Das Timing war perfekt! Am Tag vor Beginn der Frauen-WM in Australien und Neuseeland verkündet Katja Mausbach, die Schulleiterin einer Grundschule im Frankfurter Stadtteil Bonames, dass diese Schule demnächst "Steffi Jones Grundschule" heißen wird. Eine vom Herzen kommende Ehrung für die ehemalige Nationalspielerin, Sportdirektorin und Bundestrainerin, die so wunderbar erfrischend und herzlich rüberkommt. Herzlichen Glückwunsch Steffi!
Während die Frauen-Nationalmannschaft in den kommenden Wochen Deutschlands Fußballehre zurückholen muss und fast alle von einem Titelgewinn träumen, setzt die Frankfurter Schulgemeinde ein eindrückliches Zeichen. Einerseits voll im Trend, denn Frauenfußball wird seit dem grandiosen EM-Turnier in England im vergangenen Jahr von allen Seiten enorm gepusht.
Gleichzeitig aber auch einzigartig originell, denn hinter dieser Ehrung stehen keineswegs Bundesligaklubs, Managementteams oder PR-Agenturen, die seit Monaten alles daran setzen, den Frauenfußball als Anhängsel des Männerfußballs im Land populär zu machen.
Dieser Fall ist anders: Es sind die Wertevorstellungen einer Schulgemeinde, die in ihrer täglichen Erziehungsarbeit großartiges leisten und ihre Ideale im Umgang miteinander nun auch mit dem Namen einer ehemaligen Schülerin dieser Schule nach außen tragen.
Auf diese Werteebene verweist auch die überglückliche Steffi Jones, die vier Jahre lang Schülerin in dieser Schule war und auch heute noch von der wertebasierten Bildungsarbeit in Bonames schwärmt. Im Interview mit dem Hessischen Rundfunk sagt sie: "Alle Menschen sind gleich. Einfach Respekt voreinander haben, egal, wer einem gegenübersteht, das ist das, was mir auch immer wichtig war und ist."
Die Patenschaft für den Schulnamen ist durch und durch authentisch. Steffi ist in Bonames aufgewachsen, kickte auf der Straße und beim SV Bonames mit den Jungs und später spielte sie sich beim FSV Frankfurt, der SG Praunheim und dem 1. FFC Frankfurt in die erste Reihe des Frauenfußballs in Deutschland.
Der Glitzer und Geldsegen, der inzwischen auch den Frauenfußball erreicht, ist damals an ihr und ihren Mit- und Gegenspielerinnen vorbeigegangen. Trotzdem konnte sie als Vorbild für viele Fußballerinnen wirken. Möglicherweise auch für einige unserer aktuellen Nationalspielerinnen, die gegenwärtig so selbstbewusst, authentisch und mutig rüberkommen.
Ich meine, diese Patenschaft für den Namen einer Schule ist ein nachhaltiges Zeichen in Hinblick auf die Wertschätzung und den Ausdruck gesellschaftlicher Akzeptanz gegenüber dem Frauenfußball.
Mit der "Steffi Jones Grundschule" wird ein sichtbarer und wertvoller Meilenstein des Frauenfußballs in unserer Gesellschaft verewigt. Bislang nur im Frankfurter Stadtteil Bonames, demnächst vielleicht auch an anderen Orten mit sozialer und kultureller Bedeutung. Dadurch bekommt der Frauenfußball das, was der Männerfußball seit jeher hat: Geschichte und Geschichten, über die wir im Alltag sprechen und streiten. Exponierte Persönlichkeiten, Spielerinnen und Vorbilder, denen die Kinder in unseren Schulen und auf den Sportplätzen des Landes nacheifern. Was will man mehr?
Aber nun halten wir der Deutschen Nationalmannschaft zum Beginn der WM die Daumen und hoffen am Montag beim Spiel gegen Marokko auf einen vielversprechenden Einstieg in das Turnier. Ich bin mir sicher, dass unsere aktuelle Spielerinnengeneration so viel Esprit, Sportsgeist, Haltung und Persönlichkeit verkörpert, sodass wir auch nach der WM viel von ihnen hören werden!