Am Donnerstag verkündete Toni Kroos, worüber schon seit Monaten spekuliert worden war: Ab März läuft er wieder für die deutsche Nationalmannschaft auf. Möglich wurde dies durch die Hartnäckigkeit von Bundestrainer Julian Nagelsmann, wie Kroos erklärte.
So hatte der 34-Jährige eigentlich schon ein für allemal mit dem DFB-Team abgeschlossen, Nagelsmann aber fragte wegen einer möglichen Rückkehr an, telefonierte in der Folge immer wieder ausgiebig mit dem Profi von Real Madrid. Und das mit Erfolg.
"Mit jedem weiteren Gespräch habe ich bei ihm eine zunehmend größere Begeisterung dafür gespürt, trotz seines eigentlichen Rücktritts doch bei der Heim-EM dabei zu sein und uns zu unterstützen", gab nun auch Nagelsmann im Gespräch mit dem "Spiegel" einen Einblick in seinen Austausch mit Toni Kroos.
Durch die Rückkehr des Mittelfeldspielers ergeben sich in der DFB-Elf zwangsläufig ein paar Veränderungen. Kroos wird in der Zentrale gesetzt sein, Kapitän İlkay Gündoğan ebenso. Beide sind keine klassischen Abräumer, weshalb ein defensiv denkender Sechser eine sinnvolle Ergänzung für das Duo zu sein scheint.
Auf Joshua Kimmich trifft dies nicht zu, weshalb für den variablen Bayern-Profi im Mittelfeld wohl kein Platz mehr ist. Hinten rechts in der Viererkette hingegen sieht es anders aus, dort haben die unterschiedlichen Bundestrainer in den vergangenen Jahren stets nach einer Lösung gesucht.
Nagelsmann plant nun definitiv mit Kimmich als Rechtsverteidiger. "Er hätte im Übrigen auch rechts hinten gespielt, wenn Kroos nicht zurückgekehrt wäre", machte er deutlich, dass dies nicht einmal eine Folge aus der Rückkehr von Toni Kroos ist.
Dass Kimmich selbst lieber im Mittelfeldzentrum spielt, sieht der Bundestrainer indes nicht als Problem: "Bei der Nationalmannschaft muss man sich unterordnen. Da ist man ein Diener für sein Land. Kimmich ist das."
Weniger positiv blickte Nagelsmann indes auf seine Zeit beim FC Bayern zurück. Im März 2023 war er überraschend entlassen worden, weil seine damaligen Chefs, Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić, die Titelverteidigung in der Bundesliga in Gefahr sahen.
"Ich wurde bei Bayern verpflichtet mit der Maßgabe, Dinge zu verändern. Es gibt Klubs, die geben einem die Zeit", merkte er kritisch an. Dabei nannte er zwei prominente Beispiele: "Jürgen Klopp war fünf Jahre beim FC Liverpool, bis er dort erstmals Meister wurde. Pep Guardiola holte erst nach sieben Jahren den Champions-League-Titel mit Manchester City."
In München wiederum habe die Führung weitaus weniger Geduld. "Die Trainer beim FC Bayern bekommen nicht so viel Zeit, um etwas zu entwickeln", kritisierte er die Entscheidungsträger.
Dabei wehrte er sich auch vehement gegen die Unterstellungen des Klubs, rund um seine Entlassung nicht erreichbar gewesen zu sein. "Das stimmte einfach nicht. Ich war von Montag bis Mittwoch ganz normal im Büro am Trainingsgelände an der Säbener Straße", stellte er nun richtig: "Als Einziger übrigens, sonst war keiner der Verantwortlichen da."
Erst in der zweiten Wochenhälfte sei er in den Kurzurlaub gefahren, von "Mittwochmittag bis Freitagmorgen". Dieser Ausflug sei "auch so genehmigt" gewesen, wie Nagelsmann betonte.
Auch elf Monate nach der Trennung ist der Bundestrainer auf seinen ehemaligen Arbeitgeber also nicht sonderlich gut zu sprechen. Anders als etwa Hansi Flick dürfte er also nicht allzu schnell wieder als Trainerkandidat beim FC Bayern gehandelt werden.