Auf die Schnelle hat der FC Bayern kurz vor Transferschluss noch vier Spieler unter Vertrag genommen.
Trainer Hansi Flick ist zufrieden, er hat nun die nötige Quantität im Kader, die er für eine kräftezehrende Saison brauchen wird. Ob die Qualität der Neuen reichen wird, ist eine andere Frage, die sich erst im Laufe der Saison herausstellen wird. Ohnehin sind die vier Transfers keineswegs erste Wahl, aber sie sind sehr kluge Ergänzungen.
Allen voran Choupo-Moting. Der gebürtige Hamburger, der für die Nationalmannschaft von Kamerun spielt, stand zuletzt zwei Jahre lang bei Paris Saint-Germain unter Vertrag, das vom deutschen Coach Thomas Tuchel trainiert wird.
Der Bundesliga-Rückkehrer könnte vor allem neben dem Platz beziehungsweise in der Kabine zu einer wichtigen Säule im Bayern-Kader werden. Denn Choupo-Moting bringt eine wichtige Qualität mit: Er spricht Französisch und Deutsch. Im Team des Rekordmeisters stehen mit Tanguy Nianzou, Lucas Hernández, Benjamin Pavard, Bouna Sarr, Corentin Tolisso und Kingsley Coman insgesamt sechs Profis aus Frankreich unter Vertrag. Choupo-Moting kann da zu einer wichtigen Integrationsfigur und zum Dolmetscher werden.
Diese Tatsache spielte auch schon eine große Rolle, als Thomas Tuchel, sein ehemaliger Trainer aus Mainzer Zeiten, ihn nach Paris holte. 2018 kam der 1,91 Meter große Profi ablösefrei von Premier-League-Absteiger Stoke City zu PSG. Viele Experten waren damals skeptisch, ob er im Pariser Glamourensemble bestehen kann – und fragten sich, was Tuchel überhaupt mit ihm will.
Doch schnell war die Sache klar: Neben seinen physischen und fußballerischen Fähigkeiten sowie seiner riesigen internationalen Erfahrung war Choupo-Moting vor allem wegen seiner Sprachkenntnisse ein wichtiger Teil in Tuchels Team, das mit Thilo Kehrer, Julian Draxler und Kevin Trapp auch drei deutsche Spieler hat – beziehungsweise hatte, Trapp spielt mittlerweile wieder für Eintracht Frankfurt.
Diesen Skill kann Choupo-Moting nun auch einbringen, um eventuelle Sprachbarrieren im Bayern-Team zu überwinden. Hinzu kommt: Choupo-Moting kennt mit Leon Goretzka und Leroy Sané bereits zwei Stammspieler beim FC Bayern. Mit beiden hat er gemeinsam beim FC Schalke gespielt, 38 Mal stand er mit Sané gemeinsam auf dem Feld, mit Goretzka 60 Mal.
Und wenn er mal nicht auf dem Feld steht, ist Choupo Moting kein eitler Nörgler, der das Klima im Team vergiftet. Er weiß, was er kann, hat eine astreine Arbeitsmoral, und er hat daher kein Problem, sich im zweiten Glied einzureihen. Das hat er ebenfalls in Paris bewiesen. "Er war ein wichtiger Teil unserer Gruppe, weil er perfekt seine Rolle kannte", sagte Tuchel über den 49-maligen kamerunischen Nationalspieler, nachdem dieser das Angebot einer Vertragsverlängerung beim Champions-League-Finalisten abgelehnt hatte.
Diese Rolle wird er jetzt auch in München einnehmen. Ein Bankplatz hinter Robert Lewandowski ist für den Mittelstürmer vorgesehen, der auch als Linksaußen spielen kann.
Die Stellvertreterrolle für Lewandowski ist zwar nicht besonders dankbar, da der Pole meistens fit und in Topform ist, aber Choupo-Moting wird sie ohne Murren annehmen – so wie er sich auch in Paris still hinter den Superstars Neymar und Mbappé einreihte. Er wird diese Backup-Rolle perfekt ausfüllen, vielleicht sogar Startelfeinsätze bekommen. Wir erinnern uns: Im vergangenen Sommer wurde der Transfer von Ivan Perisic auch als Verlegenheitslösung belächelt, bis sich herausstellte, dass der Kroate am Ende der Saison zu einer wichtigen Stütze im Team gewachsen war.
Wenn Choupo-Moting gebraucht wird, ist er da. Nicht immer überragend, aber stets solide. Auch das hat er in Paris bewiesen: 51 Einsätze, neun Tore, drei Vorlagen. Und eines dieser Tore war sogar ein besonders wichtiges. In der Nachspielzeit zum 2:1 gegen Atalanta Bergamo hatte er PSG beim Champions-League-Finalturnier in Lissabon immerhin ins Halbfinale geführt, obwohl er nur elf Minuten spielte.
(as)