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Fußball-Kolumne

Dauer-Meister FC Bayern: Bundesliga braucht den Kampf ungleicher Philosophien

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Der Wechsel von Harry Kane zum FC Bayern wurde als positives Zeichen für die Bundesliga gewertet. Bild: imago images / Ulrich Wagner
Fußball-Kolumne

Langweilige Bundesliga? Wieso die Liga den Kampf ungleicher Philosophien braucht

In seiner wöchentlichen Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
17.08.2023, 15:2718.08.2023, 12:12
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Die Fußball-Bundesliga ist eine Erfolgsgeschichte. Zuschauermagnet und Anker für die Unterhaltung am Wochenende. Aber auch ideeller Lebensmittelpunkt von Fußballfans und Plattform für das Herstellen von Identifikation. Ein Spiegelbild der Gesellschaft und zugleich ein verlässlicher Lieferant abschreckender Beispiele für die Auswüchse des Kommerz, aber auch für das Fehlverhalten von Fans oder Missmanagement beim DFB.

An jedem Spieltag werden Geschichten geliefert, die uns in Euphorie versetzen. Gleichzeitig aber auch Beispiele, die uns Sorge um die Zukunft des Fußballs in Deutschland und der Welt bereiten. Saudi-Arabien führt uns gerade vor Augen, dass das Land bereit und in der Lage ist, den Fußball aufzukaufen, um dessen Kraft für innen- und außenpolitische Ziele zu nutzen.

Das Projekt wird wahrscheinlich genauso scheitern, wie vergleichbare Vorhaben, die vor wenigen Jahren in Katar oder China aus dem Boden gestampft wurden. Trotzdem wird das viele Geld aus dem arabischen Ölgeschäft, das in den weltweiten Fußballmarkt gepumpt wird, auch Spuren in der Bundesliga hinterlassen.

"Diese Langeweile ist in der internationalen Wahrnehmung längst das Markenzeichen der Bundesliga."

Die Bayern bekommen in dieser Saison eine üppige Ablöse für den Wechsel von Sadio Mané nach Saudi-Arabien, aber auch nach wie vor das meiste Geld aus der zentralen Vermarktung der Liga.

Genau deshalb leisten sie sich für mehr als 100 Millionen Euro mit dem Engländer Harry Kane einen neuen Mittelstürmer. Zur Eröffnung der 61. Saison der Bundesliga werden er und die Bayern am Freitagabend auf Werder Bremen und deren genialen Mittelstürmer Niclas Füllkrug treffen. Bundesligafans können vereinsübergreifend stolz sein auf die Bremer Klubführung, weil es ihnen gelungen ist, so eine Identifikationsfigur im Verein zu halten. Auch ich halte die Daumen, dass er gegen die Bayern mehr Tore schießen wird als deren neuer Star Harry Kane.

Bundesliga darf nicht zu einer PR-Nummer verkommen

Beide sind aus der Ferne betrachtet sympathisch und ein Gewinn für die Liga, aber Füllkrug ist ein Kind der Bundesliga. Jemand, der trotz des DFB-Nachwuchsförderprogramms seinen Weg in die Spitze des Deutschen Fußballs gefunden hat. Ein Vorbild und eine Identifikationsfigur für die wenigen, noch verbliebenen Fans der Nationalmannschaft.

Welchen Fußball wollen wir? Welche Stars brauchen wir? Was sind unsere Stärken? Worum geht es uns in diesem Sport und der jetzt beginnenden Saison? Was unterscheidet die Bundesliga von allen anderen Ligen weltweit? Und wie kann es gelingen, diese Liga unter den Top-5 weltweit zu halten? Durch Transfers, wie es die Bayern seit vielen Jahren mit ihrem Geldfußball tun? Oder durch neue Konzepte und Schwerpunkte in der Nachwuchsarbeit und innovativer Kaderplanung, wie es viele Vereine aus der zweiten und dritten Reihe der Liga seit einigen Jahren versuchen?

Möglicherweise ist es eine Mischung aus beiden Richtungen, die im Rahmen eines fairen Wettbewerbs zum Erfolg führen wird. Der Fußball lebt von den feinen Unterschieden. Die Dramaturgie des Spieltags braucht Duelle zwischen grundverschiedenen Klubs genauso wie den Kampf zwischen unvereinbaren Fußballphilosophien: Kommerz gegen Tradition. Werksklub gegen Aktiengesellschaft. Und natürlich auch die Spiele des ungeliebten Brauseklubs, der gegen echte Sportvereine um Punkte kämpft.

Das Einzige, was bei dieser bunten Form des Wettbewerbs garantiert sein muss, ist die Integrität und das Fairplay des Wettbewerbs. Sobald der Spieltag zu einer PR-Nummer verkommt, oder sich der Fußball nur noch auf die Macht des Geldes reduziert, würde die Bundesliga uninteressant und langweilig werden.

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Bundesliga: Füllkrug und Kane im direkten Duell um Torjägerkanone

Diese Langeweile ist in der internationalen Wahrnehmung längst das Markenzeichen der Bundesliga. Anders als in der weltweit führenden Premier League, in der jedes Jahr aus gutem Grund wenigstens vier oder fünf verschiedene Klubs berechtigte Chancen auf den Titel haben, steht das Ergebnis im Meisterschaftsrennen der Bundesliga bereits heute fest. Die Bayern werden erneut gewinnen. Und Harry Kane wird ihnen dabei behilflich sein.

Fanforscher Harald Lange.
watson-Kolumnist Harald LangeBild: Uni Würzburg
Über den Autor
Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Der 55-Jährige schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"

Eine andere Fußballlegende aus England, der ehemalige Nationalspieler Michael Owen (43), riet seinem Landsmann Harry Kane genau aus diesem Grund von einem Wechsel zu den Bayern ab. Es sei schließlich kein großer Erfolg, mit den Bayern eine Trophäe zu gewinnen. Demgegenüber wäre das Ziel, "der beste Torschütze der Premier League aller Zeiten zu werden, (…) eine größere Leistung als der Gewinn der Liga in einem Land, das von einer Mannschaft dominiert wird." Kane hätte für diesen Rekord, der bislang von Alan Shearer mit 260 Toren gehalten wird, nur noch 47 Tore schießen müssen.

Im Sinne der Spannung halte ich morgen Niclas Füllkrug die Daumen und hoffe, dass er im Spiel gegen die Bayern den Grundstein für die nächste Torjägerkanone legt. Alles andere wäre langweilig.

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