Wenn es um die Gründe für den aktuellen Erfolg des FC Bayern geht, fallen immer wieder drei Namen: Lewandowski, Neuer, Kimmich. Doch auch Leon Goretzka ist seit eineinhalb Jahren als Partner von Joshua Kimmich im zentralen Mittelfeld zu einem echten Leistungsträger gereift.
"Zusammen mit Jo bekleide ich diese Position schon seit einiger Zeit. Es funktioniert sehr gut. Ich glaube, dass wir uns sehr gut ergänzen und die komplexen Aufgabenbereiche auf der Position gut aufteilen. Dementsprechend viel Spaß macht es auch", sagte er im Podcast des FC Bayern. In der aktuellen Spielzeit steht Goretzka bei 16 Scorerpunkten nach 27 Spielen. Zwischenzeitlich bremsten ihn muskuläre Probleme und eine Corona-Infektion aus.
Doch nach seinem ablösefreien Wechsel von Schalke 04 zu den Münchnern im Sommer 2018 hatte sich Goretzka zunächst sehr schwergetan. Die Zeit unter Trainer Niko Kovac sei für ihn ein "Auf und Ab" gewesen. "Ich habe meines Erachtens schon damals sehr gute Leistungen gezeigt, wurde durch verschiedene Dinge aber zurückgeworfen. Zum einen durch Verletzungen, zum anderen aber auch, dass ich nicht mehr auf dem Platz gestanden habe", denkt er zurück.
Kovac musste im November 2019 gehen und unter Trainer Hansi Flick ist Goretzka endgültig zum Stammspieler gereift. Was auch an seiner enormen körperlichen Entwicklung liegt. Nach der coronabedingten Bundesliga-Pause im April des vergangenen Jahres legte der zuvor eher schmächtige Goretzka enorm an Muskelmasse zu, ohne seine Schnelligkeit zu verlieren. Ein Rat an sein jüngeres Ich hatte der deutsche Nationalspieler im Podcast auch noch parat: "Ich hätte wahrscheinlich bisschen früher ins Gym gehen sollen."
Seinen Wechsel nach München hatte sich der heute 26-Jährige bereits als Kind ausgemalt. "Ich hatte relativ früh einen klaren Plan, der mit dem Wechsel zum FC Bayern geendet ist. Da war ich bei dem meiner Meinung nach größten Verein der Welt angekommen. Ich habe zu keiner Sekunde daran gezweifelt."
Doch als das Angebot der Münchner 2018 vorlag, machte sich der deutsche Nationalspieler zahlreiche Gedanken, ob der Wechsel die richtige Entscheidung ist. "Ich habe mich lang und breit darüber informiert, wie man am besten solche Entscheidungen trifft und glaube, dass ich einen guten Weg gefunden habe". Besonders wichtig sei ihm gewesen, die Entscheidung allein getroffen zu haben. "Das war mir ganz wichtig. Ich war am Ende derjenige, der es zu verantworten hat. Im Falle, dass es klappt, aber auch wenn es nicht klappt, musste ich es nur mit mir ausmachen."
Und wie es für Goretzka klappte. Mittlerweile lief er 107-mal für den FC Bayern auf und hatte beim Triple-Gewinn in der vergangenen Saison einen erheblichen Anteil an der erfolgreichsten Saison des FC Bayern aller Zeiten.
"Wir möchten eine Ära prägen und im Optimalfall das Ganze nochmal mit den Fans zusammen gewinnen", erklärt er. Denn der 1:0-Sieg im Champions-League-Finale über Paris Saint-Germain im vergangenen August war für ihn die Erfüllung eines Kindheitstraums.
"In dem Moment, als der Schiedsrichter das Finale abgepfiffen hat, war das für mich wie ein Throwback in meine Kindheit, als man zu seinen Kollegen sagte: 'Stell dir mal vor, wir würden irgendwann mal die Champions League gewinnen'. Dann habe ich in diesem Moment tatsächlich genau daran gedacht, wie man das als Kind spaßeshalber gesagt hat. Das war surreal."
Doch viel mehr als der Sieg bleibt dem gebürtigen Bochumer der anschließende Kurzurlaub mit unter anderem David Alaba, Joshua Kimmich und Alphonso Davies im Gedächtnis. Dabei ging es ihnen gar nicht darum, in irgendwelchen Clubs feiern zu gehen, sondern um die gemeinsame Zeit. "Wir haben die Momente zu hundert Prozent ausgekostet, die Zeit zusammen verbracht und über die letzten Wochen gesprochen. An diese Momente werde ich mich mein Leben lang erinnern."
(lgr)