Mit acht deutschen Meisterschaften, fünf DFB-Pokal-Siegen, einem Champions-League-Triumph und einem EM-Titel 1996 ist Mehmet Scholl einer der erfolgreichsten Fußballer Deutschlands. Dabei spielte der Ex-Bayern-Star in Teams voller ehemaliger Stars wie Lothar Matthäus, Stefan Effenberg und Oliver Kahn. Doch in der Kabine waren sich die Ex-Nationalspieler nie wirklich einig, wie Mehmet Scholl in der neuen Folge des "Bild"-Podcasts "Phrasenmäher" nun verrät.
1992 wechselte der offensive Mittelfeldspieler vom Karlsruher SC zum Rekordmeister und musste sich zunächst an eine ganz andere Gangart gewöhnen. "Ich wurde dann von den Alten erzogen. Es wurde darauf geachtet, dass jedes Trainingsspiel gewonnen werden muss, ansonsten gab es Ärger", erzählt der heute 50-jährige. "Die Alten" waren dabei Spieler wie die Weltmeister von 1990, Lothar Matthäus und Andreas Brehme.
"Die Bayern-Kabine in den 90er Jahren war eine Ansammlung von krassen Charakteren. Wenn du Schwäche gezeigt hast, haben sie dich gefressen." Dabei unterteilt Scholl den Charakter von Spielern in drei Kategorien. "Es gibt die Normalen, die Kreativen und die Anführer." Dabei sei es normal gewesen, dass die Anführer und die Kreativen immer aneinandergeraten würden. "Und wenn du da wackelst, wenn sich dich verbal anpacken, musst du dir schnell was einfallen lassen", sagte Scholl, der öfter mit Lothar Matthäus oder Stefan Effenberg aneinandergeriet.
Einer von diesen Anführern war mit Oliver Kahn auch jahrelang sein Sitznachbar in der Kabine des Rekordmeisters. Zwar kennen sich beide aus gemeinsamen Zeiten beim Karlsruher SC seit sie zehn und zwölf Jahre waren, doch in ihrer Zeit bei den Münchnern herrschte eher Funkstelle. So haben sie auch mal ein Jahr nicht miteinander gesprochen. Wie groß der Respekt vor Kahn war, machte Scholl bereits vor einigen Jahren deutlich als er sagt: "Ich habe Angst vor Krieg und Oliver Kahn." Im Podcast erzählt er nun aber auch: "Auf dem Platz war ich aber immer froh, dass er im Tor stand".
Dass er mit seinem Ex-Kollegen aber zukünftig beim FC Bayern zusammen arbeiten könnte, schloss er aus. "Fußballerisch war er toll, aber menschlich ist das zwischen uns eher schwierig. Ich werde mich jetzt nicht beim FC Bayern bewerben, das würde einfach nicht funktionieren."
Dabei hatte der Europameister von 1996 in seinen 15 Jahren in München nicht nur disziplinierte und autoritäre Mitspieler, sondern mit Felix Magath einen ganz speziellen Trainer. Magath ist deutschlandweit für seine harten Trainingsmethoden und autoritäre Art der Menschenführung bekannt.
Doch Scholl erzählte von einer ganz speziellen Busfahrt nach dem Gewinn der Meisterschaft 2006 in Kaiserslautern, bei der das Team Trainer Magath abfüllte. "Wir waren viele Dreckssäcke und haben dafür gesorgt, dass der Trainer immer was zu trinken hat." Beim Verlassen des Busses lief Magath dann hinter Scholl, schwankte und fiel ihm leicht in den Rücken. Scholl fragte: "Hey Trainer alles gut", und der antwortete nur: "Halt die Klappe, du Arsch" und ging an ihm vorbei. "Ich habe mich totgelacht. Wir wollten ihn zur Meisterfeier abholen, aber das hat er nicht mehr geschafft."
(lgr)