Im Rückblick auf den Großen Preis von Japan sorgt weniger der dominante Sieg von Max Verstappen für Diskussionen – sondern vor allem die Taktik von McLaren. Das Team von Teamchef Andrea Stella hat sich bislang noch nicht entschieden, welchen Fahrer es als teaminterne Nummer 1 ansieht: Dieses Vorgehen wird im Formel-1-Kosmos als die "Papaya Regeln" benannt, nach der Teamfarbe von McLaren.
Noch dürfen Lando Norris und Oscar Piastri ihre Rennen frei von jeglichen Stallordern fahren. In Suzuka könnte aber genau das das Problem gewesen sein. Norris schaffte es als Zweiter über die gesamte Renndauer nicht, Verstappen unter Druck zu setzen, ihn zu Fehlern zu zwingen, geschweige denn ihn zu überholen – lediglich beim zeitgleichen Boxenstopp kam kurz Spannung auf.
Piastri hingegen wirkte schneller, aufgrund des hohen Reifenverschleiß bei Positionskämpfen konnte er aber keinen Angriff auf seinen Teamkollegen wagen. Ihm blieb nur die Option, auf dem dritten Rang abzuwarten und auf Norris zu hoffen. Diese wurde allerdings nicht erfüllt.
Denn auch bei der Boxenstopp-Strategie unterschieden sich die Fahrer nicht. Piastri kam in der 21. Runde, Norris in der 22. Unterschiedliche Strategien hätten dazu führen können, dass Piastri auch ohne Überholmanöver auf der Strecke an Norris hätte vorbeiziehen können.
Nach Ende des Rennens entflammten im Paddock Diskussionen, ob sich McLaren mit den eigens kreierten Papaya-Regeln nicht selbst im Weg stehen würde und langfristig dadurch sogar die Weltmeisterschaft gefährde. "Wir haben gesehen, dass es nicht schneller gewesen wäre, wenn wir einen Fahrer länger draußen gelassen hätten", erklärte McLaren-Teamchef Andrea Stella.
Demnach wäre auch ein Overcut, also ein längeres auf der Strecke bleiben einer der Fahrer, "ganz klar keine Option" gewesen. Die Modellrechnungen hätten gezeigt: je früher ein Wechsel, desto besser. Dem entgegen stehen die letzten Runden von Mercedes-Rookie Kimi Antonelli, der erst in der 31. Runde zum Boxenstopp kam und gegen Rennende einen Reifenvorteil hatte, den er in die schnellste Rennrunde ummünzte.
An den Diskussionen über die McLaren-Taktik wollte sich RB-Berater Helmut Marko nicht beteiligen. "Die Strategie, die sie wählen, ist ihre Entscheidung", stellte er fest. "Es schien aber so, als wäre Piastri der Schnellere gewesen. Ob er Max im Rennen überholt hätte? Das ist auf dieser Strecke eine andere Frage."
Es ist jedoch der Nachsatz, der vermuten lässt, dass Marko das Rennergebnis genüsslich und mit ein wenig Häme beobachtet hat: "Aber vielleicht ist das nur eine andere Version der Papaya-Regeln", stichelte der Österreicher im Gespräch mit dem niederländischen "De Telegraaf".
Andererseits wurde Marko nicht müde zu betonen, wie zufrieden er mit Verstappen sei: "Max ist heute 53 Runden am Limit gefahren. 53 Qualifying-Runden. Ohne einen einzigen Fehler. Unglaublich!" Diese Leistung sorgt nun für einen spannenden WM-Kampf, bei dem Verstappen mit 61 Punkten nur noch einen Zähler hinter Lando Norris liegt.