Die Bundesliga nähert sich mit großen Schritten der Winterpause. Zwei Partien stehen im deutschen Oberhaus noch aus, ehe sich die 18 Mannschaften eine kurze Verschnaufpause gönnen dürfen. Schon jetzt lassen sich einige Learnings aus dem ersten Halbjahr zusammenfassen.
So ist der FC Bayern nach der titellosen Vorsaison fraglos zurück, das Team von Vincent Kompany dominiert das Ligageschehen und marschiert derzeit mit sechs Punkten Vorsprung vorneweg. Doublesieger Bayer Leverkusen ist zwar nicht eingebrochen, die schwarze Magie des Vorjahres scheint aber verschwunden zu sein. Beim BVB wiederum brachte der Trainerwechsel noch nicht den erhofften Umschwung, beim VfL Bochum schon mal gar nicht.
So klar und so leicht sich die sportliche Lage bei einzelnen Klubs auch bewerten lässt, bei ihrer Arbeitskleidung ist das oftmals weitaus schwieriger. Die Trikotsätze der Erstligisten umfassen zwei, drei oder teilweise gar vier Shirts für die Feldspieler. Manche davon sind schlicht, andere spektakulär. Manche sind bunt, andere monochrom. Manche sind schön, andere weniger. Oftmals ist es einfach Geschmackssache.
Und dann gibt es da noch fünf Trikots, die uns aus ganz unterschiedlichen Gründen einfach ratlos zurücklassen.
Heimtrikots, eigentlich sollte das selbsterklärend sein, nutzen in der Regel die Vereinsfarben einer Mannschaft. Um sich vor weiteren Spielereien vom Ausstatter oder übereifrigen Mitarbeitenden in der Marketingabteilung zu schützen, suchten die Fans des FC Bayern nach der mehrfachen Implementierung blauer Elemente 2018 das Gespräch mit der Klubführung.
Das Ergebnis gefiel den Anhänger:innen. "Trikots stellen für Fußballfans ein wichtiges Identifikationsmerkmal mit ihrem Klub dar. Die FC Bayern München AG hat insoweit mitgeteilt, dass zukünftig für die Hauptspielkleidung, bestehend aus Trikot, Hosen und Stutzen (sogenanntes Home-Trikot), ausschließlich die traditionellen Vereinsfarben Rot und Weiß verwendet werden", wurde Jörg Wacker, damaliger Vorstand Internationalisierung und Strategie, im November 2018 zitiert.
Frei nach dem Konrad Adenauer zugeschriebenen Satz – "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern? – haben die Münchener für diese Saison ein Heimtrikot gänzlich ohne weiße Elemente präsentiert.
Stattdessen gibt es "Triple-Red", wie es offiziell heißt, dazu kommen schwarze Applikationen. Unter den Fans regt sich Widerstand, bereits zum letzten Heimspiel der Vorsaison protestierten sie mittels mehrerer Banner. "Triple Red?! Bei dieser Lüge sehen wir schwarz!" und "Die Clubfarben sind rot und weiß", stand auf diesen etwa geschrieben.
Uns lässt es indes ratlos zurück, wie man sechs Jahre nach solch einem Bekenntnis die eigene Anhängerschaft wieder derart gegen sich aufbringen kann.
Gut gedacht ist nicht automatisch auch gut gemacht. Ein gutes Beispiel dafür liefert der BVB, wenngleich dieses nicht in der Bundesliga zu sehen sein wird. Denn es geht um das Pokaltrikot der Dortmunder – also jenes Shirt, das im DFB-Pokal getragen wurde, sowie noch in den Champions-League-Spielen präsentiert wird.
"Das Trikotdesign des Turniertrikots 24/25 vereint unter dem Motto 'History Remade' verschiedene Elemente und ist inspiriert von Trikots, die in der Vergangenheit schon bei legendären Pokal-Momenten wie dem Champions-League-Finale 2013 getragen wurden", heißt es in der Beschreibung des Shirts. Das klingt verheißungsvoll, optisch aber wirkt es unentschlossen, chaotisch, komplett durcheinander.
Wirklich freundliche Worte fallen uns zu dem Trikot nicht ein, deshalb lassen wir einfach einen BVB-Fan sprechen, der seinem Unmut auf Instagram freien Lauf gelassen hat: "Wenn man die Augen so gaaaanz komisch zukneift, bis die Tränen kommen ... dann ... sieht es immer noch richtig kagge aus."
Verifiziert unansehnlich kennen sie auch in Köpenick. Das neue Ausweichtrikot der Eisernen hat es bei den Expert:innen vom Portal "Footy Headlines" immerhin in die engere Auswahl für das hässlichste Trikot des Monats Juli geschafft.
Am Ende ging Union zwar nicht als "Sieger" hervor, der Anblick der knallgelben Streifen dürfte die Sehkraft einiger User dennoch nachhaltig beeinträchtigt haben. Oder aber er hat sie in die Filiale einer großen Fast-Food-Kette gelockt.
Orange trägt nur die Müllabfuhr, so behauptete es Mickie Krause zumindest einst spöttisch in Richtung der Niederländer. 2008 aber ist längst vorbei, 2024 hat es der Oranje-Look auch in die Bundesliga geschafft.
Steckte dahinter etwa der gewiefte Plan, der Frankfurter Defensive ein geschlosseneres Verschieben nach links, nach rechts und dann wieder nach links zu vermitteln? Oder sollte dieses Trikot Igor Matanović in den nächsten Ruud van Nistelrooy verwandeln? Es hat beides nicht so wirklich geklappt, aber immerhin ist Omar Marmoush mittlerweile so richtig durchgestartet. Was Ägypten nun aber mit den Niederlanden zu tun hat? Ja, da ist selbst die Verwirrung verwirrt.
Genie und Wahnsinn können nahe beieinander liegen. Bei Werder Bremen kennen sie das nur zu gut. Die Ankunft von Naby Keïta etwa wurde im vergangenen Sommer als Transfercoup gefeiert, letztlich aber floppte der Mittelfeldspieler als Störenfried und Dauerverletzter. Auch das neue Heimtrikot driftet hart an der Grenze zwischen Jubel und Wut.
Einerseits kombiniert es die traditionellen Heimfarben mit modernen Mustern, andererseits ist das Gesamtensemble von Streifen, Quadraten und dem darin integrierten Muster wild.
Die Meinungen reichen dementsprechend vom besten Werder-Trikot der vergangenen Jahre bis hin zu 'das würde man nicht einmal einem HSV-Fan antun'. Uns lässt es einfach nur ratlos zurück.