Nach ihrem Rücktritt als Bundestrainerin war es einige Zeit ruhig um Martina Voss-Tecklenburg. Die 56-Jährige zog sich zurück, sprach von der Notwendigkeit einer Pause – zu belastend war die Zeit rund um das Ausscheiden der DFB-Frauen bei der Weltmeisterschaft 2023. Inzwischen ist sie wieder häufiger öffentlich zu sehen. Und sie wirkt so entschlossen wie eh und je.
Bei einer Übertragung der Kings League auf RTL+ sprach sie nun offen über ihre Zukunft. Ihre Worte lassen aufhorchen: Voss-Tecklenburg schließt nicht aus, eines Tages ein Männerteam in der Bundesliga zu übernehmen.
Noch sei nichts Konkretes in Planung, erklärte sie, aber: "Es ist ein bisschen was in Bewegung, noch nichts Konkretes. Ich schließe nichts aus."
Eine Trainerin in der Bundesliga – das klingt immer noch wie eine ferne Vision. Doch warum eigentlich? Die Qualifikation spricht bei Voss-Tecklenburg für sich. Als aktive Spielerin holte sie sechsmal die deutsche Meisterschaft und viermal den EM-Titel.
Als Trainerin führte sie unter anderem die Schweiz erstmals zu einer WM-Endrunde und wurde mit Deutschland Vize-Europameisterin. Auch zwei DFB-Pokal-Titel und ein Sieg im Uefa Women’s Cup stehen auf ihrer Liste. Erfolgreicher war kaum jemand in ihrem Fach.
Deshalb stellt sie klar: Die Frage, ob sie sich ein Männerteam zutraut, sei nicht die richtige. "Es ist ja keine Frage des Geschlechts, es ist eine Frage der Qualität", betonte sie bei RTL+.
In dieselbe Richtung ging ihre Kritik am System: "Die Frauen sind eigentlich die falschen, die die Frage gestellt bekommen. Ihr müsst die Frage dem Männerfußball stellen."
Bislang sei sie nicht gefragt worden – ein Angebot aus der Bundesliga habe es schlicht nicht gegeben. "Tatsächlich kommt dieser Anruf nicht", sagte sie deutlich.
Voss-Tecklenburg hebt damit ein strukturelles Problem hervor. Obwohl mit Sabrina Wittmann beim FC Ingolstadt seit Mai 2024 erstmals eine Frau Cheftrainerin in der 3. Liga ist, bleiben Frauen an der Seitenlinie im Männerfußball die Ausnahme.
Für Voss-Tecklenburg ist das eine Frage der Chancengleichheit: Wer sich über Jahre auf höchstem Niveau beweist, sollte nicht aufgrund des Geschlechts aussortiert werden.
Die frühere Nationaltrainerin will wieder an die Seitenlinie zurück – ob bei Männern oder Frauen, das scheint für sie zweitrangig. Hauptsache, es geht um Fußball auf hohem Niveau. Die Bühne dafür hätte sie sich trotz des unrühmlichen DFB-Abschieds verdient.