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DFB-Frauen: Selina Cerci verrät Tor-Geheimnis bei Comeback-Saison

08.04.2025, Niedersachsen, Wolfsburg: Fußball, Frauen: Nations League A Frauen, Deutschland - Schottland, Gruppenphase, Gruppe 1, 4. Spieltag, Volkswagen Arena. Deutschlands Selina Cerci feiert ihr To ...
Selina Cerci spielte sich mit einem Dreierpack gegen Schottland in den Fokus der deutschen Fußball-Öffentlichkeit. Bild: dpa / Swen Pförtner
Interview

Selina Cerci: "Ich bin im Kopf immer klar geblieben"

Zwei Kreuzbandrisse, fast zwei Jahre kein Fußball und in der Comeback-Saison als Bundesliga-Torschützenkönigin zur EM: Selina Cerci hat bewegende Monate hinter sich und gilt als X-Faktor für das DFB-Team.
30.06.2025, 18:0030.06.2025, 18:55
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Selina Cerci ist die Vorfreude auf die Fußball-Europameisterschaft anzumerken. Die 26-Jährige lacht viel, gestikuliert, wenn sie gewisse Dinge erklären will und gibt ausführliche Antworten über ihre Heimat Kiel und dass sie die Duelle mit Jungs auf dem Bolzplatz positiv geprägt haben.

Nach langer Verletzungspause absolvierte die Stürmerin der TSG Hoffenheim in der vergangenen Saison zum ersten Mal seit fast drei Jahren wieder eine komplette Spielzeit – und wurde mit 16 Toren sofort beste Torjägerin.

Im watson-Interview spricht sie über ihre Arbeit mit einer Sportpsychologin, ihren Instinkt im Strafraum und ihren speziellen Tick bei Fußball-Schuhen.

watson: Selina, kann man Toreschießen nicht verlernen?

Selina Cerci: Nein, das habe ich nicht verlernt. Ich habe auch mit einer Psychologin darüber gesprochen und sie meinte: "Selina, du bist mental so stark, ich weiß gar nicht, was ich mit dir besprechen soll." Denn es gibt viele Spielerinnen, die bereits nach kleineren Verletzungen mental am Ende sind, weil sie das wieder aus der Bahn geworfen hat.

Worüber habt ihr dann gesprochen?

Über die positiven Dinge. Sie hat mir gesagt: "Stell dir abends im Bett vor, wie du die Bälle schießen würdest, wenn du wieder spielst."

"Ich bin immer positiv und sage, dass ich alles kann."

Das hat offensichtlich gut geklappt.

Bei meinem Comeback gegen Leverkusen (März 2024, Anm. d. Red) habe ich direkt nach zwei Minuten eine gute Chance vergeben, da musste ich an ihre Worte denken. Aber ich habe meinen Stürmerinstinkt nicht verloren. Ich bin einfach eine torgefährliche Spielerin und wenn ich den Ball im Strafraum gut treffe, kann man sich verlassen, dass ein Tor rausspringt – außer die Torhüterin hält ihn überragend.

Kannst du dir erklären, woher deine mentale Stärke kommt?

Ich weiß es nicht. Ich glaube, weil ich von Natur aus ein positiver Mensch bin. Natürlich haben mich die Verletzungen geprägt, aber ich bin im Kopf immer klar geblieben. Das ist das Wichtigste.

Wie spiegelt sich das auf dem Platz wider?

Ganz einfach: Wenn du ins Spiel gehst und dich auf die einfachen Dinge wie genaues Passspiel konzentrierst, wirst du irgendwann belohnt.

Wann hast du in dieser Saison gemerkt, dass es mit dem Toreschießen gut klappt?

Wenn es läuft, dann läuft es manchmal einfach. Das war auch bei meinem Dreierpack gegen Schottland so, als mir bei meinem zweiten Tor der Ball gegen das Schienbein prallt und reingeht. Du stehst dann einfach immer richtig und so war es bei mir die komplette Saison. Ich habe mir aber nie Druck gemacht, dass ich Tore schießen muss, weil ich einfach wieder Spaß am Fußball haben wollte.

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Bundestrainer Christian Wück (r.) schwärmt in höchsten Tönen von Selina Cerci. Bild: dpa / Arne Dedert

Das letzte Mal als es für dich so gut lief, standest du bei drei 13 Toren nach 15 Spielen, dann folgte der erste Kreuzbandriss im März 2022. Kamen Gedanken daran im Laufe der Saison wieder hoch?

Nein. Das ist ganz aus meinem Kopf, ich denke darüber nicht mehr nach. Der Kreuzbandriss kam damals durch Fremdeinwirkung und in meiner Reha habe ich physisch zugelegt.

Kreuzbandrisse sind im Frauen-Fußball immer noch ein beherrschendes Thema, treten deutlich häufiger auf als bei den Männern. Wird dir in diesem Bereich genug getan?

Es gibt keinen klaren Plan. Aber die Vereine achten inzwischen gerade in der Zyklusphase darauf, das Training anzupassen, damit solche Verletzungen nicht auftreten. Für die Zukunft wäre es natürlich schön, wenn man noch weiter an diesem Thema arbeitet. Aber wenn diese Verletzung wie bei mir mit Gegnereinwirkung passiert, lässt sich das auch nicht verhindern.

Adidas hat kürzlich einen reinen Fußballschuh für Frauen rausgebracht, an dessen Entwicklung Jule Brand beteiligt war. Könntest du dir vorstellen, für Nike eine ähnliche Position einzunehmen?

Wenn Nike auch so einen Schuh entwickelt, kann ich mir das gut vorstellen. Andererseits muss ich schauen, ob ich mit dem Schuh spielen kann – aber grundsätzlich bin ich da nicht so.

Bist du abergläubisch, was deine Schuhe angeht?

Nein. Viele sagen immer, sie müssen mit eingespielten Schuhen spielen, aber ich könnte jeden Spieltag neue gebrauchen. Ich mag es einfach, in neue Schuhe zu schlüpfen.

Nach deinem Dreierpack gegen Schottland im April hattest du gehofft, dass noch jemand etwas auf den Spielball "als Motivation für die EM" draufschreibt. Steht etwas drauf?

Ja, ganz viele kleine Botschaften.

Hat es das überhaupt gebraucht?

Ich wollte unbedingt in den EM-Kader kommen, aber letztendlich liegt die Entscheidung in Trainerhänden. Daher habe ich mir nie den Kopf gemacht und einfach im Training und den Spielen meine Leistung gebracht. Dadurch habe ich dem Bundestrainer gezeigt, dass er nicht auf mich verzichten kann.

Christian Wück hat gesagt, du bist "kopfballstark, schnell, gut im Eins-gegen-Eins und kannst Tore machen." Was kann Selina Cerci offensiv nicht?

(lacht) Keine Ahnung. Bestimmt gibt es Sachen, die ich nicht kann. Aber ich bin immer positiv und sage, dass ich alles kann. Wenn du schon mit der Einstellung rangehst und sagst: "Ich kann nicht Außen spielen", dann funktioniert das nicht. Deswegen sage ich: "Ich kann auch Außen spielen" und dann spiel ich Außen.

Du hast das erste Mal seit gut zwei Jahren eine komplette Saison hinter dir. Wie hat sich das mental auf dich ausgewirkt?

Mental war es natürlich sehr gut, weil ich mich gefreut habe, wieder durchgängig auf dem Platz zu stehen. Körperlich wurde ich zu Beginn der Saison noch aus Trainings oder Testspielen genommen, weil man nach zwei Jahren nichts überstürzen sollte. Ich war in Hoffenheim in guten Händen und musste manchmal gestoppt werden, weil ich sehr trainingsehrgeizig bin und jede Einheit mitnehmen will.

Und körperlich?

Ich bin sehr dankbar, dass mein Körper und Knie alles so mitgemacht haben. Es gab keinen Moment, wo ich mich über mein Knie beschwert habe. Wenn ich gefehlt habe, dann nur, weil ich krank war. Darauf bin ich stolz.

Du wurdest diese Saison zweimal eingewechselt und hast jeweils getroffen. Bist du ein guter Joker?

Das spielt in meinen Gedanken keine Rolle. Wenn ich mal von der Bank gekommen bin, war das berechtigt. Und wenn ich als Joker reinkomme und treffe, freut mich das natürlich.

Ist die Joker-Rolle für dich bei der EM vorgesehen?

Mir wurde meine Rolle mitgeteilt und ich bin da, wenn ich gebraucht werde. Ob ich gegen gewisse Mannschaften von Beginn spiele oder nicht, wird man sehen

Dann ist dein Vorteil, dass du in der Sturmspitze spielen und über die Außen kommen kannst.

Genau. Ich glaube, dass Christian Wück mit mir eine Spielerin hat, die sehr vielseitig ist und darauf kann er sich verlassen.

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