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Lena Oberdorf kritisiert Beleidigungen gegenüber Schiedsrichterin

Lena Oberdorf Germany schaut enttaeuscht, Womens European Qualifiers - Group A4, Germany vs Austria, Stadion Hannover, 16.07.2024, Hannover, Deutschland. *** Lena Oberdorf Germany looks disappointed,  ...
Lena Oberdorf hat eine klare Meinung zu Beleidigungen im Fußball.Bild: Imago Images / Steinbrenner
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Lena Oberdorf mit Klartext zu Schiri-Beleidigungen: "Ins Gehirn geschissen"

Seit Lena Oberdorf gemeinsam mit Freundin Rena Schwabl einen Podcast hat, äußert sich die Nationalspielerin immer wieder zu Vorfällen im Fußball. Nun hat sie sich Schiri-Beleidigungen vorgenommen.
08.04.2025, 12:3908.04.2025, 12:39
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Lena Oberdorf arbeitet an ihrem Comeback. Das ist so weit nichts Neues, da sie bereits im vergangenen Sommer kurz vor den Olympischen Spielen einen Kreuzbandriss erlitt. Neben dem Fokus auf die schnelle Genesung und ein möglichst erfolgreiches Comeback hat Oberdorf die Zeit ohne Fußball aber auch anderweitig genutzt.

Seit Anfang Februar bringt sie gemeinsam mit Freundin und Content Creatorin Rena Schwabl, besser bekannt unter dem Namen "Lieblingsspielerfrau", den Podcast "Popcorn und Panenka" heraus. In unregelmäßigen Abständen besprechen sie, was im Fußballgeschehen passiert ist oder unterhalten sich über private Anekdoten der vergangenen Tage.

Die aktuelle Folge beginnt Oberdorf mit einem denkwürdigen Moment von einer Teambesprechung beim DFB. Oberdorf erklärt, dass die Teamsitzungen in der Nationalmannschaft oft nach dem Mittagessen seien. "Ich war beim Essen, habe ganz normal gegessen und hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass etwas zwischen meinen Zähnen hängt."

Um das zu kontrollieren, hat sie immer wieder auf ihre Uhr geschaut, um in der Spiegelung zu erkennen, ob sie noch Essensreste im Mund habe. Die Trainerin habe das aber auch gesehen. "Sie meinte, dass ich nicht auf die Uhr gucken brauche, weil die Besprechung gleich vorbei sei."

Oberdorf wollte zunächst etwas entgegnen, war dann allerdings doch so perplex, dass sie den Mund hielt. Auf Schwabls Gegenfrage nach dem Alter von Oberdorf zu diesem Zeitpunkt, berichtete die Nationalspielerin, dass sie 15 oder 16 Jahre alt gewesen sei.

Oberdorf mit Klartext zu Schiri-Beleidigungen

Kurz darauf sprechen die beiden ein ernstes Thema an. Ende März beim Drittligaspiel zwischen Verl und Essen kam es zu verbaler, sexualisierter Gewalt gegenüber Schiedsrichterin Fabienne Michel. Die Fans von Essen sangen geschmacklose und nicht zitierfähige Worte und Beleidigungen. Eine Tatsache, die Oberdorf und Schwabl heftig kritisieren.

Die genauen Worte wollten auch die beiden nicht wiederholen. Oberdorf machte ihre Meinung aber deutlich: "Da frage ich mich echt, wer den Leuten ins Gehirn geschissen hat? Also wirklich." Schwabl pflichtet ihr bei: "Wir stehen voll und ganz hinter dieser Schiedsrichterin."

Oberdorf betont, dass es selbst bei einer falschen Entscheidung nicht zu so krassen Reaktionen kommen darf. "Ich verstehe Emotionen und Wut, aber muss man das denn wirklich so auslassen? Oder ist man im 21. Jahrhundert vielleicht schon so weit, dass man es schafft, seiner Wut anders Raum zu machen."

Auf Social Media, so erzählt Schwabl, habe sie viele verteidigende Argumente für das Vorgehen der Essen-Fans gesehen. Das immer wiederkehrende Argument sei: "Ein männlicher Schiedsrichter wäre auch beleidigt worden."

Oberdorf entkräftet dieses vermeintliche Argument sofort: "Wenn männliche Schiedsrichter beleidigt werden, dann sagst du andere Worte. Ich finde keine Beleidigung gut, aber du könntest ja auch genau die gleichen Beleidigungen gegenüber Schiedsrichterinnen benutzen."

Schwabl differenziert daraufhin zwei Ebenen: "Erstens: Beleidigungen gehen schon mal nicht und dann auch drohende Gesänge. Aber das Zweite ist: Es ist noch verwerflicher, dass es sexistische Beleidigungen sind und das ist etwas, was Menschen oft nicht verstehen. Es gibt Beleidigungen wie Vollidiot und dann gibt es Beleidigungen aufgrund des Geschlechts, der sexuellen Orientierung oder der Herkunft und das kann man nicht gleichsetzen."

Sie vergleicht im Anschluss eine Beleidigung mit einem Faustschlag, eine sexistische Beleidigung mit einem Faustschlag mit Schlagring.

Oberdorf hingegen betont, wie traurig und enttäuscht sie von den Fußballfans sei. Schließlich seien auch Schiedsrichter:innen Menschen, die Fehler machen. Auf der Arbeit jedes anderen Menschen gebe es nicht so eine Fehlerkultur wie bei Fußballfans gegenüber den Schiris.

Als abschließende Bemerkung betonen Schwabl und Oberdorf, dass die Schiedsrichter:innen elementar für den Fußball seien. "Die Leute, die ihr beleidigt", beginnt Schwabl, "sind die Leute, die es überhaupt möglich machen, dass ihr ins Stadion kommt. Das finde ich auch genauso krass bei Beleidigungen gegenüber der gegnerischen Mannschaft."

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