Vor ziemlich genau einem Jahr sprach sich Bundeskanzler Olaf Scholz für eine gleiche Bezahlung von Männern und Frauen im Fußball aus. Als Beispiel führte er damals Spanien an, wo die Nationalmannschaften der Frauen und Männer seit vergangenem Jahr das gleiche Gehalt und gleiche Prämien bekommen.
In Deutschland haben Spieler:innen und auch die Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg eine solche Forderung beinahe schon aufgegeben. In ihren Augen wäre zunächst ein Equal Play viel wichtiger, sodass die gleichen Bedingungen und Chancen bezüglich des Fußballs gelten.
Denn in den meisten Fällen gilt im Fußball der männliche Spieler als Standard. Eine neue Studie unter Leitung der Universität Zürich stellt nun heraus, dass diese Fußball-Norm sich ganz klar auf die Bewertung von Fußballspielen auswirkt.
Der häufigste Vorwurf gegenüber dem Frauenfußball ist und bleibt die mangelhafte Qualität im Vergleich zum Männerfußball. Anhand einer Umfrage lässt sich aber erkennen, dass hier ein bloßes Stereotyp am Werk ist, das keinerlei Fakten als Basis hat.
Insgesamt befragte ein Forschungsteam aus der Schweiz und aus Norwegen etwa 600 Personen, die anhand von kurzen Clips bewerten sollten, wer die besseren Fußballer:innen sind. Bei einer Hälfte der Gruppe wurden die Spieler:innen jedoch unkenntlich gemacht.
In der Kontrollgruppe, in der die Originalvideos zu sehen waren, bewerteten Proband:innen die Männer als die besseren Spieler. In der Gruppe, wo das Geschlecht der Torjäger:innen nicht mehr erkennbar war, fiel die Bewertung hingegen gleich aus.
"Die verbreitete Annahme, dass Frauenfußball weniger gut bezahlt ist, weil die Qualität schlechter ist, beruht auf Geschlechterklischees und Stereotypen", erklären die Autor:innen der Studie. Fußballerinnen erhalten nicht nur geringere Prämien bei Welt- und Europameisterschaften, sie verdienen im Schnitt auch deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen.
Während ein Fußballspieler der Dritten Liga laut dem Jobportal Stepstone mehr als 100.000 Euro im Jahr verdient, kommt eine Fußballspielerin in der Bundesliga im Schnitt nicht über 50.000 Euro jährlich. "Das sind Dimensionen, um die es da geht, die als Mensch eigentlich gar nicht mehr tragbar sind", erklärte DFB-Spielerin Lena Oberdorf kürzlich gegenüber der "Sports Illustrated".
Im vergangenen Jahr wurden die Forderung nach Angleichung der Löhne im Fußball immer lauter. Viele Länder bemühen sich um eine hundertprozentige Angleichung von Gehältern und Prämien. Auch der DFB hat auf Drängen der Politik angekündigt, die Erfolgsprämien im Fußball besser abstimmen zu wollen.
Vor allem durch ihren Erfolg bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr erlangte zumindest die deutsche Fußballnationalmannschaft große Beliebtheit. In der kommenden Woche trifft die Mannschaft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg mit Marokko auf ihren ersten Gegner der Fußball-Weltmeisterschaft 2023.