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FC Bayern und das Katar-Sponsoring: Wie die Fans das Ende beeinflussten

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Der FC Bayern wird "Qatar Airways" künftig nicht mehr auf dem Ärmel tragen. Bild: imago images / Sven simon
Fußball-Kolumne

Der FC Bayern und Katar-Sponsoring: Wie die Fans das Ende beeinflussten

In seiner wöchentlichen Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
29.06.2023, 14:19
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Die Meldung kam überraschend. Qatar Airways und der FC Bayern München gehen getrennte Wege. Sie verzichten einvernehmlich auf die Verlängerung des zum 30. Juni auslaufenden Partnerschaftsvertrags. Die staatliche Fluggesellschaft war als Ärmelsponsor ein sogenannter Platin-Partner des FC Bayern und legte dafür seit 2018 angeblich 25 Millionen Euro pro Saison auf den Tisch!

Der ehemalige Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge betonte einst, dass es sich dabei um "gutes Geld" handele, das dem Klub entsprechende Möglichkeiten bei der Verpflichtung und Bezahlung der Spieler erlaube.

Die kritischen Fans des FC Bayern waren in diesem Punkt anderer Meinung: Von "gut" könne bei solchem Geld keineswegs die Rede sein. Mit Blick auf die Menschenrechtslage und die Arbeitsbedingungen der vielen Gastarbeiter in Katar diente diese Partnerschaft zwischen den Bayern und dem Emirat einzig und allein dem Zweck des Sportswashing. Deshalb müsse man auf dieses "schlechte" Geld verzichten und sich um andere Sponsoren bemühen.

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FC Bayern: Fans sorgen mit Protesten für Aufsehen

In der Folge setzen einzelne Fans und Fangruppierungen den Bossen des Vereins mächtig zu. Neben Fanprotesten, Sprechchören und kritischen Bannern, die es aus der Kurve heraus bis in die Berichterstattung aller deutschen und zum Teil auch der internationalen Leitmedien geschafft hatten, nutzen aber insbesondere die einfachen Mitglieder des Vereins ihre demokratisch verfassten Rechte und Möglichkeiten.

Fanforscher Harald Lange.
Fanforscher Harald LangeBild: Uni Würzburg
Über den Autor
Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Der 55-Jährige schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"

Erinnert sei beispielsweise an die legendäre Mitgliederversammlung des FC Bayern im November 2021. Damals eskalierte die Situation, die Mitglieder protestierten bis spät in die Nacht hinein. Die Mitglieder des Vorstands, ihr Präsident und alle übrigen Bosse und Größen des Klubs schienen überfordert und offenbarten erstaunliche Lücken in Sachen Transparenz, Kommunikation und Leadership.

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"Das ganz hässliche Gesicht des FC Bayern zeigen die, die Blutgeld von Katar + Co nehmen", protestierten die Bayern-Fans immer wieder.Bild: imago images / Bernd Feil/M.i.S.

Trotz aller Kritik und der daran gebundenen "schlechten Presse" blieb die Klubführung auf Kurs und unternahm alles, um an diesem lukrativen Deal mit dem Emirat festhalten zu können.

FC Bayern wollte an Katar-Sponsoring wohl festhalten

Vor einem Jahr lancierte der Verein einen sogenannten runden Tisch zum Thema. Neben ausgewählten Kritikern nahmen vor allem Lobbyisten teil, um der Welt zu erklären, dass die Partnerschaft den interkulturellen Dialog befördere und dadurch auch Verbesserungen der Menschenrechtslage auf den Weg bringen würde. Genützt hat es nichts.

Weder die WM, noch das Engagement des FC Bayern haben den Arbeitsmigranten in Katar geholfen. Gleichzeitig waren durch die energischen Fanproteste und den Gegenwind der Mitgliederbasis enorme Imageschäden entstanden. Nicht nur beim FC Bayern, sondern vor allem beim großzügigen Geldgeber. Es waren die Fans des FC Bayern, die markante Flecken auf der vermeintlich weißen Weste dieses Sportwashings hinterließen.

Der Imageschaden für Katar war offensichtlich größer als erwartet. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass die Scheichs wegen der anhaltenden Proteste einen Strich unter diese umstrittene Partnerschaft gemacht haben. Dafür würde auch sprechen, dass die Fortsetzung des Sponsorings seitens der Bayern-Bosse nie infrage gestellt wurde. Noch vor zwei Wochen berichtete Präsident Herbert Hainer von Gesprächen, die auf eine Verlängerung der Partnerschaft hinausliefen.

So gesehen trifft den Klub neben der moralischen Keule nun auch noch eine kalte finanzielle Dusche. Die 25 Millionen Euro werden erstmal fehlen und es wird schwer werden, angesichts des moralischen Zwielichts, in das der Klub vor allem während der zurückliegenden drei Monate schwungvoll hineingerutscht ist, adäquaten Ersatz für das Geld der Fluglinie des Emirs zu finden.

Der frei gewordene Ärmel im Sponsoring-Portfolio des FC Bayern ist ein riesengroßer Erfolg für die kritische Fanszene des Vereins. Der Katar-Protest hat maßgeblich dazu beigetragen, das Bild des FC Bayern in moralischer und ethischer Hinsicht hochzuhalten. Selbst gegen den ausdrücklichen Wunsch der vielen Bosse im Verein. Herzlichen Glückwunsch!

FC Bayern: Gerüchte um Interesse an Nationalspieler Gündoğan

Der FC Bayern steuert auf seine erste titellose Saison seit 2012 zu. Die Meisterschaft ist bereits an Bayer Leverkusen vergeben und im Pokal mussten die Münchner gegen Drittligist Saarbrücken schon im November in der 2. Runde den Hut nehmen. Die einzige Chance, doch noch eine Trophäe zu gewinnen, besteht in der Champions League.

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