Die Ära von Hansi Flick als Bundestrainer ist seit Sonntag vorbei. Eigentlich sollte er die deutsche Nationalmannschaft bei der Heim-EM möglichst weit führen, im Optimalfall sogar bis zum Titel. Daraus wird nun definitiv nichts. Nach der 1:4-Pleite gegen Japan wurde der 58-Jährige vom DFB freigestellt.
Am Dienstag wird deshalb der eigentliche Sportdirektor, Rudi Völler, gemeinsam mit dem U20-Trainerteam um Hannes Wolf und Sandro Wagner gegen Frankreich (21 Uhr) an der Seitenlinie stehen. Im Hintergrund läuft bereits die Suche nach dem Flick-Nachfolger, die bis zur nächsten Länderspielpause Mitte Oktober geklärt sein soll. Einer der wohl aussichtsreichsten Kandidaten soll Ex-Bayern-Trainer Julian Nagelsmann sein.
Bevor die Nationalmannschaft aber in Dortmund auf Frankreich trifft, sprachen Völler und DFB-Kapitän İlkay Gündoğan auf einer Pressekonferenz vor Journalisten. In diesem Rahmen wurden beide zur Trennung von Hansi Flick ausgefragt und gaben bislang unbekannte Details preis.
Ein Thema war dabei, wie der Moment der Trennung von Hansi Flick ablief. Völler erklärt dann offen, dass er es sich anders vorgestellt hatte nach seinem Amtsantritt als Sportdirektor zu Beginn des Jahres. Demnach habe er immer wieder versucht, "Hansi Flick zu unterstützen und ihm den Rücken freizuhalten".
Der 63-Jährige machte aber auch klar: "Auch wenn ich vor dem Japan-Spiel geglaubt habe, dass wir es hinbekommen, ging es einfach nicht mehr in dieser Konstellation. Wir mussten in dieser ungewöhnlichen Phase eines Doppelspieltags die Reißleine ziehen. Es tut mir leid für Hansi."
Gleichzeitig betonte Völler, dass er weiterhin ein gutes Verhältnis zu Flick habe und ihn immer noch als Top-Trainer einschätze. Im Anschluss erklärt Völler auch, wie der Abschied von Flick lief. Demnach habe DFB-Präsident Bernd Neuendorf vor der Mannschaft und vor Flick eine Rede gehalten. Dazu sprach auch İlkay Gündoğan, was Völler imponiert habe: "Als Hansi sich verabschiedet hat, hat Ili eine wunderbare Rede gehalten und Hansi damit verabschiedet. Da gab es Riesen-Applaus und es hat Hansi gefallen." Diese Tatsache ist auch ein Grund, weshalb Völler direkt nachschiebt, dass Gündoğan auch weiterhin Kapitän bliebe, so wie es Flick noch zu Beginn der Länderspielpause verkündet hatte.
Völler berichtet im Anschluss auch über die Atmosphäre nach der miserablen 1:4-Pleite am Samstag gegen Japan. Demnach habe er in der Kabine gefühlt, wie niedergeschlagen Hansi Flick gewesen sei und dass er in der Kabine ein komisches Gefühl wahrnehmen konnte.
"In den Interviews war er danach kämpferisch", befand Völler, fügte aber auch an, dass "es manchmal nur so aussehe". Durch diesen Nachsatz wird klar, dass der DFB-Sportdirektor nicht mehr überzeugt war, ob Flick noch kämpferisch genug war.