Deutschland ist sowas wie das Sorgenkind der Formel 1. Während die Rennserie international boomt und unter anderem auf dem amerikanischen Markt deutlich wächst, geht das Interesse im Motorsportland Deutschland spürbar zurück. So sehr, dass sich auch RTL von der Formel 1 verabschiedet hat und die Rennsaisons nicht mehr im Free-TV überträgt.
Die Rechte für die Königsklasse des Motorsports liegen hierzulande exklusiv beim Bezahlsender Sky. Abonnent:innen können dort alle Rennen der Saison sehen. Vereinzelt werden Grand Prixs auch kostenlos zur Verfügung gestellt, dann bisher meist über den Youtube-Kanal von Sky. Doch seit neuestem versucht der Sender auch auf Tiktok Fuß zu fassen und so mehr Menschen vor die Bildschirme zu locken.
Nach der Premiere beim Rennen in Katar Anfang Oktober war es am Sonntag wieder so weit: Sky hat das Formel-1-Rennen in Brasilien bei Tiktok gestreamt – im Hochformat, ohne Bezahlschranke und mit einem neuen Moderationsduo.
So führten beim Grand Prix in Sao Paulo die deutsche Formel-3-Fahrerin Sophia Flörsch und F1-Tiktoker Joe Signon durch den Stream. Für passionierte Formel-1-Zuschauer:innen dürfte es ein ungewohnter Anblick gewesen sein: Statt auf dem großen Fernseher fuhr Max Verstappen der Konkurrenz nun also auf dem Handy davon.
Um 17.55 Uhr, fünf Minuten vor Rennstart, begann der Tiktok-Stream am Sonntag, der allerdings nicht allzu intuitiv auffindbar war. Allein auf Tiktok gibt es nämlich die Channel "skysport", "skysportde" und "skysportformel1", die allein vom Namen alle infrage gekommen wären.
Auf letzterem wurden die User:innen dann fündig. Die Ansicht des Streams war das Rennen über meist dreigeteilt: Oben die Rennaction, in der Mitte die Kommentator:innen und unten der Chat. Als das Rennen kurz nach dem Start wegen eines größeren Unfalls abgebrochen werden musste, zeigte sich dann erstmals die wirkliche Stärke des neuen Tiktok-Formats.
Sophia Flörsch und Joe Signon beantworteten Fragen aus dem Chat, zum Beispiel wie der Restart ablaufen würde und ob Fahrer in der Startaufstellung für die ausgefallenen Piloten nachrücken dürfen.
Die Übertragung lief in der Folge meist flüssig und ohne größere Probleme. Während der Stream bei Youtube gerade zu Beginn mit falschen TV-Bildern und Tonaussetzern zu kämpfen hatte, gab sich das Tiktok-Format keine Blöße – und wurde zwischenzeitlich sogar zum Auffangbecken für gefrustete Youtube-Zuschauer:innen.
Allerdings legte das Experiment auch die Schwächen des Tiktok-Streams offen. Die Fahrerreihenfolge war auf dem kleinen Bildschirm oft kaum zu erkennen, außerdem wurden eingeblendete Grafiken immer wieder vom Chat überlagert und waren somit vereinzelt nur schwer zu lesen.
Generell: Ganze Formel-1-Rennen am Handy zu schauen, dürfte nichts für jede:n sein. Diese können nämlich maximal zwei Stunden gehen. Zwei Stunden aufs Handy starren, da ist ein steifer Nacken vorprogrammiert.
Die Freude vieler F1-Fans über das neue Angebot konnte das jedoch nicht trüben. In den Kommentaren feierten viele die Möglichkeit, das Rennen auf Tiktok zu schauen. Einige wenige echauffierten sich zwar, dass sie monatlich Geld zahlen und der Grand Prix jetzt für alle frei zugänglich war. Derart kritische Stimmen blieben jedoch eher in der Minderheit.
So fragte ein User während des Rennens begeistert: "Macht ihr das öfter?" Sophia Flörsch griff den Kommentar auf und erklärte mit Blick auf die erfolgreiche Tiktok-Premiere beim Rennen in Katar, dass das Format offensichtlich gut ankomme und dass sie persönlich durchaus gewillt sei, auch in Zukunft über Tiktok zu streamen.