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Wir erleben in diesen Tagen eine ängstliche und kleinkarierte Sportpolitik des italienischen Innenministeriums, die voll auf Kosten der Fans deutscher Traditionsvereine geht. Jenseits der Alpen fürchtet man offensichtlich den Support und die mitgebrachte Heimspielatmosphäre deutscher Fußballfans mehr als die Dribbelkünste, Kampfkraft und Torgefährlichkeit unserer Bundesligaspieler.
Leidtragende sind zunächst die Fans des SC Freiburg, die morgen nach Turin reisen und im Hinspiel des Achtelfinals der Europa League gegen Juventus Turin ihrem Team als 12. Mann zum Sieg verhelfen wollten.
Es war ihnen gelungen, neben den 2100 von der Uefa zugestandenen Auswärtstickets über einen Trick an weitere Eintrittskarten zu kommen. Viele Freiburger melden sich kurzerhand als Mitglied bei Juventus an und kamen darüber an die begehrten Tickets.
Ich meine: Das war völlig legal und zudem überaus einfallsreich. Deshalb ist es ängstlich und schwach, dass die Italiener nun angekündigt haben, diesen Fans den Zugang zum Stadion zu verweigern. Der Verein hat im Nachhinein die Rechtsgrundlage in seinen AGB verändert und verstößt mit dieser Maßnahme ganz offensichtlich gegen geltendes Recht.
Die Angst muss also riesengroß sein. Wahrscheinlich fürchten die Offiziellen in Turin vor einer Wiederholung des Camp-Nou- Effekts. Den hatten die Frankfurter Fans vor einem Jahr im gleichnamigen Stadion in Barcelona erfunden. Sie schafften es ebenfalls an zusätzliche Tickets zu kommen und bereiteten der Eintracht ein Heimspiel im fremden Stadion.
Die 30.000 mitgereisten Frankfurter Fans trieben die Eintracht-Spieler zum Sieg und stürzten den FC Barcelona in eine tiefe Identitätskrise. Ich meine: Juventus Turin ist mittendrin in so einer Krise, denn es gelingt ihnen ganz offensichtlich nicht, die eigenen Fans zu mobilisieren. Stattdessen stoßen sie der Fankultur durch überflüssige Verbote vor den Kopf.
Solche Vorgänge sind nicht zu akzeptieren: Wir müssen aufstehen und etwas dagegen tun, denn die Willkür im Umgang mit dem Fußball und seinen Fans verstößt gegen echten Sportsgeist und wirkt am Ende einfach nur peinlich.
Demgegenüber wäre es ein Gewinn für den europäischen Fußball, wenn es den Klubs in Italien, Spanien und andernorts gelänge, mit ihrem Fußball ebenso viel Enthusiasmus wie in Frankfurt, Freiburg oder Köln zu entfachen. Wer den Fußball ohne Publikum und ohne leidenschaftliche Fans inszenieren will, sollte ihn auf der Playstation spielen. Und wer Angst vor dem Support der Fans des Gegners hat, der sollte die europäischen Wettbewerbe verlassen und lieber Trainingsspiele gegen die zweite Mannschaft machen.
Das wäre zwar langweilig, scheint aber derzeit dennoch als Richtlinie der italienischen Sportpolitik zu wirken. Selbst beim legendären SSC Neapel. Dieser Klub setzt in der italienischen Liga spielerische Maßstäbe und führt die Tabelle in der Serie A mit sagenhaften 15 Punkten Vorsprung vor Inter Mailand an.
Das Team überzeugt auch international und stellte zuletzt im Achtelfinale der Champions League mit dem 2:0 Auswärtserfolg gegen Eintracht Frankfurt seinen Höhenflug unter Beweis. Der Verein dominiert und tritt auf dem Spielfeld souverän auf.
Nach der Niederlage im Hinspiel standen die Chancen der Frankfurter Eintracht mit Blick auf das Auswärtsspiel in Neapel kommende Woche denkbar schlecht. Deshalb erstaunt die Ängstlichkeit des italienischen Außenministers, der per Eilverordnung den Frankfurter Fans den Zugang zum Stadion verboten hat. Deshalb darf die Eintracht noch nicht einmal die von der Uefa zugesagten Gästekontingente vergeben und muss die bereits gebuchten Sonderflüge und Chartermaschinen für das angedachte Fußballfest stornieren.
Der gebürtige Neapolitaner und aktuelle italienische Innenminister Matteo Piantedosi schlägt mit seinem Schutzschirm, den er über das "Stadio Diego Armando Maradona" in Neapel hängt, ein peinliches Kapitel im europäischen Wettkampfsport auf. Die Frankfurter haben vor zwei Wochen eindrucksvoll gezeigt, wie man ein Hochrisikospiel in anregender Atmosphäre und ohne nennenswerte Gefährdungen organisiert. Weshalb sowas in Italien nicht möglich sein soll, bleibt rätselhaft.
Mein Tipp an die italienische Sportpolitik: Wenn ihr das nicht könnt, dann verzichtet auf euer Heimrecht und lasst andere solche Spiele organisieren. Wenn ihr Angst vor dem Support der gegnerischen Fans habt, dann tragt doch künftig lieber Freundschaftsspiele aus. Ihr seid Spielverderber und Angsthasen.
