Familientragödie, seltene Krankheit, Niederlagen in letzter Sekunde: Der Ex-Fußballprofi Markus Babbel hat bisher ein bewegtes Leben hinter sich. Nach dem überraschenden Tod seines vier Jahre älteren Bruders Gerhard in den 90ern hat er sich auf den Fußball konzentriert, dann beim FC Bayern Karriere gemacht. Auch dort hat er turbulente Zeiten erlebt. Nun teilt der Ex-Profi des Rekordmeisters gegen den Klub aus.
17 Jahre lang (1981-92, 1994-2000) spielte Markus Babbel beim FC Bayern. Zunächst trug er das Trikot der Münchner in der Jugend, später bei den Profis. Unter anderem konnte er mit dem FC Bayern während seiner Zeit an der Säbener Straße drei Meistertitel, 1996 den UEFA-Cup und zweimal den DFB-Pokal gewinnen.
Unbeschwert war die Karriere beim Rekordmeister für den ehemaligen Verteidiger aber nicht. Zwar sei es eine "coole Zeit" gewesen, wie Babbel jetzt in einem Interview mit der "Abendzeitung" verrät, "andererseits war es brutal anstrengend. Das hat so viel Energie gekostet, unnötige Energie." Damit spielt er auf Rückschläge in seiner Zeit beim FC Bayern an:
Die Bayern seien zwar "die beste Mannschaft mit den besten Spielern" gewesen, habe es in manchen Jahren aber einfach nicht geschafft, sich zusammenzufinden. Er bezeichnet die Mannschaft von damals als die "Hochgeburt des FC Hollywood".
Intern und hinter den Kulissen herrschte zu Babbels Bayern-Zeiten viel Unruhe. So gab es interne Streitigkeiten zwischen Lothar Matthäus und Jürgen Klinsmann. Ein Umstand, der den ehemaligen Abwehrspieler sogar dazu bewegte, heimlich den damaligen BVB-Trainer Ottmar Hitzfeld zu kontaktieren. Babbel bat ihn, nach Dortmund wechseln zu dürfen. Über diese Aktion sagt der Ex-Fußballprofi heute: "Das war ein Punkt, da habe ich es nimmer ausgehalten in dieser Irrenanstalt. Ein Wahnsinn, was da los war."
Geklappt hat der Transfer zwar nicht, mit Hitzfeld konnte er trotzdem wenig später zusammenarbeiten. Er wurde 1998 Trainer beim FC Bayern. Darüber verrät Babbel im Interview: "Es war mit die schönste Zeit, aber ich bin dann weggegangen. Ich musste da raus und was Neues sehen."
Privat ging es bei Babbel dann bergab. Zunächst belastete ihn die Trennung seiner damaligen Frau, dann erkrankte er 2001 am Pfeifferschen Drüsenfieber, der sogenannten "Kuss-Krankheit", kurz nachdem auch der Sechzger-Stürmer Olaf Bodden daran erkrankt war. Wie er heute erzählt, war sein Immunspiegel damals im Keller, bei einem Wert von 0,16. Babbels Immunologe habe damals gesagt, es sei ungewiss, ob 'wir' das noch hinkriegen. "Ich war kurz davor, denselben tragischen Weg einzuschlagen wie Olaf Bodden", sagt Babbel.
Sein Leidensgenosse habe sich seitdem nicht mehr richtig erholt, leidet am Chronischen Erschöpfungssyndrom, sitzt im Rollstuhl. Wohl als Folge des Pfeifferschen Drüsenfiebers. Babbel dazu:
Dem Ex-Bayern-Spieler gehe es heute gut. Doch die Leidensgeschichte gehöre nun zu seinem Leben. Er sei stolz, "den großen Kampf gewonnen" zu haben.
Doch eine Erkrankung belastete Babbel lange. Kurze Zeit später erhielt er die Diagnose Guillain-Barré-Syndrom (GBS), eine Nervenkrankheit. Sie kann zu Muskellähmungen bis hin zum Tod führen. Damals sorgte der offensichtlich schlechte Gesundheitszustand Babbels für Aufruhr: Er musste wegen zahlreicher Nachfragen dazu eine Pressekonferenz im Kraknenhaus geben, die ihm bis heute noch gut in Erinnerung geblieben ist: "Es war für mich natürlich ein schwerer, aber auch ein beeindruckender Tag. So viele Medienvertreter waren da."
Als Bayern-Verteidiger aus der eigenen Jugend sei er an so eine Aufregung um seine Person nicht gewöhnt gewesen. Und: "An den Reaktionen auf mich habe ich gemerkt, dass ich nicht gesund ausschaute. Das war erschütternd."