Kai Havertz hat in jungen Jahren bereits eine ganze Menge erlebt. Bei Bayer Leverkusen entwickelte er sich zum Shootingstar der Bundesliga, wurde deutscher Nationalspieler und wechselte für knapp 80 Millionen Euro zum FC Chelsea. Mit einem Treffer im Finale schoss er die Blues 2021 zum Titel in der Champions League.
Ansonsten lief es im blauen Teil der englischen Hauptstadt aber eher durchwachsen für den 42-maligen Nationalspieler. Im Sommer 2023 zog er daher weiter, blieb aber in London: Für rund 75 Millionen Euro schloss sich Havertz dem FC Arsenal an.
Seit fast vier Jahren spielt der 24-Jährige nun also schon in der Millionenstadt, hat dabei unterschiedliche Ecken kennengelernt. Wohnte er anfangs noch im eher zentral gelegenen Wimbledon, so ist er mit seinem Arsenal-Wechsel in den grüneren Norden gezogen.
Was indes alle Gegenden in London gemeinsam haben: Praktisch überall gibt es Profifußballer. In der Premier League spielen sieben Teams aus der Hauptstadt, in den Ligen darunter gibt es zahlreiche weitere Klubs aus der Metropole. Wie Havertz im Podcast "Copa TS" berichtete, hat dies schon zu kuriosen Begegnungen geführt, eine davon im Flugzeug.
"Vor zwei Jahren hatten wir bei Chelsea fünf, sechs Tage frei. Da bin ich mit meiner Freundin, Timo Werner und seiner Freundin nach Dubai geflogen", erinnerte er sich an einen Kurztrip: "Dann spielst du sonntags, fliegst am Abend und weißt, dass der ganze Flieger voller Premier-League-Spieler sein wird."
Es kam, wie Havertz es seinerzeit erwartet hatte. Kaum saß er, "kam der Erste, dann der Zweite – und dann kamen fünf oder sechs Arsenal-Spieler". Eine freundliche Begrüßung gab es allerdings nicht: "Gefühlt keiner guckt dich an oder redet mit dir. Aber jetzt sind wir die besten Freunde."
Böswilligkeit oder Rivalität steckte allerdings nicht hinter dem allgemeinen Schweigen. Vielmehr, so erklärte es Havertz, wollte jeder "lieber sein Ding machen", also einfach seine Freizeit genießen.
Das gelingt dem DFB-Star mittlerweile auch deshalb zunehmend, weil er deutlich weniger Zeit auf Social Media verbringt. Als er dort noch regelmäßig reingeschaut hat, erblickte er oftmals dieselbe Kritik: eine Körperhaltung, die vielen als zu lässig erscheint. Ähnlich wie es sich über Jahre auch andere Nationalspieler wie Leroy Sané oder Mesut Özil anhören mussten.
Spurlos ist das nicht an Havertz vorbeigegangen. "Es war eine Katastrophe, dass ich das selbst eine Zeitlang geglaubt habe und verändern wollte", erinnerte er sich zurück und ging dabei ins Detail: "Vielleicht musst du deine Hände anders bewegen oder anders laufen, aber das hat mir auch nicht gutgetan."
Eben deswegen wischt er diese wiederkehrende Kritik nun zur Seite. "Mittlerweile ist mir das scheißegal. So spiele ich seit 20 Jahren Fußball", verwies er auf seine durchaus erfolgreiche Laufbahn und versicherte dabei: "Es kommt vielleicht nicht so rüber, aber wenn ich einen Sprint mache, gebe ich in dem Moment auch alles."
Genau das kündigte er indes auch für die anstehende Heim-EM, die er als "einmalige" Chance bezeichnete, an. Trotz der so enttäuschenden letzten Jahre geht Havertz zuversichtlich ins Turnier: "Alle reden negativ, aber ich habe da so ein Gefühl. Jetzt erst recht. Wir machen unser Ding."