Spielerberater Erkut Sögüt veröffentlichte bereits im März sein Buch "Deadline", in dem er über Vetternwirtschaft im Fußball schreibt. Sögüt greift dabei auf über 20 Jahre Erfahrung zurück. Sein prominentester Klient: Ex-Nationalspieler Mesut Özil. Sögüt war es, der 2015 Özils Marketing-Kampagne "M10" startete.
Nun sprach Sögüt mit der britischen Zeitung "Daily Mail" über die Schattenseiten des Fußballs. Beim Thema Vetternwirtschaft nannte er als Paradebeispiel den deutschen Rekordmeister: "Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Der FC Bayern, vor nicht allzu langer Zeit, weil Rummenigge nicht mehr aktiv ist und Hoeneß auch nicht. Der Bruder von Rummenigge ist Fußballagent, der Sohn von Rummenigge, Roman, ist auch Fußballagent. Der Bruder von Hoeneß ist Fußballagent. Vor nicht allzu langer Zeit hat Mathias Sammer für den Verein gearbeitet. Sein Sohn ist auch ein Fußballagent."
Dass diese Konstellation zu einer Verzerrung des Wettbewerbs führt, ist für Sögüt offensichtlich: "Stellen Sie sich vor, all diese Agenten lungern beim FC Bayern München herum. Sie liegen 0:1 zurück und kämpfen gegen jemanden, der ein Familienmitglied im Verein hat. Was können Sie da machen?"
Neben Vetternwirtschaft und Korruption sprach Sögüt auch über Menschenhandel im Fußball. Gerade in Afrika eifern viele junge Männer Stars wie Sadio Mané nach, der mit seiner erfolgreichen Karriere in Europa nicht nur seine ganze Familie in Senegal versorgt, sondern laut "Dailymail" sein ganzes Heimatdorf. Zu oft gehen eben diese jungen Männer, die von einer Fußballkarriere träumen, dabei Betrügern auf dem Leim.
Sögüt berichtet von einem Spieler in Nairobi, der Agenten bezahlt hatte in der Hoffnung auf ein Probetraining in der Bundesliga: "Er ist vier Stunden mit dem Bus gefahren, um mich zu treffen. Er hatte einen Brief bei sich. Es sah aus wie eine Einladung zum Probetraining bei Werder Bremen."
Selbst für den erfahrenen Agenten sah das Dokument authentisch aus, erst ein Anruf in Bremen klärte den Schwindel auf: Dort hatte man nie von dem jungen Mann gehört. "Er hatte [den beiden Agenten, Anm. d. Red.] schon 3.000 Dollar gezahlt", berichtet Sögüt. "Er sagte, jeder im Dorf, jede Familie, hatte etwas gegeben, damit er fahren könne."
Sögüt schätzt, dass zwischen 15.000 und 20.000 Minderjährige auf diese Weise nach Europa gelockt wurden und jetzt hier gestandet sind. Im Gegenzug fragt er sich: "Von wie vielen Spielern haben Sie schon gehört, die aus Afrika kommen und ein Probetraining bekommen und dann einen großen Vertrag unterschreiben? Ich kenne keinen, und ich bin schon 20 Jahre im Geschäft."
(kpk)