Der Druck auf Bundestrainer Hansi Flick ist immens. Nach dem Gruppen-Aus bei der WM in Katar und den – durchaus als unterirdisch zu bezeichnenden – Testspielen gegen die Ukraine (3:3), Polen (0:1) und Kolumbien (0:2) bleibt Flick kein Spielraum mehr.
Schon jetzt bröckelt der Rückhalt für den 58-Jährigen gewaltig. Letztlich hängt die Entscheidung über die Zukunft des Bundestrainers an einer Person: Rudi Völler. Der hält noch seine Hand über Flick. Die Meinung des DFB-Sportchefs wiegt hier schwer, die DFB-Spitze wird sich wohl an seinen Rat halten. Sollten die nächsten beiden Testspiele gegen Japan und Frankreich im September ebenfalls in die Hose gehen, dann wird es eng für Flick. Der DFB erwartet nun Ergebnisse.
Im September wird es ernst. Spätestens am 12. September muss Flick eine Mannschaft präsentieren, die eine solide Leistung zeigt und auch bei der Europameisterschaft im eigenen Land erfolgreich sein kann. Laut der aktuellen Ausgabe von "Sport Bild" ist das die letzte Chance für den Bundestrainer. Der DFB erwartet demnach ein klares System und keine weitere Enttäuschung.
Auch die nackten Zahlen müssen stimmen. Am entscheidenden Abend des 12. September, bei dem Deutschland gegen Frankreich spielt, werden laut "Sport Bild" die fünf Prozent von Bedeutung sein. Völler will messen, ob Flicks Mannschaft diese letzten fünf Prozent an Mut, Leidenschaft, Einsatz und Wille erreichen kann. Der Sportchef hatte bereits am Ende des vergangenen Lehrgangs angekündigt, dass die Spieler "brennen" müssten.
Für Flick heißt das nun konkret: keine Experimente mehr, starke Spieler, eine klare Führung. Laut Bericht eine klare Forderung, dass die Zeit der netten Worte an die Spieler vorbei sein müsse. Schließlich geht es um die EM in Deutschland und um den Fußball.
Klar ist auch: Schafft Flick es nicht, beim Spiel gegen Frankreich Völler und den DFB mit Einsatz, Leidenschaft und Erfolg zu überzeugen, ist er weg. Ohne weitere Chancen.
Wie ernst die Lage ist, zeigen auch die Leistungen der U21 bei der EM. Sie hinken in Europa ebenso hinterher wie die Vereinsmannschaften und sogar der FC Bayern. Das schlägt sich auch schon auf dem Transfermarkt nieder. Die Absage-Listen bei Bayern für diesen Sommer werden länger, unter anderem hat Declan Rice sich gegen den Rekordmeister entschieden. "Sport Bild" schreibt etwa von einem möglichen drohenden Ende einer großen Fußball-Nation.
Zwar kann Völler selbst derzeit nichts an dem Mangel an Top-Verteidigern und -Stürmern tun, zumindest kurzfristig. Umso entscheidender ist es eben deshalb, den bestmöglichen Trainer zu haben.
Andere haben den Glauben an Flick schon verloren. Schon nach dem Desaster bei der WM in Katar waren die Zweifel am Bundestrainer groß. Nach den vergangenen drei Testspielen hat er auch kaum noch von Experten den entsprechenden Rückhalt. Und auch vom Sportchef gab es in den vergangenen Wochen mehrere Ansagen, dass die Ergebnisse stimmen müssten.