Nach den desaströsen Auftritten der deutschen Nationalmannschaft in den vergangenen beiden Turnieren beginnt nun die Mission Neuanfang. In den kommenden Freundschaftsspielen gegen Peru (25.03.) und Belgien (28.03.) möchte Bundestrainer Hansi Flick die DFB-Elf neu aufstellen und dafür auch einigen neuen Spielern die Chance geben, sich zu beweisen.
Flicks Kadernominierung rief insgesamt ein zwiegespaltenes Echo hervor – bei Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus gar in Personalunion. Nachdem der TV-Experte zuerst kritische Töne eingeschlagen hatte, versuchte er diese im Nachhinein zu entschärfen.
"Man muss Hansi selbst fragen, was er sich dabei gedacht hat", haderte der 62-Jährige noch am Samstag in seiner Rolle als TV-Experte bei Sky mit der Entscheidung des Bundestrainers. Dem Verzicht auf gleich mehrere gestandene Profis konnte Matthäus nicht viel abgewinnen, der Nominierung weitgehend unbekannterer Spieler ebenso wenig.
"Es kommen jetzt welche nach, die man eigentlich gar nicht kennt und die auch im Verein nicht den Stammplatz haben, den man haben sollte, um für die Nationalmannschaft nominiert zu werden", lautete sein hartes Urteil.
Doch dann der Umschwung. Bei Wut und Unverständnis soll man seine Gedanken aufschreiben, lautet ein populär-psychologischer Ratschlag. Das schien sich auch Lothar Matthäus zu Herzen genommen haben – und schlug in seiner Sky-Kolumne mildere Töne an.
"Lassen wir Hansi jetzt mal machen", lautete plötzlich die Devise. "Ich bin sicher, er hat einen Plan und den muss er dann auch verfolgen. Er wird alles genau beobachten. Er wird mit den Neuen viele Gespräche führen, ihnen Minuten geben, sich alles anschauen und nichts unversucht lassen."
Flick verzichtet in den beiden Testspielen auf die Routiniers Thomas Müller, İlkay Gündoğan, Niklas Süle, Antonio Rüdiger, Jonas Hofmann, Leroy Sané und Marco Reus. Auf ihren ersten Einsatz im DFB-Dress dürfen dafür Marius Wolf, Mergim Berisha, Felix Nmecha, Kevin Schade, Malick Thiaw und Josha Vagnoman hoffen.
Bei letzterer Personalie befand der Sky-Experte: "Ja, einen Ergänzungsspieler vom Tabellenletzten verbindet man nicht sofort mit der Nationalmannschaft. Aber wer weiß: vielleicht entdeckt und weckt Hansi bei dem einen oder anderen etwas, das bisher verborgen blieb, aus welchen Gründen auch immer."
Weiter halten sich aber auch hartnäckig Stimmen, die die Entscheidung von Hansi Flick zumindest einmal verwunderlich finden. So war Joshua Kimmich nicht verwundert über die neuen Gesichter in der Nationalmannschaft, sondern vielmehr über die, die fehlen. "Ich war eher überrascht, dass der eine oder andere nicht dabei ist", sagte Kimmich der "TZ". Namentlich hätte er vor allem Süle, Sané und Rüdiger auf der Liste erwartet.
Konnten nach dem Vorrunden-Aus bei der WM in Katar die Rufe nach einem Umbruch in der Nationalmannschaft nicht laut genug sein, scheinen einige nun doch lieber am Status quo festhalten wollen. Auch Mario Basler stimmte damals in den Kanon nach weitreichenden personellen Konsequenzen ein.
In dem Podcast "Basler ballert" polterte er aber nun: "Du musst heute kein Stammspieler mehr sein, um Nationalspieler in Deutschland zu werden, sondern am besten sitzt du auf der Bank." Man werde sich nun überraschen lassen und der Bundestrainer müsse es "uns und ganz Deutschland erklären müssen, weil wir beide Spiele verlieren werden."