Beim dritten und letzten Gruppenspiel der EM 2024 musste das DFB-Team mit einer Situation umgehen, die es bei diesem Turnier zuvor noch nicht erlebt hatte: Die deutschen Profis mussten einem Rückstand hinterherlaufen.
Denn nach einer vernünftigen Anfangsphase der deutschen Nationalmannschaft, in der ein Tor von Robert Andrich aberkannt wurde, war die Schweiz durch einen Treffer von Dan Ndoye in Führung gegangen. Der deutsche Rückstand sollte bis in die Nachspielzeit Bestand haben.
Dann aber fand der eingewechselte David Raum den ebenfalls eingewechselten Niclas Füllkrug mit einer maßgenauen Flanke. Der DFB-Stürmer platzierte den Kopfball perfekt, die Kugel schlug im linken Eck ein.
In einem Video, das der DFB auf seinem Youtube-Kanal veröffentlicht hat, haben die beiden die Partie nun noch einmal ausgewertet. Beim Treffer überschütten sie sich jeweils mit Lob. "Flankengott David Raum", stellte der Torschütze seinen Mitspieler vor. Der Linksfuß wiederum sprach vom "Kopfballwunder Niclas Füllkrug".
Bei der entscheidenden Szene, dem Ausgleichstreffer, sei Raum "der Helm geplatzt", erinnerte er sich an den Jubel: "Ich habe alle Fans angeschrien und wusste gar nicht, wer das Tor gemacht hat." Der Außenverteidiger habe gedacht, dass Antonio Rüdiger eingeköpft hätte, ehe ihn Füllkrug beim Jubel aufklärte.
Ob ein solch spätes Comeback vor einigen Monaten schon möglich gewesen wäre, sei dahingestellt. Seit 2018, vor allem aber in den Jahren 2022 und 2023, reichten stets kleine Rückschläge, um das DFB-Team komplett aus der Spur zu bringen.
Am Sonntagabend war davon nichts zu sehen, die Mannschaft spielte trotz Rückstand mit einem gewissen Selbstverständnis weiter, kam wiederholt vor das Tor und belohnte sich am Ende schließlich. Das lag gewiss auch daran, dass in der Halbzeitpause die richtigen Worte gefunden wurden.
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"In der Halbzeit wurden gute Dinge angesprochen. Wir sind alle ruhig geblieben, haben gesagt, dass wir unsere Chance kriegen", berichtete Raum. Die deutschen Spieler seien sich bewusst gewesen, "dass die Schweiz viel hinterhergelaufen ist und viel investiert hat. In der Halbzeitpause war gar nicht so diese 'Oh Gott, wir liegen hinten'-Stimmung".
Julian Nagelsmann habe dabei "klare Worte" gefunden: "Wir sind cool miteinander umgegangen und haben klar angesprochen, was wir ändern müssen."
Das bestätigte auch Füllkrug. Der Stürmer betonte vor allem die Bedeutung der Hierarchie innerhalb der Mannschaft. "Wir haben Spieler, die schon viele Situationen in ihrer Karriere erlebt haben", verwies er auf das Gewicht der Worte jener Profis. Dazu zählt etwa Mittelfeldmotor Toni Kroos.
"Wenn Toni sagt: 'Hey Jungs, alles gut. Bleibt ruhig, das kommt jetzt.' Dann gibt es keinen, der auf einmal negativ rumschreit. Dann ist Entspannung angesagt", gab Füllkrug einen Einblick in die Halbzeitansprache von Kroos.
Sie hat Wirkung gezeigt, dem DFB-Team den Gruppensieg gesichert. Und darüber hinaus dürfte dieser späte Ausgleich auch in der K.o.-Phase weiterhelfen.
"Wenn wir nochmal ein Tor in der Nachspielzeit brauchen, wird jeder an diesen Moment auf dem Platz denken. Das ist gut", ist Füllkrug überzeugt.