Nach drei enttäuschenden Turnieren in Folge will die deutsche Nationalmannschaft bei der Heim-EM in acht Monaten endlich wieder besser abschneiden. Damit aus einem DFB-Team, das bisher in diesem Jahr nur zwei von sieben Partien gewonnen hat, wieder eine Sieger-Elf wird, hat der Verband Julian Nagelsmann angestellt.
Der neue Bundestrainer arbeitet auf der aktuellen USA-Reise das erste Mal mit seiner Mannschaft zusammen. Am Montagabend ist das Team in Boston gelandet, seit Dienstag trainiert es in Foxborough auf dem Gelände von NFL-Klub New England Patriots. Am Samstag (21 Uhr) steht das erste von zwei Testspielen an, es geht gegen die USA.
Gerüchte über eine mögliche Aufstellung haben bereits in der vergangenen Woche die Runde gemacht – und sich durch die Eindrücke der ersten Trainingseinheiten mittlerweile verfestigt. Nagelsmann wird wohl auf eine 4-2-2-2-Formation setzen.
Eine zentrale Achse dürften dabei Profis wie Kapitän İlkay Gündoğan, Joshua Kimmich, Niclas Füllkrug und Leroy Sané bilden. Letzterer ist aktuell der womöglich formstärkste deutsche Profi. Der Flügelflitzer hat allein an den ersten sieben Bundesliga-Spieltagen satte sechs Tore für den FC Bayern erzielt.
Thomas Müller durfte all diese Treffer aus nächster Nähe miterleben, beide sind schließlich Teamkollegen in München. Und auch in der Nationalmannschaft ist der 34-Jährige wieder dabei. Ex-Bundestrainer Hansi Flick hatte den Routinier bei der vergangenen Länderspielpause zurückgeholt. Auch Nagelsmann setzt nun auf ihn.
In der Startelf dürfte Müller zumindest vorerst nicht stehen, als Joker und gerade auch als Leader steht er der Mannschaft aber zweifelsohne gut zu Gesicht. Ein weiterer Pluspunkt: Den Medienschaffenden liefert er regelmäßig unterhaltsame Interviews.
So war es auch während einer Medienrunde am Donnerstag, als ein englischsprachiger Journalist den 34-Jährigen zur Topform seines Kollegen Sané befragte. Sprücheklopfer Müller, der für gewöhnlich wie aus der Pistole geschossen antwortet, überraschte mit seiner Reaktion. Denn er musste selbst kurz grübeln.
Nach einigen Sekunden des Innehaltens überraschte er dann auch mit seiner Antwort: "Das wissen wir nicht." Das entlockte ihm selbst ein Lachen, den anwesenden Journalisten aber ebenso.
Müller legte im Anschluss an eine kurze Pause aber noch ein paar weitere Worte nach. "Es ist eine Freude, an seiner Seite zu spielen. Er hat momentan so viel Spaß auf dem Platz. Aber ich weiß wirklich nicht, was sich geändert hat – aber es hat sich geändert", suchte er nach einer Erklärung.
Selbiges tat er bei DFB-Neuling Chris Führich, der in den ersten Tagen offenbar einen guten Eindruck hinterlassen hat. "Ich war überrascht, dass ein Spieler wie Chris Führich noch nicht schneller den Sprung ins Rampenlicht geschafft hat", lobte Müller die aktuelle Form des Profis vom VfB Stuttgart.
In der Bundesliga steht der Flügelspieler bei zwei Toren und fünf Vorlagen, er hat also sogar einen Scorerpunkt mehr als Sané auf dem Konto. "Ich muss ihn mal fragen, wie seine Karriere bisher verlaufen ist, weil ein Spieler mit so viel Witz und Beweglichkeit, mit guter Schusstechnik, wieso der erst mit Mitte 20 bei Stuttgart ganz regelmäßig sein Potenzial zeigen kann", grübelte Müller.
Entscheidend ist letztlich bekanntermaßen auf dem Platz. Und genau dort wollen Führich und Sané am Samstag gegen die USA sowie am Dienstag gegen Mexiko das Lob bestätigen. Es wäre nicht nur zur Freude Müllers.