Trainer Hansi Flick sorgte mit seiner Ankündigung, den FC Bayern am Saisonende verlassen zu wollen, für großes Chaos beim deutschen Rekordmeister. Der Grund dabei ist klar: der Streit zwischen Trainer Flick und Sportvorstand Hasan Salihamidžić hat beim Erfolgscoach einfach zu tiefe Spuren hinterlassen.
Bei seiner Abschiedsrede in Wolfsburg bedankte sich Flick auch für das Vertrauen der Bayern-Bosse, mit der Mannschaft arbeiten zu dürfen. "Ich war Fan. Gerd Müller, Paul Breitner, Kalle Rummenigge – das waren meine Idole. Ich bin dem Verein dankbar, dass ich Cheftrainer bei Bayern München sein konnte." Salihamidžić kam dabei nicht vor.
Dabei ist nicht nur das Verhältnis zwischen "Brazzo" und Flick mittlerweile schwer beschädigt, sondern auch die Fans sprechen sich mit einer Petition gegen ihn aus. Doch Flick wird den Verein verlassen. Der 43-Jährige Salihamidžić bleibt und das, obwohl er bei seinem Amtsantritt 2017 nur die vierte Option bei der Besetzung des Postens war. Die Ex-Bayern-Stars Philipp Lahm und Miroslav Klose sollen zunächst die Favoriten für den Job des Sportdirektors gewesen sein.
Nach dem Rücktritt von Sportvorstand Matthias Sammer im Juli 2016 suchte der Rekordmeister dringend einen Nachfolger. Dabei sollen die Bayern-Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß zuerst bei Max Eberl von Borussia Mönchengladbach und Ex-Kapitän Philipp Lahm angefragt haben. Beide lehnten jedoch ab, da sie Angst hatten, nicht genug Freiheiten in ihrer Arbeit zu haben. Also fragte Uli Honeß laut Sportjournalist Ronald Reng auch bei Ex-Stürmerstar Miroslav Klose an.
"Als mir Hoeneß damals erzählte, sie hätten Miro Klose angefragt, wusste ich, wie verzweifelt sie suchten", schrieb Reng in seiner Kolumne für "Sportbuzzer". Doch auch Klose sagte ab, denn "er konnte sich selbst gut genug einschätzen. Er hatte viel Fußball-Kompetenz, aber keine Management-Erfahrung. So landeten Hoeneß und Rummenigge beim nächsten Berufsanfänger: Salihamidžić", verrät der Autor von Kloses Biografie.
Doch bereits bei seiner Vorstellung 2017 machte Salihamidžić deutlich, dass er sich nicht als eine "Notlösung" fühle. "Er ist ein junger Mensch – und für die Ausbildung als Sportdirektor gibt es keine Uni, die dich darauf vorbereitet. Du musst ins Wasser springen – und vom ersten Tag an ohne Reifen schwimmen", sagte Rummenigge einmal.
Nach Ansicht der Klubbosse muss ihm das gelungen sein. Schließlich wurde er am 1. Juni 2020 zum Sportvorstand befördert. Vor allem Hoeneß, inzwischen Ehrenpräsident des Klubs, gilt als Fürsprecher und Mentor des 44-Jährigen. Aber auch in Präsident Herbert Hainer und Vorstand Oliver Kahn hat Salihamidžić prominente Unterstützer. Er sei "der richtige Mann, um die sportliche Zukunft des FC Bayern zu gestalten", sagte Hainer.
Die Fans des FC Bayern halten ihn nach dem Flick-Abgang für diesen Job jedoch ungeeignet. Die Initiative "pro Hansi Flick, Brazzo raus", fordert den Rücktritt des Sportvorstandes. Die Gründer der Petition "finden es inakzeptabel, wie mit dem weltbesten Trainer umgegangen wird." und sprechen von "schädlichen Handlungen des Vorstandes".
Am Dienstagnachmittag hatten bereits 26.000 Fans die Petition unterschrieben.
Der Druck auf den Sportvorstand wird aber auch von offizieller Seite in den kommenden Wochen steigen. Salihamidžić muss bei den bereits feststehenden Abgängen von David Alaba und Jérôme Boateng sowohl in Sachen Kader, vor allem aber bei der Neubesetzung des Trainerpostens liefern.
(lgr)