Im Weltfußball ist einiges in Bewegung. Das große Geld scheint auf der Straße zu liegen, wenn es denn gelingt, Ausrichter eines großen internationalen Turniers zu werden. Die Uefa konnte verschiedenen Schätzungen zufolge mit der Europameisterschaft in Deutschland mehr als 1,1 Milliarden Euro Gewinn einheimsen.
Aber auch bei der Copa América, dem parallel hierzu ausgetragenen Turnier der südamerikanischen Fußballkonföderation sollten viele Dollar eingenommen werden, denn das Turnier wurde vor allem wegen der großen Stadionkapazitäten und erhofften Ticketerlöse in die USA vergeben.
Dort konnten wir in den zurückliegenden Wochen einen unrühmlichen Testlauf für die kommende Fußball-Weltmeisterschaft in Mexiko, Kanada und den USA beobachten. Acht der elf WM-Stadien der USA waren in diesen Tagen Spielorte der Copa América, in deren Bilanz die Veranstalter ein überaus schlechtes Zeugnis ausgestellt bekommen.
In den USA war man offensichtlich mit der Ausrichtung dieses Fußballturniers überfordert. Deshalb fragen Trainer, Spieler und vor allem Fans: Sind die USA in der Lage, in zwei Jahren eine Fußball-Weltmeisterschaft auszurichten?
Wie so oft dominierte bei der Copa América erneut der Kommerz. Die Ticketpreise wurden über ein flexibles Modell gesteuert, in dem die Nachfrage den Preis bestimmt. Das hat vor allem Fans aus Argentinien betroffen, denn die Spiele der Albiceleste waren so stark nachgefragt, dass die Preise entsprechend in die Höhe schossen.
Demgegenüber entwickelten sich andere Begegnungen zu Ladenhütern, denn viele Spiele waren nicht ausverkauft. Selbst im Viertelfinale zwischen Kanada und Venezuela blieben die Veranstalter auf knapp 30.000 Karten sitzen. Fußballbegeisterung und Fanbindung geht anders.
Zur Euro 2024 waren Fans aus ganz Europa angereist, die Stadien waren ausverkauft und die Fanmeilen überfüllt. Teilweise reisten Fans auch ohne Tickets an, einfach nur um die fröhliche Feieratmosphäre dieser EM zu genießen. Von dieser Stimmung, Euphorie und Begeisterung scheint der US-Fußball meilenweit entfernt.
Stattdessen hagelte es Kritik von allen Seiten. Besonders deutlich war die Kritik vieler Trainer ausgefallen. Uruguays Nationaltrainer Marcelo Bielsa kritisierte vor allem die Trainingsbedingungen, aber auch den desaströsen Zustand der Fußballplätze sowie Trainingsanlagen und bezichtigte die Veranstalter der Lüge.
Der Härtetestlauf für die WM in zwei Jahren machte in mehrerlei Hinsicht deutlich, dass es im US-Fußball eher um Show als um den Sport geht.
So wurde die Halbzeitpause des Endspiels zwischen Argentinien und der Überraschungsmannschaft aus Kolumbien allen Ernstes um zehn Minuten verlängert, um das Bühnenprogramm von Shakira auf standesgemäße 25 Minuten ausdehnen zu können. Die Trainer beschwerten sich, denn sie fürchteten darum, dass diese lange Unterbrechung ein völlig neues Aufwärmen nach sich ziehen würde.
Die Konzentration der Spieler und Fans war in diesem Finale ohnehin auf eine harte Probe gestellt. Aufgrund chaotischer Szenen beim Einlass ins Stadion konnte das Spiel erst gegen 21.30 Uhr Ortszeit, also mit knapp 90 Minuten Verspätung angepfiffen werden.
Draußen spielten sich unfassbare Szenen ab. Bei 39 Grad Hitze drängten die Massen teilweise unkontrolliert ins Hard Rock Stadium von Miami und die Ordner waren offensichtlich vollends überfordert. Es grenzt an ein Wunder, dass nichts Schlimmeres passiert ist.
Wie wird es in Hinblick auf die WM 2026 weiter gehen? Werden die Veranstalter aus den Fehlern lernen? Wird die Fifa Konsequenzen ziehen? Wird es endlich eine ernstzunehmende Debatte um die Zukunft internationaler Fußballturniere geben?
Wo auch immer diese Debatten geführt werden sollten – ich meine, sportliche und fußballkulturelle Maßstäbe müssen die Richtung vorgeben. Alles andere führt entweder in ein Organisationschaos oder in maßlose Frustration bei Fans, Spielern und Trainern.