
Mbappé hat seinen Vertrag bei Paris Saint-Germain bis 2025 verlängert. Bild: Getty Images Europe / David Ramos
Fußball
Die Entscheidung ist gefallen. Der aktuell begehrteste
Fußballer Kylian Mbappé bleibt bei Paris Saint-Germain. Alle
Bemühungen von Real Madrid um den Weltmeister waren umsonst. Mbappés
Bleiben in Frankreich lässt sich PSG einiges kosten.
"Ich bin überzeugt, dass ich weiter bei einem
Club wachsen kann, der alles Notwendige bietet, um auf dem höchsten
Level Leistung zu bringen", sagte Mbappé am Samstagabend. Sein
bisheriger Vertrag in Paris lief zum Saisonende aus, damit hätte er
ablösefrei wechseln können. In Paris unterschrieb der Angreifer aber einen
neuen Vertrag bis Juni 2025.
Damit endet eine monatelange Debatte um den Ausnahmekönner. Bereits
im vergangenen Sommer wollte Mbappé nach der Verpflichtung von
Superstar Lionel Messi PSG verlassen, wofür er beim Saisonstart von
den eigenen Fans ausgebuht worden war. Ein neues PSG-Angebot über
einen Fünfjahresvertrag mit kolportierten 50 Millionen Euro Gehalt
pro Saison schlug er aus. Real gab mehrere Offerten für Mbappé ab,
noch am letzten Tag des Transferfensters hatte Real über 200
Millionen Euro geboten, aber PSG lehnte ab.
Verlängerung sei "Beleidigung" für den Fußball
Schon vor der bestätigten Vertragsunterschrift hatte Mbappés Verbleib
in Paris für heftige Reaktionen in Spanien gesorgt. Dass PSG mit Mbappé "dank enormer Summen" verlängere, nachdem der Klub zuletzt "Verluste von 700 Millionen Euro" gemacht und bereits ein "Gehaltsaufkommen von 600 Millionen Euro" habe, sei "eine Beleidigung für den Fußball", schrieb Javier Tebas, Chef der spanischen Liga, auf Twitter. PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi sei "so gefährlich wie
die Super League". Real war allerdings eines der Gründungsmitglieder
eben jener Super League, die im vergangenen Jahr kläglich gescheitert
war.
Die spanische Liga kündigte an, Beschwerde gegen den Vertrag bei der
Europäischen Fußball-Union (UEFA), den französischen Verwaltungs- und
Steuerbehörden sowie der Europäischen Union einzulegen. Diese Art von
Vereinbarung würde die wirtschaftliche Stabilität des europäischen
Fußballs attackieren sowie Hunderttausende Jobs und die
Integrität des Sports gefährden, hieß es zur Begründung.
Wegen Messi wollte er wechseln
Ein Grund für seinen Wechselwunsch war laut Medien die Verpflichtung
von Messi, die Mbappé gar nicht gepasst haben soll. Der
selbstbewusste Jungstar habe sich angesichts des Freunde-Dreierpacks
Messi, Neymar und Angel di Maria nicht genug wertgeschätzt gefühlt.
Auch Aussagen Messis, Mbappé müsse sich zum Wohle der Mannschaft
anpassen, sollen ihm alles andere als gefallen haben.
Reaktionen der spanischen Presse
Besonders die spanischen Medien stürzten sich auf den geplatzten Transfer und urteilten teilweise stark. "Mbappé verrät den weißen Klub", schrieb die Zeitung "Marca". Die Konkurrenz von AS ist der Ansicht, dass der Superstar "das Geld von PSG der Legende Reals vorzieht". Ähnlich sieht es "Sport", die "Berge voller Geld" vor Mbappé aufgetürmt sieht. "El Mundo Deportivo" hat derweil ein bisschen Häme für die Königlichen übrig: "Real schaut blöd aus der Wäsche." Tatsächlich steht Madrid als Verlierer da.
Transfer schien in trockenen Tüchern
Der Wechsel Mbappés in die spanische Hauptstadt galt als sicher. Bereits im vergangenen Sommer hatte der 23-Jährige um die Freigabe gebeten. Da Paris ablehnte, schien der ablösefreie Wechsel nun reine Formsache zu sein.
Bereits Ende des Jahres hieß es dann, dass sich Mbappé für einen Wechsel zu Real entschieden habe. Nun kam die Wende, die sich bereits angedeutet hatte. Die Zeitung "Le Parisien" hatte Anfang Mai vermeldet, dass Mbappé sich mit PSG grundsätzlich auf einen neuen Kontrakt bis 2024 mit einem Jahresnettogehalt von 50 Millionen Euro geeinigt habe. Mbappés Mutter Fayza Lamari hatte das damals noch dementiert. Die "erste Option" sei Real.
Schließlich soll Mbappé per Handynachricht den Präsidenten von Real Madrid darüber informiert haben, dass er nun doch nicht zum spanischen Rekordmeister wechseln wird.
Mitspracherecht und Druck bei Macron
Die Hintergründe des geplatzten Transfers, die von diversen Medien beleuchtet werden, lesen sich wie ein Wirtschafts-Thriller. Demnach haben PSG und Real dem umworbenen Stürmerstar ursprünglich jeweils 150 Millionen Euro für die Unterschrift, 40 Millionen Jahresgehalt und die Mehrheitsrechte an seinen Bildern angeboten.
Zuletzt allerdings hätten die aus Katar finanzierten Franzosen um ihren Klubchef Nasser Al-Khelaifi beim Geld gewaltig draufgepackt und Mbappé Mitsprache bei sportlichen sowie geschäftlichen Entscheidungen versprochen. Um den Angreifer bei der WM-Endrunde im Emirat als PSG-Star feiern zu können, soll Katar sogar beim französischen Präsidenten Emmanuel Macron Druck gemacht haben.
Tabula rasa beim PSG?
Derweil scheint Khelaifi nach dem 5:0 (3:0) im letzten Saisonspiel gegen den FC Metz – inklusive Mbappe-Dreierpack – Tabula rasa bei PSG zu machen. Sportdirektor Leonardo musste laut Medienberichten bereits gehen, Trainer Mauricio Pochettino steht ebenfalls vor dem Aus. Und sollte tatsächlich Mbappé-Idol Zinedine Zidane neuer Coach werden, gewinnen die Bekenntnisse des Stars vielleicht sogar an Glaubwürdigkeit: "Ich bin sehr zufrieden, in Paris zu bleiben – in meiner Stadt."
(crl/afp/dpa)
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