Max Verstappen auf Platz zwei, Liam Lawson letzter – das Leistungsgefälle zwischen den beiden Red-Bull-Piloten hätte am Freitag kaum größer ausfallen können. In der Qualifikation für das Sprintrennen beim Großen Preis von China hat sich wieder einmal gezeigt, was viele Fans in der Winterpause befürchtet hatten: Red Bull ist wieder nur ein Ein-Mann-Team – zumindest aktuell.
Denn für Lawson, der zur neuen Saison den chancenlosen Sergio Pérez als zweiten Fahrer bei Red Bull abgelöst hatte, war bereits das erste Saisonrennen in Melbourne eins zum Vergessen: Vorvorletzter im Qualifying, Crash im Rennen, null Punkte.
Und wie das eben so ist im gnadenlosen F1-Business, muss sich Lawson nach dem desolaten Freitag in China schon jetzt Gedanken machen. So klingt es in den jüngsten Aussagen von Helmut Marko an, Red Bulls mächtigem Motorsportberater, dessen Meinung bei der Besetzung der Cockpits entscheidend ist.
Zunächst verteidigte Marko seinen jungen Fahrer pflichtbewusst. "Liam kannte weder Melbourne noch diese Strecke, und unser Auto scheint allgemein sehr schwierig zu fahren zu sein. Wir müssen ihm Zeit geben", sagte der Österreicher am Freitag in Shanghai über den 23-jährigen Neuzugang.
Gleichzeitig mahnte Marko allerdings auch: "Jetzt muss er langsam seinen Rhythmus finden. Aber es ist scheinbar sehr schwer und das Auto ist, das hat er auch gesagt, viel schwieriger zu fahren als der Racing Bulls."
Die Beförderung zu Red Bull hatte sich Lawson beim Partnerteam Racing Bulls verdient, für die er in der vergangenen Saison an den Start gegangen war. Sein Teamkollege, Yuki Tsunoda, schaute damals in die Röhre, trumpft aktuell aber groß auf.
Im Sprint-Qualifying am Freitag belegte Tsunoda Platz acht, in Melbourne hatte sich der Japaner sogar für den fünften Platz qualifiziert. Am Ende ist er in dem chaotischen Regenrennen immerhin Zwölfter geworden.
"Yuki hat einen weiteren Quantensprung gemacht", lobte Helmut Marko ihn jetzt. "Er hat sein Management gewechselt und präsentiert sich bislang absolut top. Er ist in der Form seines Lebens."
Worte, die in den Ohren von Liam Lawson schmerzen dürften. Schließlich gilt Ex-Teamkollege Tsunoda als größter Rivale im Kampf um das zweite Red-Bull-Cockpit.
Sollten sich Lawsons Leistungen nicht bessern und Tsunoda weiter performen, könnten die in der Vergangenheit wenig zimperlichen RB-Bosse schnell handeln und den Neuseeländer vor die Tür setzen.