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Handball-WM: Auf den Spuren von Dänemark-Stars Gidsel, Hansen und Landin

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Mathias Gidsel, 25, ist aktuell das Aushängeschild des dänischen Handballs.Bild: Eibner / imago images
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Handball-WM: Auf den Spuren von Welthandballer Mathias Gidsel

31.01.2025, 08:00
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Man kann ihm die Augen verbinden, er würde das Tor dennoch treffen. Er flitzt, trickst und wirft aus unmöglichen Winkeln.

Wer Mathias Gidsel bei der Handball-WM spielen sieht, könnte meinen, dass es nichts und niemanden gibt, der diesen Mann aufhalten kann. Vermutlich ist da etwas dran. Nicht ohne Grund, ist er wohl der beste Handballspieler, den die Welt aktuell zu bieten hat.

Die Auszeichnung zum Welthandballer ist lediglich eine Formalie, die unterstreicht, dass seine Spielweise – schnell, wendig und an Spielwitz nicht zu übertreffen – seinesgleichen sucht. Gidsel sei jemand, der "eine Mannschaft um eine Klasse besser macht", wie DHB-Kapitän Johannes Golla gegenüber der "Sport Bild" sagt.

Und sicherlich könnte man meinen, es sei etwas pathetisch, ihn – einen Handballspieler – als "Helden" zu bezeichnen, wenn er von sich selbst sagt, doch einfach "nur Mathias" zu sein. Doch Gidsel, 25, ist das Aushängeschild des dänischen Handballs. Und wiederum einer von vielen dänischen Nationalspielern, der dem Land, bekannt für Lego und Smørrebrød, seit Jahren zahlreiche Erfolge beschert.

Titel, Titel, Titel – und noch ein Titel?

Dänemark hat geschafft, was bislang noch keiner anderen Nation gelungen ist: Vor zwei Jahren, im Januar 2023, sind die Dänen zum dritten Mal in Folge Weltmeister geworden. Damals setzte sich das Team um Erfolgstrainer Nikolaj Jakobsen mit 34:29 gegen Frankreich durch. Mathias Gidsel steuerte sechs Tore im Finale bei, Simon Pytlick, ein weiterer Ausnahmespieler Dänemarks, traf neunmal.

In den Vorjahren, 2021 und 2019, war das Scheinwerferlicht noch auf Mikkel Hansen und Niklas Landin gerichtet, die nach den Olympischen Spielen in Paris ihre Karrieren beendeten. Mit dem Rückraumspieler, dessen Markenzeichen lange Haare und ein Stirnband sind, und dem Torhüter, der seit seinem zehnten Lebensjahr auf dem linken Ohr taub ist, reihen sich zwei weitere dänische Namen in die Liste der besten Handballer aller Zeiten.

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Mathias Gidsel, Mikkel Hansen und Niklas Landin (v.l.n.r.).Bild: IMAGO / Gonzales Photo

Hansen gebührte dreimal die Ehre (2011, 2015 und 2018), Landin war zweimal Welthandballer (2019 und 2021). In den vergangenen zwölf Jahren wurden – mit Ausnahme von Nikola Karabatić (2014 und 2016), Domagoj Duvnjak (2013) und Daniel Narcisse (2012) – ausschließlich dänische Spieler ausgezeichnet.

Und auch mit Blick auf die Handball-WM 2025 zeigt sich: Das kleine Königreich, das seinen nächsten WM-Titel anpeilt, ist aktuell das Maß aller Dinge. Doch woher rührt der unersättliche Erfolg der Dänen?

Die Talentschmiede des dänischen Handballs liegt in Oure

Die Antwort führt ins dänische Oure auf der Insel Fünen. In dem 500-Seelen-Dorf werden junge Schüler:innen neben ihrer schulischen Ausbildung auch in Kunst, Musik, Theater oder Handball gefördert. Die "Efterskole" in Oure ist eine von etwa zehn Internatsschulen, die einen Handballschwerpunkt haben.

Dänische Kinder, die sich den Traum vom Leben eines Handballprofis erfüllen wollen, kommen kaum drumherum, in Oure zu lernen. "Handball zu spielen, war mein Traum. Ich habe als Kind Handball gespielt und wollte nichts anderes machen", sagt Mathias Gidsel im Interview mit dem "rbb".

"Dann habe ich gehört, wenn ich Handball spielen will, muss ich auf die Internatsschule Oure."

Deswegen habe Gidsel mit 14 Jahren sein Elternhaus in Skjern verlassen.

Mathias Gidsel war 1,58 Meter groß und wog 50 Kilogramm, als er in die 9. Klasse der "Efterskole" nach Oure kam. Ein durchaus schmächtiger Kerl, der im Vergleich zu gleichaltrigen Handballern körperlich unterlegen war.

Mathias Gidsel mit Startschwierigkeiten in der Jugend

Wenn man ihn fragt, welche Erinnerungen er an seinen ersten Schultag hat, dann sagt Gidsel im Interview mit dem dänischen Portal "Ud & Se": "Es war ein harter erster Tag. Einige harte erste Wochen. Ein harter erster Monat."

Gidsel, der fortan 200 Kilometer von seiner Familie entfernt lebte, teilte sich mit ihm unbekannten Handballern ein Viererzimmer. Bevor er nach Oure kam, hatte er nie versucht, bei seinen Freunden zu übernachten. Und wenn er es tat, dann rief er spätabends zu Hause an und sagte seiner Mutter, sie müsse ihn abholen. Als Vorwand diente eine Mittelohrentzündung, die er sich ausgedacht hatte. Dabei hatte er einfach nur Heimweh.

Aller Anfang war nicht leicht, auch nicht für einen Welthandballer. "Sie haben nur um mich herumgespielt", erinnert sich Gidsel, dessen Wachstumsschub vorerst ausblieb. Trotz seiner körperlichen Veranlagung entdeckte Carsten "Stump" Langager Jensen, der Leiter der Handballakademie in Oure, welches Talent in dem schmächtigen Linkshänder schlummert.

Oure und Gudme sind die Keimzellen der dänischen Dominanz

Er überredete Gidsel nach der 10. Klasse das "Kostgymnasium" Oure, die dänische High School, zu besuchen. Auf diese Weise konnte er weiterhin im nahegelegenen Gudme spielen, wo der Verein GOG Håndbold seine Heimspiele ausgetragen hat. Der dänische Erstligist pflegt eine langjährige Zusammenarbeit mit der Handballakademie in Oure und ist demnach die Keimzelle der dänischen Dominanz.

GOG Haandbolds Mathias Gidsel i placeringskampen i Santander Cup mellem GOG og Skjern Haandbold i Jyske Bank Boxen i Herning, soendag den 20. juni 2021. , Herning Jylland Denmark *** GOG Haandbolds Ma ...
Mathias Gidsel wechselte im Sommer 2022 von GOG Håndbold zu den Füchsen Berlin.Bild: imago images / Henning Bagger

Insgesamt 61 Nationalspieler, aktive als auch ehemalige, sind in Oure zur Schule gegangen und haben bei GOG Handball gespielt. Darunter: Welthandballer Mikkel Hansen und Niklas Landin. Aber auch Kevin Möller, Emil Jakobsen, Niclas Kirkeløkke, Lukas Jørgensen, Simon Pytlick, Emil Madsen und Mathias Gidsel, die auf dem Weg zum vierten WM-Titel in Folge sind.

In Deutschland bekommt Mathias Gidsel, der bei den Füchsen Berlin spielt, etwas weniger von dem Hype um seine Person mit, auch wenn ihn kaum jemand Mathias, "sondern nur Welthandballer" nennt.

Er selbst denke nicht jeden Tag daran, der Beste in einer Sportart zu sein. Er wolle nur Handball spielen, ganz gleich, ob in einer ausverkauften Max-Schmeling-Halle in Berlin, in der Jyske Bank Boxen am WM-Spielort Herning oder an seiner alten Heimspielstätte in Gudme: "Für mich ist das mein Spielplatz und ich liebe das", wie er dem "rbb" sagt.

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