
Der FC Bayern ist auch zuhause erfolgreich – und damit eine Ausnahme in der Geister-Bundesliga.Bild: Peter Schatz / Pool / imago images
Fußball
25.05.2020, 12:4425.05.2020, 13:26
Hertha BSC und der FC Bayern haben eine Gemeinsamkeit: Sie waren die einzigen Heimmannschaften am Wochenende, die ihr Bundesligaspiel gewinnen konnten. Fünf Heimteams verloren, der Rest spielte unentschieden.
Auch der Spieltag zuvor, der den Auftakt der Bundesliga nach der Corona-Zwangspause markiert, zeigt ein ähnliches Bild. Hier konnte sogar nur ein Heimteam gewinnen (Borussia Dortmund).
Die vermeintliche Heimschwäche in der Bundesliga ist aufgefallen. "Der Heimvorteil hat Husten", kommentierte etwa "Zeit Online".
Aber auch die Besprechungen im Ausland zeigen, dass die Beobachter den bisherigen Verlauf der Bundesliga auffällig finden – und Thesen zum "Heimvorteil" und zu den Auswirkungen des Publikums aufstellen.
"NZZ": "Fußballerisch eine Einmaligkeit"
Die Schweizer Zeitung "NZZ" etwa analysiert: In der vergangenen Saison seien die Heimmannschaften im Schnitt in zwei von vier Spielen siegreich vom Platz gegangen. "Nunmehr zeigt sich: Die spielstärksten Teams scheinen sich auswärts wie daheim durchzusetzen, zumindest aber unterliegt kaum ein Favorit vor leeren Rängen in der Fremde."
Die Bundesliga könne nun Objekt für die Forschung werden: Wie wichtig sind die Fans für eine Mannschaft? "In nahezu allen Fällen gewann das Team, das über die größere Klasse verfügt. Und so dürften die ersten Bundesligarunden, die das Publikum bloß an den Bildschirmen verfolgen kann, fußballerisch eine Einmaligkeit sein: Erstmals überhaupt steht auf einem solchen Niveau ganz allein der Fußball und nicht seine Nebengeräusche im Fokus."
Auch der US-Sender CNN hob den Umstand, dass Heimteams es derzeit in der Bundesliga schwer haben, in seinem Bericht zum Spieltag hervor.
Das sagt die Forschung zum Heimvorteil
Die Forschung hat sich der Frage, wie sehr das Publikum den Fußball beeinflusst, schon lange angenommen. Der "Spiegel" berichtet in seiner aktuellen Ausgabe von einer neuen Studie des Wirtschaftsprofessors James Reade von der englischen University of Reading. Sein Team und er untersuchten 192 sogenannte Geisterspiele, die es aus unterschiedlichen Gründen seit 2002 in Europa gegeben hat.
"Historisch gesehen gewinnen die Heimmannschaften 46 Prozent der Spiele, wenn ihre Fans dabei sind, aber nur 36 Prozent, wenn ihre Fans fehlen", zitiert der "Spiegel" die Forscher. Auswärtsteams gewannen demnach nur 26 Prozent der Spiele vor fremden Publikum, aber sie waren bei 34 Prozent der Partien siegreich, wenn das Publikum fehlte.
(ll)
Bunte Kritzeleien verzieren das weiße Piano, an dem Jon Batiste, "The Maestro", wie ihn der Stadionsprecher vorstellt, inmitten des Caesars Superdomes Platz nimmt. Aus seiner Kehle ertönt die Nationalhymne der Vereinigten Staaten, jazzy, im Stile eines siebenfachen Grammy-Preisträgers.