"Mama, Papa, ich", mehr Leute sind es nicht, die über den weiteren Karriereweg von Paul Wanner entscheiden. Der zahnspangige Zehner vom 1. FC Heidenheim steht vor der Wahl: Deutschland oder Österreich, DFB oder ÖFB?
18 Jahre ist der neue Shootingstar der Bundesliga jung, vom FC Bayern ausgeliehen sorgt er in dieser Spielzeit in Heidenheim für Furore. Das hat nicht nur seinen eigentlichen Arbeitgeber schon frohlocken lassen, in der Hoffnung, sich womöglich einen eigenen Florian Wirtz herangezüchtet zu haben, sondern auch gleich zwei Nationalverbände.
Wanners Mutter ist Österreicherin, der Vater Deutscher. Innerhalb der Familie könnte es also durchaus Voreingenommenheiten geben, in welche Richtung der Sohnemann sanft geschubst werden soll. "Ja, vielleicht", sagte Wanner der "SZ". Schließlich sei es nicht so "wie im Verein, man kann nicht hin und eventuell wieder zurückwechseln, und ausleihen geht auch schlecht".
Wie "Sport 1" schreibt, soll Wanner seine Entscheidung an eine Bedingung knüpfen: Sollten Julian Nagelsmann und der DFB ihm eine Perspektive bieten, dass er bei der Weltmeisterschaft 2026 spielen kann, würde sich Wanner für die deutsche Nationalmannschaft entscheiden. Andernfalls, heißt es in dem Bericht, "schaut es schlecht aus".
Wanner hat bislang die Juniorennationalmannschaften von Deutschland durchlaufen, im November 2022 allerdings auch schon einen Lehrgang beim ÖFB absolviert. Ralf Rangnick hätte ihn bereits bei den zurückliegenden Spielen gern im österreichischen Trikot gesehen. "Wir haben regelmäßig Kontakt zu Paul Wanner", sagte Nationaltrainer Rangnick. "Er wäre ein klarer Kandidat gewesen."
Wanner habe ihm aber mitgeteilt, dass er sich zunächst "als Bundesliga-Spieler richtig etablieren will", sagte Rangnick weiter. "Wenn er sich für uns entschieden hätte, hätte er für den Rest seiner Karriere für Österreich spielen müssen, deshalb habe ich absolut verstanden, dass er abwarten möchte."
Auf der anderen Seite hat auch der DFB seine verbalen Bemühungen intensiviert. "Er ist ein Spieler", sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann, "mit sehr viel Potenzial und Tempo, den wir beim DFB fest in unseren Planungen haben". Wie früh Wanner zur Nationalelf stoße, "entscheidet er selbst".
Und auch DFB-Sportdirektor Rudi Völler betonte: "Das ist enorm wichtig, dass wir so einen Spieler halten." Wanner wisse natürlich, was er an Deutschland hat, da er bereits Teil der U-Mannschaften war. Ein Spieler müsse aber "im tiefsten Herzen drin haben, dass man für die Nation spielen möchte".