
Der FC Bayern liegt in mit im Schnitt 2500 Zuschauern nur auf Rang fünf innerhalb der Bundesliga.Bild: imago images / ActionPictures
Fußball-Kolumne
In seiner Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
31.01.2025, 13:3231.01.2025, 14:28
Das Frauenteam des FC Chelsea bekommt hochkarätige Verstärkung. Die US-Nationalspielerin Naomi Girma wechselt für die Rekordsumme von umgerechnet eine Million Euro nach London, wie zu Beginn der Woche bekannt wurde.
Damit durchbricht der Transfermarkt im Frauenfußball eine Schallmauer, die der Männerfußball bereits vor mehr als 50 Jahren hinter sich gelassen hatte. 1973 wechselte der legendäre Johan Cruyff für die Rekordsumme von zwei Millionen Euro von Ajax Amsterdam zum FC Barcelona.

Naomi Girma könnte im Champions-League-Viertelfinale auf Bayern oder Wolfsburg treffen.Bild: imago images / Ed sykes
Der Transferrekord bietet die Gelegenheit zu einer Standortbestimmung. Wann wird der nächste Rekord fallen? Wie weit wird sich die Spirale der Transfererlöse, aber auch die der Spielerinnengehälter drehen und entwickeln? Wird das Niveau des Männerfußballs irgendwann einmal erreicht? Oder ist das Gegenteil zu erwarten? Lässt sich das in diesen und andere Transfers investierte Geld wieder zurückholen? Wird der Frauenfußball irgendwann profitabel werden?
Es ergeben sich viele Fragen und die große Angst, dass der Frauen-Fußball weiterhin ein Zuschussgeschäft der renommierten Vereine, die sich in den zurückliegenden Jahrzehnten allein im Männerfußball einen Namen gemacht haben, schwingt immer wieder mit.
Der FC Chelsea steht jedenfalls mit seinem Frauenteam im Viertelfinale und ist näher am ersten Titel in der Champions League als mit dem Männerteam. Deshalb sind die Millionen gut investiertes Geld. So ein Titel würde das Ansehen des Clubs gewaltig aufpolieren.
Dieser Erfolg könnte mit der 24 -jährige Innenverteidigerin durchaus realistisch werden. Sie wird wegen ihrer Übersicht und außergewöhnlichen Wahrnehmungsfähigkeiten von Mit- und Gegenspielerinnen weltweit hochgelobt. Die amerikanische Nationalstürmerin Alex Morgan sagt über Girma: "Ich habe noch nie mit so einer klugen Verteidigerin zusammengespielt." So gesehen hat Chelsea einen guten Deal gemacht.
Fans in Bundesliga nehmen ab – trotz "Eventpotenzial"
In Europa haben sich die Zuschauerzahlen im Frauenfußball nach oben bewegt. Dabei sind auch hier die vier großen Ligen aus Spanien, England, Deutschland und Frankreich Schrittmacher. In Deutschland sind die Zahlen jedoch seit drei Jahren wieder rückläufig. Aktuell hat die Frauen-Bundesliga einen Zuschauerschnitt von knapp mehr als 2000 Fans. In der Saison 2023/24 waren es noch 2700 und ein Jahr davor sogar 2900 zahlende Gäste pro Spiel.
Dessen ungeachtet liegt im Frauenfußball ein beachtliches Eventpotenzial. Zumal der spannende Titelkampf in der Bundesliga – zwischen Platz eins und vier liegt nur ein Punkt – reichlich Dramatik verspricht. Finanziell kann die Liga hingegen bei weitem nicht mit der Premier League mithalten. "Nicht alle Spielerinnen in der Liga sind Profis, es gibt kein Mindestgehalt", zählte Bayern-Direktorin Bianca Rech im Podcast "The Rise of Women's Football" als Beispiel-Mängel auf.
Was möglich ist, ist immer wieder bei internationalen Turnieren sichtbar, denn dort zieht der Frauen-Fußball ähnlich viele Zuschauer an wie die Männer. Das vergangene EM-Finale 2022 im Londoner Wembley Stadion war mit weit über 87.000 Zuschauern ausverkauft und in Deutschland wurde das Spiel in der Spitze von 21,8 Millionen Zuschauern vor dem Fernseher verfolgt. Das war in 2022 auch der Quotenrekord für Sportübertragungen im deutschen Fernsehen. Die Frauen konnten damals die Männer hinter sich lassen.
Ob der Ligabetrieb jemals ähnliche Zuschauerresonanz finden wird, wie beim Männerfußball, scheint mehr als fraglich. Zumal die Spieltage sich auch gegenseitig Konkurrenz machen. So gesehen sind die Manager des Frauenfußballs gut beraten, wenn sie versuchen, das Eventpotenzial dieser Sportart weiter zu erschließen.
Übrigens: Naomi Girma ist der fußballinteressierten Öffentlichkeit in Europa auch zuallererst als Nationalspielerin und Olympiasiegerin bekannt und nicht aufgrund ihrer Leistungen im Vereinsfußball.
Das fußballerische Talent von Lena Oberdorf zeigte sich bereits in ihrer Kindheit und Jugend. Die Mittelfeldspielerin nahm mit 14 Jahren an ihrer ersten Junioren-Weltmeisterschaft teil und gewann die Fritz-Walter-Medaille, eine Auszeichnung des Deutschen Fußball-Bundes für die Nachwuchsspieler:innen des Jahres, sowohl in Gold, Silber als auch in Bronze.