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DFB: Geldgier, Macht, Diskriminierung – die Vergangenheit holt den Verband ein

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DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald warnte bereits vor einem strukturellen Haushaltsdefizit.Bild: www.imago-images.de / IMAGO/Nico Herbertz
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Geldgier, Macht, Diskriminierung: Wie der DFB von seiner Vergangenheit eingeholt wird

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In seiner wöchentlichen Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
27.01.2023, 16:5028.01.2023, 09:17

Der Start in das Jahr 2023 lässt sich für den Deutschen Fußballbund auf eine medienwirksame, aber sehr unglückliche Formel bringen. Die Schlagzeilen zur DFB-Führung drehen sich in den letzten Tagen um die schäbigen Grundbegriffe des modernen Fußballs: Geldgier, Macht und Diskriminierung.

Der ehemalige Schiedsrichter und TV-Experte Manuel Gräfe verklagte den Verband wegen Altersdiskriminierung und bekam in dieser Woche Recht. Der Richter am Frankfurter Landgericht stellte fest, dass der DFB in dieser Sache gegen das Antidiskriminierungsgesetz verstößt und billigte dem ehemaligen Top-Referee sogar ein stattliches Schmerzensgeld in Höhe von 48.500 Euro zu.

Nun muss der Verband seine Satzungen prüfen und nach neuen Wegen in der Personalauswahl suchen, um den Makel der Diskriminierung wieder loszuwerden.

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Beinahe zeitgleich stellten die Steuerbehörden in ihren Ermittlungen zur Bandenwerbung des DFB derart gravierende Fehler fest, dass sie dem Verband rückwirkend den Status der Gemeinnützigkeit für die Jahre 2014 und 2015 aberkannten. Deshalb drohen nun Strafen und Steuernachzahlungen in Höhe von 30 Millionen Euro.

Das Geld im ehemals reichen Sportverband wird knapp, weshalb der DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald in dieser Woche sogar vor einem strukturellen Haushaltsdefizit warnt.

DFB-Taskforce irritiert mit Zukunftsvision

Wenn also demnächst gespart werden muss, dann wird es die Basis des Deutschen Fußballs zu spüren bekommen. Das Verhalten der Spitzenfunktionäre und Mächtigen wird sich von klammen Kassen wohl kaum beeindrucken lassen, denn die kostspieligen Machtspiele in der Chefetage laufen unbehelligt und schwungvoll weiter. Die Neuaufstellung nach der Bierhoff-Ära kostet Geld. Abfindungen für das alte Personal und Honorare, Prämien und Gehälter für die neuen Männer auf den Chefposten ringsum der Männer-Nationalmannschaft.

Fanforscher Harald Lange.
Fanforscher Harald LangeBild: Uni Würzburg
Über den Autor
Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Der 55-Jährige schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"

Die Task-Force der mächtigen Bundesligagrößen etabliert ihre Leute auf den neuen Posten. Die eilig getroffenen Entscheidungen werden regelmäßig öffentlichkeitswirksam durchgestochen, sodass die Fakten feststehen, noch bevor sich die Präsidiumsmitglieder und Gremien des DFB damit befassen können.

Im Fall des neuen Sportdirektors Rudi Völler hat sich Hans Joachim Watzke in seiner Rolle als mächtiger Fußballboss regelrecht selbst gefeiert, indem er der Öffentlichkeit mitteilte, wie Zukunftsfragen bei DFB geregelt werden. Aus dem Bauch heraus und in kumpelhafter Atmosphäre: "Rudi, das wäre doch eigentlich etwas für dich". So hat Watzke die Verpflichtung Völlers quasi "aus der Hüfte heraus" eingeleitet.

Dem Präsidenten blieb nicht mehr als ein braves Zustimmen übrig und das DFB-Präsidium hat sich längst an die Rolle derer gewöhnt, die solche Alleingänge aus formalen Gründen nur noch abnicken müssen.

DFB-Sparkurs wird Bogen um die Chefetage machen

Schließlich werden sie dafür fürstlich bezahlt und beziehen sogenannte Aufwandsentschädigungen, die beim ehrenamtlich tätigen Präsidenten bis zu 250.000 Euro pro Jahr betragen können. Üppig und weit entfernt von den Erwartungen, die wir an ein Ehrenamt herantragen.

"Die Auszahlungen in der DFB-Spitze doch eher an üppige Managervergütungen als an eine Übungsleiterpauschale."

Das sieht auch die Deutsche Rentenversicherung so, denn deren Gutachten haben dazu geführt, dass die Staatsanwaltschaft nun gegen ehemalige DFB Bosse wegen des "Verdachts des Vorenthaltens von Arbeitsgeld" ermittelt. Das ist heftig, denn dem DFB wird vorgeworfen, keine Sozialversicherungsbeiträge gezahlt zu haben. Aufwandsentschädigungen für ehrenamtliche Tätigkeiten sind davon grundsätzlich befreit. Allerdings erinnern die Auszahlungen in der DFB-Spitze doch eher an üppige Managervergütungen als an eine Übungsleiterpauschale.

Der Fehlstart der ersten Wochen im neuen Jahr wird auf die Stimmung an der Basis wirken. Deshalb brauchen wir auch hier klare Kante und transparente Aufklärung. Ich möchte wissen, ob und wie sich unsere Top-Funktionäre zu den drei Kernbegriffen Geldgier, Macht und Diskriminierung verhalten.

Gebt ihr uns neue Ausreden? Richtet ihre eine neue Task-Force ein? Beauftragt ihr eine neue Beraterfirma? Oder traut ihr euch einen ehrlichen Neuanfang zu, in dem die Werte des Ehrenamts und der Gemeinnützigkeit im Zentrum stehen?

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