Toni Kroos gehört zweifelsohne zu den besten deutschen Spielern der Geschichte. Als einziger deutscher Spieler konnte er fünfmal die Champions League gewinnen, zudem ist er auch der einzige deutsche Spieler, dem dieses Kunststück mit verschiedenen Vereinen gelang: viermal mit Real Madrid und einmal mit dem FC Bayern München.
In die prall gefüllte Vitrine reihen sich zudem diverse Meisterschaften und Pokalsiege und – als Höhepunkt – der Weltmeistertitel 2014. Dennoch bekommt Toni Kroos oftmals nicht die Anerkennung, die er seiner Leistungen gebührend eigentlich verdient hätte. Ein allgemeines Problem in Deutschland, wie er zuletzt selbst befand.
Nach dem Tod von Franz Beckenbauer drückte auch Toni Kroos seine Anteilsnahme aus und besprach mit seinem Bruder in ihrem gemeinsamen Podcast "Einfach mal Luppen", welchen enormen Einfluss der "Kaiser" auf den Fußball in Deutschland, aber auch darüber hinaus als Person hatte.
"Es hat die Sichtweise auf Deutschland in der gesamten Welt sehr verändert hat – und zwar zum Positiven. Es hat gezeigt, dass auch die Deutschen Feste feiern, offen und freundlich sein können. Dafür steht er mit seinem Namen", erklärte Toni Kroos, befand aber auch, dass Beckenbauer diese Wertschätzung zeit seines Lebens nicht immer erfahren habe.
"Wir sollten Leute, die so viel geleistet und erreicht haben, schon zu Lebzeiten viel mehr hochleben lassen – nicht erst, wenn sie gestorben sind. Diese Leute verdienen viel mehr Anerkennung." In Deutschland werde immer danach gesucht, "wie man jemandem ans Bein pinkeln kann". Worte, die man so auch auf Toni Kroos selbst beziehen könnte. Bei seinem jüngsten Spiel bekam er selbst alles andere als Anerkennung.
Am Mittwochabend traf Toni Kroos mit Real Madrid im Halbfinale des spanischen Supercups auf den Lokalrivalen Atlético Madrid. Die Partie wurde allerdings nicht in der spanischen, sondern in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad ausgetragen. Und dort war das Publikum nicht sonderlich gut auf Kroos zu sprechen.
Als der 34-Jährige in der 67. Minute eingewechselt wurde, musste er bei praktisch jedem Ballkontakt Pfiffe über sich ergehen lassen.
Kroos selbst reagiert nach Abpfiff sarkastisch auf den stetigen Gegenwind: "Das hat heute Spaß gemacht! Tolles Publikum", schrieb Kroos bei X, vormals Twitter.
Zum Hintergrund: Als etliche Fußballer im vergangenen Sommer nach Saudi-Arabien gewechselt sind, hatte sich Kroos wiederholt kritisch dazu geäußert und die dortige Menschenrechtslage kritisiert. Auch in seinem Podcast teilt er regelmäßig unterschwellig gegen den Wüstenstaat aus.
Pfiffe gab es ebenfalls von den Rängen, als mit einer Schweigeminute Franz Beckenbauer gedacht werden sollte. Noch eine Gemeinsamkeit der beiden Ausnahme-Fußballer.