Wenn der FC Bayern am Samstagnachmittag den 1. FC Köln empfängt, geht es für die Hausherren nicht mehr um viel. Bei 16 Punkten Rückstand auf Bayer Leverkusen ist das Titelrennen der Bundesliga bereits entschieden.
Trotz zuletzt zweier Liganiederlagen in Folge erscheint es zudem unwahrscheinlich, dass die Münchener noch aus den Champions-League-Rängen fallen. Der Vorsprung auf den Fünften aus Dortmund beträgt immerhin sieben Zähler.
Öffentlich dürfte trotzdem niemand vom FC Bayern behaupten, die Partie gegen Köln nicht mit vollster Konzentration anzugehen. Der übergeordnete Fokus dürfte dennoch eher auf dem übernächsten als auf dem nächsten Spiel liegen.
Vier Tage nach der Bundesliga-Partie geht es für die Münchener vor heimischer Kulisse gegen den FC Arsenal schließlich um den Einzug ins Halbfinale der Königsklasse.
Durch eine gute Leistung im Hinspiel, bei dem Serge Gnabry und Harry Kane zunächst einen Rückstand in eine Führung gedreht hatten, ehe es nach der Pause den Ausgleich setzte, darf sich der FCB berechtigte Hoffnungen aufs Weiterkommen machen.
"Bayerns 2:2 in London ist gut, auch wenn das Rückspiel natürlich kein Selbstläufer wird", ordnet Erik Meijer, früherer Profi und heutiger Taktikexperte bei Bezahlsender Sky, die Lage aus Münchener Sicht im "Kicker" ein.
Während der Partie habe er zunächst kein gutes Gefühl gehabt, nach dem frühen Gegentor bereits mit dem Schlimmsten gerechnet. "Aber man sieht, was ein guter Umschaltmoment mit einer Mannschaft machen kann, die zuletzt nicht viel Selbstvertrauen getankt hat – nach dem 1:1 lief es viel besser."
Generell hat der TV-Experte vor allem auf Konter ausgerichtete Münchener in London gesehen, er fühlte sich dabei an das starke 3:0 gegen den VfB Stuttgart in der Hinrunde erinnert. Eine solche Ausrichtung sei "einerseits überraschend, weil es eben nicht Bayern-like ist, aber es ist andererseits logisch", wog er ab. Zugleich schob Meijer eine Erklärung nach:
Darin stecke zudem auch eine wichtige Erkenntnis für das Rückspiel am kommenden Mittwoch. "Wenn man sieht, wie dieses Umschaltspiel aber zum Beispiel einem Leroy Sané liegt, ist das, dieses Konterspiel, möglicherweise auch das Mittel fürs Rückspiel", legte der TV-Experte Thomas Tuchel nahe, an dem Ansatz festzuhalten.
Dass sich das Konterspiel auswärts leichter verargumentieren lässt, liegt auf der Hand. Das Heimpublikum hingegen könnte andere Erwartungen haben, gerade nach den vergangenen, stets von Ballbesitz geprägten Jahren.
"Man muss sich nicht treiben lassen, nur weil man dann Heimrecht hat", ermutigte der Sky-Mann Tuchel. Der Trainer hat aber ohnehin nicht gerade den Ruf, sich von äußeren Faktoren beeinflussen zu lassen.
Bei der von Meijer empfohlenen Ausrichtung könnte auch Arsenal helfen. In der Champions League haben die Gunners auswärts durchschnittlich 58,2 Prozent Ballbesitz, in der Premier League gar 60,4 Prozent. Sie wollen also selbst die Kugel haben. Womöglich ganz zur Freude der Bayern.