Kylian Mbappé ist 23 Jahre alt und nach dem soeben abgeschlossenen Vertragspoker zwischen Real Madrid und seinem Heimatverein Paris Saint-Germain der wertvollste Fußballspieler der Welt. Verschiedene Quellen spekulieren von einer Gesamtsumme von mehr als 500 Millionen Euro, die der Franzose in den kommenden drei Jahren bei Paris verdienen wird.
Sichere Zahlen sind in der Öffentlichkeit bislang nicht bekannt. Das liegt möglicherweise auch daran, dass die UEFA erst vor wenigen Wochen ein neues Regelwerk (Financial Sustainability) verabschiedet hat, mit dessen Hilfe solche Fälle eigentlich verhindert und die Ablösesummen und Spielergehälter im Rahmen gehalten werden sollten.
Die Nachfolgeregelung des zuletzt mehrfach umgangenen sogenannten "Financial Fairplay" steht also vor einer gigantischen Bewährungsprobe. Vielen Fußballfans ist ohnehin seit langem klar, dass Regelwerke, die den Finanzfluss im Fußball transparent steuern sollen, nicht besser wirken als Nebelkerzen oder Papiertiger.
Welche Gelder und Leistungen in den kommenden Jahren in Paris auch immer fließen mögen, scheint im Grunde egal. Der Gigantismus und die Gier in diesem Business führt jedes Jahr aufs Neue zu Gehalts-, Prämien- und Ablösesummen, die regelmäßig die Frage nach dem Wert und Gegenwert eines Fußballspielers aufkommen lassen.
Konkret: Wie viel ist ein Fußballspieler wert? Woher kommt dieser Wert? Was genau meint der Begriff „Wert“ im Fußball? Wie sind ideelle und geldbezogene Werte im Fußball ineinander verwoben? Welchen Gegenwert erhoffen sich diejenigen, die ihr Geld in den Fußball investieren? Wer wäre mächtig und als Person oder Institution moralisch unbescholten genug, den Handel in diesem Feld zu beaufsichtigen und gegebenenfalls zu regulieren? Würde so eine Regulierung überhaupt gelingen können? Wenn ja, unter welchen Bedingungen und mithilfe welcher konkreten Regeln?
Mit Blick auf das Finanzgebaren im professionellen Fußball ist Pessimismus angesagt. Es spricht vieles dafür, dass wir solche Fragen allerhöchstens auf einer theoretischen Ebene beantworten können und dass in der Praxis des Transfermarktes immer wieder neue Lücken entdeckt werden, die die Zahlung immer neuer Summen möglich machen.
Mein Zwischenfazit zum Thema Financial Fairplay lautet daher: "Empört euch!" So wie wir es bereits bei der 222 Millionen Euro Ablöse von Neymar getan haben. So wie wir es jetzt gerade im Fall von Mbappé tun. Und so, wie wir es in den kommenden Jahren regelmäßig am Beispiel weiterer Spieler und Ablösesummen tun werden.
Ich meine, diese Empörung ist überaus tragisch, denn jenseits des monetären Werts von Profispielern sind bestimmte Momente, Geschichten und Erlebnisse im Fußball unbezahlbar und deshalb womöglich auch wertvoller als die aktuell im Raum stehenden Millionenbeträge.
In diesem Sinne haben beispielsweise auch Kylian Mbappé, seine Familie, Freunde und zahllosen Fans diese Fußballerkarriere mit Bedeutungen aufgeladen und in einem ideellen Sinne so wertvoll gemacht. Genauso wie das am Beispiel vieler anderer Fußballer auch geschieht. Selbst dann, wenn der ideelle Wert nicht bei jedem in Euro ausgezahlt wird.
Bedauerlich an den meisten Transfer- und Vertragsgeschichten ist allein die Tatsache, dass es angesichts der gigantischen Summen scheint, als würden die ideellen Werte des Sports gar keine oder nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.
Ich meine, es ist die Angst vor diesem ideellen Werteverlust, die den Nährboden für die immer wieder kehrende Empörung ausmacht.
In einem Interview mit dem britischen "The Telegraph" hat Kylian Mbappé am 23. Mai, unmittelbar nach dem Abschluss seines Vertragspokers, die Hintergründe seines Verbleibs bei Paris Saint-Germain ausschließlich mit ausgewählten ideellen Werte in Verbindung gebracht und auf seine Heimatverbundenheit Bezug genommen:
Wie wertvoll könnte ein Sport sein, in dem tatsächlich zuallererst die ideellen Werte zählen? Und wie wertlos ist ein Fußball, der Gefahr läuft, diese ideelle Wertebasis ins Abseits zu stellen?