Fußballprofis wie Mats Hummels, Toni Kroos oder Serge Gnabry können sich mit ihrem sieben- oder sogar achtstelligen Jahresgehalt ein luxuriöses Leben finanzieren. Ganz anders sieht das bei den Frauen in der Fußballwelt aus – denn die verdienen nur einen Bruchteil von dem, was ihre männlichen Kollegen bekommen.
Fußballspielerinnen können häufig nicht ausschließlich von ihrem Sporttalent leben, sondern müssen neben dem Training noch einen weiteren Job annehmen. Von finanziellen Problemen als Fußballerin berichtete auch DFB-Stürmerin Laura Freigang.
Im Interview mit dem "Spiegel" offenbarte die Eintracht-Frankfurt-Spielerin, dass sie eine Zeit lang "jeden Monat auf null Euro runter leben" musste – manchmal musste die 24-Jährige sogar ihr Konto überziehen.
"Weil ich neben dem Fußball studiert habe, konnte ich aber nicht auch noch einem zweiten Job nachgehen. Wo wäre da das Leben geblieben?", erinnerte sich Freigang. Die gebürtige Kielerin studierte zwischen 2016 und 2018 mit einem Sportstipendium an der US-amerikanischen Pennsylvania State University.
Seit ihrem Wechsel zum 1. FFC Frankfurt 2018, gilt die zweifache U20-WM-Teilnehmerin als Profispielerin und ihr Gehalt hat sich seitdem dementsprechend verbessert. "Unsere Prämien wurden im Vergleich zu früheren Turnieren angehoben", erzählte Freigang im Interview weiter. "Das ist ein gutes Zeichen und zeigt, dass die Entwicklung auch bei uns positiv ist."
Schon 2017 hatte der norwegische Fußballverband beschlossen, als Vorreiter den "Gender Pay Gap" im Fußball zu schließen. Drei Jahre später zogen Brasilien und England nach. Der DFB zögert bis heute, doch anlässlich der derzeit stattfindenden Fußball-Europameisterschaft der Frauen steigt der öffentliche Druck auf den Verband.
In einigen Verbänden haben männliche Nationalspieler sogar auf einen Teil ihrer Prämie verzichtet haben, um den Frauen eine gleiche Bezahlung zu ermöglichen. Im Interview beteuerte Freigang, dass sie ihre Teamkollegen niemals ernsthaft um so einen Verzicht bitten würde.
"Sollten die Nationalspieler für uns auf einen Teil ihrer Verbandsprämien verzichten, dann nur aus eigener Überzeugung. Darum betteln werde ich nicht, das wäre ein schlechtes Zeichen", erklärte die Profi-Fußballerin. "Wir wollen als Fußballerinnen eigenständig vorankommen."
Prinzipiell hat Geld für Freigang nicht oberste Priorität. "Wichtiger ist mir, dass sich im Frauenfußball Strukturen und Trainingsbedingungen in den Vereinen verbessern", erzählte sie und fügte hinzu: "Auch wenn gleiche Prämien für Männer und Frauen grundsätzlich ein starkes Symbol wären. Davon würden der gesamte Sport und die vielen Talente an der Basis mehr profitieren."
Die 24-Jährige ist froh darüber, dass Fußball, der von Frauen gespielt wird, inzwischen mehr Aufmerksamkeit bekommt. Doch Umstände, wie sie beim Männerfußball herrschen, strebt die Stürmerin dennoch nicht an: "Das extreme Umfeld, das wir vom Männerfußball kennen, die hohen Ablösen, die heftigen Reaktionen auf Misserfolge, wünsche ich mir für mich nicht."
(fw)