Die Fanproteste in der Bundesliga zeigen Wirkung! Am Dienstagabend hat sich das Private Equity Unternehmen Blackstone aus dem Bieterwettbewerb um die Medienrechte der DFL zurückgezogen. Dieser Schritt wurde explizit auch mit einem Verweis auf die anhaltenden Fanproteste in der Bundesliga begründet.
Wenige Stunden zuvor wurden erstmals Fakten zum Fanprotest präsentiert. Wir haben gestern am Lehrstuhl Sportwissenschaft der Universität Würzburg – gemeinsam mit den Meinungsforschern von FanQ – eine repräsentative Studie vorgelegt, in der wir die Stimmung in Fußballdeutschland auf die Zahl gebracht haben:
76,8 Prozent der Fans unterstützen die Fanproteste. Das ist ein beeindruckend hoher Wert, der sich damit erklären lässt, dass sich in der gleichen Studie 68,6 Prozent der Fans gegen den Investoreneinstieg in die DFL aussprechen. Zum Vergleich: Lediglich 21,8 Prozent der Fans bewerten den DFL Beschluss zum Investoreneinstieg als "gut" oder "sehr gut".
Der plötzliche Rückzug von Blackstone ist ein ganz herber Schlag für die Deutsche Fußball Liga (DFL), denn nun sitzt mit den in Luxemburg gemeldeten CVC Capital Partners nur noch ein potenzieller Investor am Verhandlungstisch.
Was auch immer bislang besprochen wurde: Diese neue Verhandlungssituation wird den Preis drücken. Möglicherweise so sehr, dass die DFL-Verhandlungsführer aus wirtschaftlicher Sicht einen Rückzieher machen müssen.
Die Situation ist kurios. Die jüngsten Stellungnahmen aus der DFL-Spitze deuteten allesamt darauf hin, dass man an dem Beschluss zum Einstieg eines Investors festhalten wolle. Selbst dann, wenn sich in der juristischen Prüfung des Abstimmungsergebnisses Zweifel einschleichen. Die sind aber längst da.
Martin Kind, der für Hannover 96 an der Abstimmung teilgenommen hatte, steht in Verdacht, gegen die Weisung seines Klubs für den Investoreneinstieg gestimmt zu haben. An dieser Stimme scheiden sich die Geister und Fans fragen berechtigterweise, weshalb die DFL in so einer wichtigen Zukunftsfrage geheim abgestimmt hat.
Solche Prozesse müssen transparent und offen gestaltet werden. Das kann man nicht in die geheim zu haltende Verantwortung von 36 Männern aus dem Fußballbusiness legen.
Seit Dienstag wissen wir, dass alle Versuche, die protestierenden Fans zu kriminalisieren oder sie einfach nur als kleine Randgruppe zu marginalisieren, ins Leere gelaufen sind.
Fakt ist: Die deutliche Mehrheit der Fans unterstützt die Proteste und bei näherer Betrachtung der Studienergebnisse wird auch deutlich, dass es nicht nur die Fans in den Kurven sind, die sich für den Protest und gegen den Investoreneinstieg starkmachen.
Die Ablehnung des Investorendeals liegt bei denjenigen, die die Fußballspiele meistens im Stadion verfolgen, bei stolzen 76,6 Prozent. Diejenigen, die den Fußball meistens im Fernsehen verfolgen, sprechen sich in der Mehrheit (57,4 Prozent) auch klar gegen den Investoreneinstieg aus.
Die DFL-Führung wäre gut beraten, wenn sie die neue Situation ebenso gründlich wie verantwortungsvoll reflektieren und neu bewerten würde. Letztlich ist der Protest inzwischen ein Markenzeichen der Bundesliga. Die Mehrheit der Fans unterstreicht den Anspruch, ein Teil des großen Spiels sein zu wollen. Bundesligafans lassen sich keineswegs auf die Rolle von Kunden und die Funktionen eines Eventpublikums reduzieren.
Diese Haltung und der dazugehörige Protest sind für die Fußballbosse mitunter unbequem. Gleichzeitig geben sie dem Produkt "Bundesliga" aber auch einen ganz anderen Charakter. Der Fußball zeigt in diesen Tagen sehr eindrucksvoll, dass er mehr sein kann als ein simples Unterhaltungsprodukt.
Er ist ein Kulturgut und die vielen Fans in diesem Land laden ihn jeden Tag mit wertvollen Bedeutungen auf. Nur deshalb ist er so wertvoll und deshalb bin ich zuversichtlich, dass die DFL-Spitze in Zukunft näher an die Interessen der Basis unseres Fußballs heranrücken wird.