FC Köln: Spielabbruch nach Flutlichtausfall – ein Skandal, keine Panne
Von einer "Flutlicht-Panne" war am Sonntagabend die Rede. Klingt harmlos, oder? Als hätte jemand vergessen, die Sicherung wieder reinzudrücken. Doch was beim Rhein-Derby zwischen dem 1. FC Köln und Bayer Leverkusen in der Frauen-Bundesliga passiert ist, war keine Panne. Sondern ein Skandal.
39. Minute, Köln gegen Leverkusen: Im Franz-Kremer-Stadion gehen plötzlich die Lampen aus. "Das Flutlicht (...) ist weg", tickerte der "Geissblog". Schiedsrichterin Annika Kost unterbrach die Partie, schickte beide Mannschaften bei strömendem Regen vorzeitig in die Kabine. Fünfzig Minuten lang wurde "fieberhaft", so der Wortlaut im Live-Ticker, versucht, das Licht wieder anzubekommen – vergeblich.
Kurz nach 20 Uhr bekamen Spielerinnen und Fans dann Gewissheit: Abbruch. Weitergespielt wird erstmal nicht. Der DFB muss nun entscheiden, ob und wann das Spiel nachgeholt wird.
Ein Spielabbruch, weil das Flutlicht ausfällt? So etwas habe Bayer-Trainer Roberto Pätzold "noch nicht erlebt". Vielleicht, weil "so etwas" nicht passieren darf, zumindest nicht dort, wo Männer gegen den Ball treten.
Flutlicht-Regel gilt im Fußball exklusiv für Männer
In der Bundesliga ist ein Spielabbruch nicht denkbar. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat ihre Stadien längst zur Ersatzstrompflicht verdonnert. Im Regelwerk für Stadien und Sicherheit heißt es wörtlich: "Jedes Stadion muss über eine Ersatzstromversorgung verfügen, die gewährleistet, dass ein Spiel spätestens 30 Minuten nach einem Stromausfall (...) fortgesetzt werden kann." Eine kluge und notwendige Vorgabe – nur eben eine, die exklusiv für Männer gilt.
Dass Frauen-Profis im Dunkeln stehen gelassen werden, ist sinnbildlich für das strukturelle Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern. An dieser Stelle darf – nein, muss – man also die Gleichberechtigungskeule schwingen und draufhauen, auf die Frauen-Bundesliga. Eine Liga, die mit Nationalspielerinnen und Profis bespickt ist, die sich für professionell und international konkurrenzfähig hält, aber nicht professionell ausgestattet ist.
Flutlicht ist kein Princess Treatment, sondern bare minimum
Seit Jahren kämpft der Frauenfußball um Sichtbarkeit, um Anerkennung, und darum, gehört zu werden. Spielerinnen prangern Missstände an, primär unfaire Bedingungen, sekundär unfaire Bezahlung. Es geht um intakte Stadien, Trainingsplätze, Physiotherapeuten, die fest angestellt sind, und "ganz doof gesagt", wie Alexandra Popp meint, auch um Flutlicht.
Die Kapitänin des VfL Wolfsburg nannte die Zustände teils "schlimm". Alexander Straus, ehemals Bayern-Trainer, sprach von Platzverhältnissen in Jena, die "unglaublich" seien und der Rasen kaum bespielbar.
Beide eint dasselbe Leid. Und beide haben recht. Unter solchen Bedingungen, wie sie am Sonntag in Köln und teils woanders in der Liga herrschen, können Spielerinnen weder ihr Potenzial abrufen noch Fußball auf höchstem Niveau spielen.
Der Spielabbruch in Köln ist ein Skandal und Flutlicht ein bare minimum. Denn wer mit den besten Ligen der Welt mithalten will, muss auch die Standards der besten Ligen erfüllen.