
Eric-Maxim Choupo-Moting (hintere Reihe, 2.v.l.) wird den Bayern-Kader bereichern. Bild: www.imago-images.de / Frank Hoermann/SVEN SIMON
Analyse
07.10.2020, 15:4707.10.2020, 18:40
Auf die Schnelle hat der FC Bayern kurz vor Transferschluss noch vier Spieler unter Vertrag genommen.
- Einen altbekannten Star: Der Brasilianer Diego Costa (31, Leihe von Juventus) ist als Flügelstürmer Nummer vier hinter Sané, Coman und Gnabry eingeplant.
- Ein Talent aus Spanien: Marc Roca, 24, kam von Espanyol Barcelona, erhöht die Optionen im Mittelfeldzentrum.
- Einen Routinier mit Erfahrung aus 285 Ligue-1-Spielen: Der französische Rechtsverteidiger Bouna Sarr, 28 Jahre alt, aus Marseille gekommen, soll Backup für seinen Landsmann Benjamin Pavard werden.
- Einen ablösefreien Joker für die Offensive, den man noch aus der Bundesliga kennt: Der 31-jährige Eric-Maxim Choupo-Moting (ehemals HSV, Nürnberg, Mainz, Schalke/204 Bundesligaspiele, 45 Tore) unterschrieb einen Einjahresvertrag in München, nachdem sein Vertrag bei Paris Saint-Germain ausgelaufen war.

Kameruns Kapitän: Im Jahr 2010 debütierte Choupo-Moting für die "unzähmbaren Löwen". Seitdem absolvierte er 49 Länderspiele (14 Tore). Bild: www.imago-images.de / bUlrik Pedersen
FC Bayern: Flick kann mit Transfers zufrieden sein, vor allem mit dem von Choupo-Moting
Trainer Hansi Flick ist zufrieden, er hat nun die nötige Quantität im Kader, die er für eine kräftezehrende Saison brauchen wird. Ob die Qualität der Neuen reichen wird, ist eine andere Frage, die sich erst im Laufe der Saison herausstellen wird. Ohnehin sind die vier Transfers keineswegs erste Wahl, aber sie sind sehr kluge Ergänzungen.
Allen voran Choupo-Moting. Der gebürtige Hamburger, der für die Nationalmannschaft von Kamerun spielt, stand zuletzt zwei Jahre lang bei Paris Saint-Germain unter Vertrag, das vom deutschen Coach Thomas Tuchel trainiert wird.

2014 in Mainz: Thomas Tuchel (r.) gibt seinem Spieler Choupo-Moting Anweisungen am Spielfeldrand.Bild: imago sportfotodienst / Werner Schmitt
Der Bundesliga-Rückkehrer könnte vor allem neben dem Platz beziehungsweise in der Kabine zu einer wichtigen Säule im Bayern-Kader werden. Denn Choupo-Moting bringt eine wichtige Qualität mit: Er spricht Französisch und Deutsch. Im Team des Rekordmeisters stehen mit Tanguy Nianzou, Lucas Hernández, Benjamin Pavard, Bouna Sarr, Corentin Tolisso und Kingsley Coman insgesamt sechs Profis aus Frankreich unter Vertrag. Choupo-Moting kann da zu einer wichtigen Integrationsfigur und zum Dolmetscher werden.
Tuchel schätzte Choupo-Moting: "Er war ein wichtiger Teil unserer Gruppe"
Diese Tatsache spielte auch schon eine große Rolle, als Thomas Tuchel, sein ehemaliger Trainer aus Mainzer Zeiten, ihn nach Paris holte. 2018 kam der 1,91 Meter große Profi ablösefrei von Premier-League-Absteiger Stoke City zu PSG. Viele Experten waren damals skeptisch, ob er im Pariser Glamourensemble bestehen kann – und fragten sich, was Tuchel überhaupt mit ihm will.

"Can he do it on a cold rainy night in Stoke?" – Ja, kann er: Choupo-Moting (Nr. 10) überwindet im Trikot von Stoke City Englands Nationaltorwart Jordan Pickford vom FC Everton.Bild: imago sportfotodienst / PA Images
Doch schnell war die Sache klar: Neben seinen physischen und fußballerischen Fähigkeiten sowie seiner riesigen internationalen Erfahrung war Choupo-Moting vor allem wegen seiner Sprachkenntnisse ein wichtiger Teil in Tuchels Team, das mit Thilo Kehrer, Julian Draxler und Kevin Trapp auch drei deutsche Spieler hat – beziehungsweise hatte, Trapp spielt mittlerweile wieder für Eintracht Frankfurt.
Diesen Skill kann Choupo-Moting nun auch einbringen, um eventuelle Sprachbarrieren im Bayern-Team zu überwinden. Hinzu kommt: Choupo-Moting kennt mit Leon Goretzka und Leroy Sané bereits zwei Stammspieler beim FC Bayern. Mit beiden hat er gemeinsam beim FC Schalke gespielt, 38 Mal stand er mit Sané gemeinsam auf dem Feld, mit Goretzka 60 Mal.

Diese drei kennen sich aus gemeinsamen (und erfolgreicheren...) Schalker Zeiten: Choupo-Moting, Leroy Sané und Leon Goretzka (v.l.).Bild: imago sportfotodienst / Jan Huebner
Und wenn er mal nicht auf dem Feld steht, ist Choupo Moting kein eitler Nörgler, der das Klima im Team vergiftet. Er weiß, was er kann, hat eine astreine Arbeitsmoral, und er hat daher kein Problem, sich im zweiten Glied einzureihen. Das hat er ebenfalls in Paris bewiesen. "Er war ein wichtiger Teil unserer Gruppe, weil er perfekt seine Rolle kannte", sagte Tuchel über den 49-maligen kamerunischen Nationalspieler, nachdem dieser das Angebot einer Vertragsverlängerung beim Champions-League-Finalisten abgelehnt hatte.
Die Rolle für Choupo-Moting beim FC Bayern ist klar definiert
Diese Rolle wird er jetzt auch in München einnehmen. Ein Bankplatz hinter Robert Lewandowski ist für den Mittelstürmer vorgesehen, der auch als Linksaußen spielen kann.

Chapeau, Moting! Bei Paris Saint-Germain bewies der gebürtige Hamburger, dass er auch auf der Bank eines Topklubs eminent wichtig sein kann.Bild: www.imago-images.de / Galatasaray AS v Paris St. Germain
Die Stellvertreterrolle für Lewandowski ist zwar nicht besonders dankbar, da der Pole meistens fit und in Topform ist, aber Choupo-Moting wird sie ohne Murren annehmen – so wie er sich auch in Paris still hinter den Superstars Neymar und Mbappé einreihte. Er wird diese Backup-Rolle perfekt ausfüllen, vielleicht sogar Startelfeinsätze bekommen. Wir erinnern uns: Im vergangenen Sommer wurde der Transfer von Ivan Perisic auch als Verlegenheitslösung belächelt, bis sich herausstellte, dass der Kroate am Ende der Saison zu einer wichtigen Stütze im Team gewachsen war.
Wenn Choupo-Moting gebraucht wird, ist er da. Nicht immer überragend, aber stets solide. Auch das hat er in Paris bewiesen: 51 Einsätze, neun Tore, drei Vorlagen. Und eines dieser Tore war sogar ein besonders wichtiges. In der Nachspielzeit zum 2:1 gegen Atalanta Bergamo hatte er PSG beim Champions-League-Finalturnier in Lissabon immerhin ins Halbfinale geführt, obwohl er nur elf Minuten spielte.
(as)
Für Niko Kovač hätte es zum Start beim BVB sicherlich ein einfacheres Programm geben können. Seine Premiere auf der Bank der Dortmunder feiert er am Samstag mit einem Heimspiel gegen den kriselnden VfB Stuttgart. Bereits drei Tage später geht es in den Play-offs der Champions League in Lissabon gegen Sporting.