Die Kassen von Hertha BSC waren mit dem Einstieg von Investor Lars Windhorst noch vor drei Jahren gut gefüllt. Doch der Geldgeber ist mittlerweile Vergangenheit und aus dem Bundesligisten mit hohen Ambitionen ist inzwischen ein Zweitligist geworden, der einen enormen Sparkurs verfolgt, um wirtschaftlich überhaupt überleben zu können.
Vor drei Jahren war das noch undenkbar. Im Winter 2020 holte man mit Lucas Tousart, Krzysztof Piatek, Matheus Cunha und Santiago Ascacibar vier neue Spieler für 75 Millionen, um in der Bundesliga die internationalen Plätze anzugreifen. Doch viel ist vom Quartett nicht mehr übrig. Cunha verließ die Berliner im Sommer 2021, Ascacibar im Juli 2022 und jüngst wechselte auch Piatek ablösefrei in die Türkei. Immerhin spart man so seine vier Millionen Euro Jahresgehalt.
Und auch für Tousart geht die Zeit bei der Hertha nun zu Ende. Doch dieser Wechsel ist weitaus brisanter. Denn der Franzose, der vor drei Jahren für rund 25 Millionen das Mittelfeld verstärken sollte, wechselt zum 1. FC Union Berlin. Das bestätigte der Verein am Mittwoch.
Tousart hat einen Marktwert von 9 Millionen Euro und ein geschätztes Gehalt von 4,8 Millionen Euro pro Jahr, welches man sich in der zweiten Liga nicht mehr leisten kann. Überraschend niedrig fällt entsprechend die Ablösesumme aus, die Union und Hertha scheinbar vereinbart haben. War zunächst die Rede von knapp sieben Millionen, soll nun eine Ablöse von drei Millionen Euro auf dem Papier stehen.
"Der Weg und der Erfolg von Union in den vergangenen Jahren sind sehr bemerkenswert und ich freue mich auf die neue Herausforderung. Ich gehe davon aus, dass ich mich schnell im Verein einleben und zum Erfolg von Union beitragen kann", erklärte Tousart selbst am Mittwoch.
Der Vertrag des 26-jährigen Franzosen lief eigentlich noch bis 2024. Zuletzt war über einen potenziellen Wechsel zum SSC Neapel spekuliert worden, der Klub hatte jedoch letztlich kein Angebot unterbreitet. Auch über ein Tauschgeschäft mit Diego Demme, an dem Hertha lange interessiert war, wurde spekuliert, doch kam letztendlich nicht zustande.
Auf Twitter lösten schon die Gerüchte um den Berliner Stadt-Transfer große Kritik aus. Viele Hertha-Fans zeigen sich erschüttert über die Abgänge der Top-Spieler, die den Verein noch kürzlich viel Geld gekostet haben. "Was die Fans von Hertha ertragen müssen, kannst du echt niemandem mehr erklären", schreibt etwa ein Nutzer. Der Berliner Sportjournalist und Hertha-Kenner Marc Schwitzky kritisiert die Finanzpolitik der Hertha im Jahr 2020.
Tousart galt bei der Alten Dame als Publikumsliebling und überzeugte zuletzt vor allem durch seine Motivation im Abstiegskampf. Bei Union soll er nun offenbar einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben haben.
Auch Teamkollege Dodi Lukébakio soll über einen Wechsel nachdenken, konkrete Interessenten sind allerdings noch nicht durchgesickert. Der Vertrag des Stürmers läuft ebenfalls noch bis 2024, bei ihm hofft die Hertha allerdings auf eine saftige Ablöse von bis zu zehn Millionen Euro.