Parallel zu den noch laufenden Olympischen Spielen startet heute um 20.30 Uhr die 2. Bundesliga mit dem Kracher 1. FC Köln gegen den Hamburger SV. Das Rheinenergiestadion wird ausverkauft sein und niemand wird bemerken, dass es sich um Zweitligafußball handelt.
Fußball auf hohem Niveau. Spannung und Dramatik gleich ab der ersten Spielminute – schließlich wollen beide Teams in die 1. Liga aufsteigen. Aber nicht nur Köln und Hamburg, sondern auch Hannover, Braunschweig, Düsseldorf, Darmstadt und vor allem der große Schalke 04 und Hertha BSC wollen möglichst noch in dieser Saison zurück ins Oberhaus.
Tradition und Leistungsdichte sind nirgends in Europa und weltweit enger beieinander als in der 2. Bundesliga, denn auch die weiteren Vereine dieser gigantischen "B- Liga" sind alles andere als Außenseiter.
Nürnberg reist am Samstag mit Miroslav Klose als neuem Trainer zum Karlsruher SC und beide Klubs gehören nach Ansicht ihrer Fans ohnehin nicht in diese Liga, sondern müssten vorn in der 1. Liga mitspielen. Im Grunde gilt das auch für die restlichen Clubs, denn fast alle schaffen es an jedem Spieltag massenhaft Fans zu begeistern und die Stadionkapazitäten nahezu auszuschöpfen.
Beim Hamburger SV war das Volksparkstadion in der vergangenen Spielzeit elfmal ausverkauft. Der Verein kam mit einer Auslastung der Stadionkapazität von 98 Prozent auf Platz zwei der Zuschauergunst. Durchschnittlich besuchten 55.847 Fans die Heimspiele des HSV.
Mehr waren es nur auf Schalke. Dort fieberten bei den Heimspielen durchschnittlich 61.056 Fans mit und bescherten dem Verein siebenmal ein ausverkauftes Stadion. Häufiger war das Stadion nur beim HSV (11), in Osnabrück (12) und bei St. Pauli (13) ausverkauft.
Angesichts solcher Zahlen lohnt es sich, über die Faszination des Zuschauersports und des Fußballs zu diskutieren. Die Bindungskraft wird ganz offensichtlich über den Wettbewerb und die Idee des Sports hergestellt. Die Attraktion der Deutschen Meisterschaft oder die Aussicht auf internationale Titel genügen offensichtlich nicht, um wahrhafte Fußballbegeisterung auszulösen.
Diese Wahrhaftigkeit des "Fan-Seins" gründet im Interesse am Spiel und der Dramaturgie des sportlichen Wettstreits. Sie ist demnach ein Stück weit unabhängig vom zählbaren Erfolg im Meisterschaftsrennen.
Ich meine, das ist ausgesprochen wertvoll, denn dieses gigantische Zuschauerinteresse in der 2. Liga verweist auf ein Phänomen, dass wir auch in den nachfolgenden Ligen, bis hin zum Amateurfußball beobachten können: Das Prinzip der regionalen Verwurzelung, das Mitnehmen der Menschen vor Ort oder die Einheit und Einfachheit des Spiels sorgen dafür, dass eine Brücke zwischen dem Alltag der Fans und der Glitzerwelt des Fußballs geschlagen werden kann.
Fußball ist so gesehen ein Kulturgut, dessen Wert sich nicht mit Geld bemessen lässt. Das Spiel ist weitaus wertvoller, denn es bindet Menschen und bringt uns gesellschaftlich gesehen, enger zusammen. Vor allem in Deutschland.
Im vergangenen Jahr rangierte die 2. Bundesliga in Sachen Zuschauerzahlen regelmäßig unter den Top 5 Ligen Europas. Hängte regelmäßig alle anderen zweiten Ligen Europas ab und an manchen Spieltagen sogar die erste italienische, französische oder spanische Liga.
Am 18. Spieltag der vergangenen Saison schaffte es die 2. Bundesliga erstmals die 1. Bundesliga zu überholen. Zwischen dem 16. und 18. Februar 2024 kamen 31.627 Zuschauer in die Zweitligastadien. Deutlich mehr als in der Bundesliga (29.011) und allen anderen europäischen Ligen. Lediglich die englische Premier League lag mit 33.883 Zuschauern vor unserer zweiten Liga.
Ich schaue auch deshalb gespannt auf den ersten Spieltag der Zweiten Liga und werde die jetzt beginnende Saison mit großem Interesse verfolgen.