ich bin bestrebt, dieses Team so schnell wie möglich umzukrempeln."
Der Österreicher habe jedoch "im Moment nicht das Gefühl", dass ein Mercedes-Abgang die richtige Entscheidung wäre. "Aber wenn Sie eine Idee haben, wer das Blatt wenden könnte, würde ich mir das gerne anhören", sagte Wolff.
Mit Blick auf seine Rolle als Miteigentümer des Rennstalls – Wolff besitzt neben der Daimler AG und dem Chemiekonzern Ineos ein Drittel der Anteile – sagte er: "Ich bin kein Unternehmer oder Arbeitnehmer, der sagt, ich habe genug davon. Mein Hamsterrad dreht sich weiter und ich kann nicht abspringen."
Er bemühte in diesen Zusammenhang den Vergleich zum Fußball. "Es ist nicht die Managerfrage im Sinne von: Das ist mein Job und ich höre auf und dann macht jemand anderes den Job und ich gehe zu Chelsea, zu Liverpool oder rüber zu Ferrari. Ich habe nicht die Wahl, was auch schade ist."
Wolff, der mit Mercedes acht Titel in der Teamwertung und sieben in der Fahrerwertung gewonnen hat, ließ durchblicken, wie sehr ihm die sportliche Durststrecke zu schaffen macht. Er "würde lügen", wenn er behaupten würde, der "Situation positiv und optimistisch" gegenüberzustehen.
"Man muss die negativen Gedanken überwinden und sich sagen: 'Wir werden das Blatt wenden', aber heute fühlt es sich sehr, sehr, sehr brutal an", sagte Wolff.