Sie kamen spät, aber sie kamen noch rechtzeitig.
Der FC Bayern hat auf dem Transfermarkt kurz vor der Wechsel-Deadline einen großen Schlusseinkauf hingelegt, Sportvorstand Hasan Salihamidzic hat noch fünf Spieler verpflichtet.
Nach den bereits feststehenden Transfers von Leroy Sané, Alexander Nübel und Tanguy Nianzou hatten die Münchner kurz vor Ende der Transferperiode vor einer Woche Marc Roca (Espanyol Barcelona), Eric Maxim Choupo-Moting (vereinslos), Bouna Sarr (Olympique Marseille), Douglas Costa (Juventus Turin/Leihe) sowie Amateure-Neuzugang Tiago Dantas (Benfica Lissabon/Leihe) an die Säbener Straße geholt.
Salihamidzic ist zufrieden mit seiner Arbeit. Am Montag bei der offiziellen Vorstellung von Sarr und Choupo-Moting erklärte der Ex-Profi: "Dieses Jahr hat einen Kalender, der uns vor große Aufgaben stellt. Deswegen sind wir noch auf dem Transfermarkt tätig geworden und haben unseren Kader in der Breite sehr, sehr gut aufgestellt." Dabei habe der Klub natürlich auch berücksichtigen müssen, "dass wir unseren finanziellen Rahmen nicht verlassen. Wir haben sehr gute Jungs geholt", wie Salihamidzic sagt.
Auf die Frage, ob Trainer Hansi Flick diese Ansicht teilt, erklärte "Bürschchen" Brazzo spitzbübisch: "Ob unser Trainer zufrieden ist, müssen Sie ihn selbst fragen. Wir glauben, dass unser Kader nun sehr gut besetzt ist."
Dann verriet der Bosnier, der von 1998 bis 2007 bei den Bayern spielte, noch interessante Details zu denjenigen Kompetenzen, die aus Sicht des Klubs bei Transfers – neben fußballerischen Fähigkeiten – entscheidend sind: "Rollenverständnis und Teamwork sind Soft Skills, die passen müssen. Wir sind sehr interessiert daran, dass die Jungs, die wir verpflichten, einen guten Charakter und einen guten Spirit haben."
Darauf lege er und auch Trainer Flick "großen Wert": "Deswegen entscheiden wir uns für die Spieler, die einen Top-Charakter haben."
Angesprochen auf die zwei angeblichen Wunschspieler Callum Hudson-Odoi vom FC Chelsea und den von Ajax Amsterdam zum FC Barcelona gewechselten Sergiño Dest äußerte sich der Sportvorstand nicht konkret. Er wolle nicht über Spieler sprechen, die nicht beim FC Bayern unter Vertrag seien, sagte er. Aber bei Transfers gebe es Grenzen und einen Punkt, "wo wir passen müssen."
Im Poker mit David Alaba will der Klub keinen Stichtag für die angestrebte Vertragsverlängerung vorgeben. "Wir werden David kein Ultimatum setzen, wir werden da keine Spielchen spielen", sagte Salihamidzic. Seit Monaten verhandeln der Rekordmeister und der 28-jährige Österreicher sowie dessen Berater um eine Verlängerung des 2021 auslaufenden Vertrages.
"Wir wissen alle, was wir an David haben und versuchen, ihn zu überzeugen. Wir würden uns selbstverständlich freuen, wenn er in München bleibt und hoffen, dass die Unterschrift auch irgendwann erfolgt", sagte Salihamidzic. Alaba ist bereits 2008 aus der Jugend von Austria Wien an die Säbener Straße gewechselt.
"Ich fühle mich in München sehr wohl, es ist schon seit zwölf Jahren meine Heimat. Dort durfte ich sehr schöne Momente erleben", sagte der gebürtige Wiener zuletzt, der sich gerade mit der österreichischen Nationalmannschaft auf Länderspielreise befindet.
Auch zu Jérôme Boateng äußerte sich Salihamidzic, allerdings zurückhaltender. Der Vertrag des deutschen Ex-Nationalspielers läuft ebenfalls im kommenden Sommer aus. "Wir schätzen Jérôme sehr", sagte der Sportvorstand und lobte die Leistungen des Innenverteidigers auf dem Weg zum Champions-League-Sieg Ende August. Jetzt wolle man fokussiert bis zum Winter weiterarbeiten, dann schaue man weiter. Boateng selbst hatte sich vage geäußert. Für ihn kommen demnach eine Vertragsverlängerung und ein Wechsel ins Ausland in Betracht.
(as/mit Material von dpa)